SS-Sturmmann
* 25.09.1908 in Langenfeld (Bad Salzungen)
letzter bekannter Wohnort: Langenfeld (Bad Salzungen)
Reichsdeutscher
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
(zeitweise Einsatz im Effektenlager Kanada)
07.01.1943
Beförderung zum SS-Sturmmann
Standortbefehl Nr. 36/43:
Besuch der Ehefrau vom 11.09.-25.09.1943
Hans Anhalt verließ sich nach 1945 darauf, daß die Behörden der DDR keine systematischen Nachforschungen nach Mitgliedern der Auschwitzer Wachmannschaften anstellten. Er trug immer wieder Gegenstände ins Versatzamt, die er seinerzeit in Kanada organisiert und nach Hause geschickt hatte. Da sie einen großen Wert darstellten, fiel das mit der Zeit auf. Nachdem bei einer Hausdurchsuchung weitere Effekten gefunden wurden, die nachweislich aus Auschwitz stammten, wurde ihm im Jahre 1964 der Prozeß gemacht
Hans Anhalt lebte nach 1945 unbehelligt in Thüringen und arbeitete als Traktorfahrer. Spätestens 1951 erfuhren die DDR-Behörden zum ersten Mal, dass der 1908 geborene Anhalt als SS-Mann in Auschwitz gewesen sei und „Häftlingen die Goldzähne ausgeschlagen“ habe.
Doch zehn Jahre lang geschah gar nichts – keine Ermittlungen, keine Vernehmungen, erst recht keine Festnahme. Erst im Oktober 1961, in Jerusalem lief das Verfahren gegen Adolf Eichmann, den Organisator der Deportationen, und in Frankfurt/Main stand die Eröffnung des Auschwitz-Prozesses bevor, wurde das MfS aktiv: Es ließ Anhalt bespitzeln und legte eine Vorlaufakte an – unter dem Decknamen „Eichmann“.
Doch es dauerte mehr als ein Jahr, bis Hans Anhalt endlich festgenommen wurde. Schon bei seiner ersten Vernehmung einen Tag später, am 9. November 1962, gab der Beschuldigte zu, in Auschwitz als Wachmann tätig gewesen zu sein. Er bestritt aber, etwas von den Verbrechen gewusst zu haben.
Doch die Hausdurchsuchung ergab, dass Familie Anhalt über in Auschwitz entwendete Wertsachen und Lederwaren verfügte. Für seine Kinder hatte Anhalt KZ-Häftlinge Mäntel anfertigen lassen. Seine Frau wusste nicht nur vom Mord in den Gaskammern, sondern auch, dass ihr Mann bei Selektionen mitgewirkt hatte und zur Vergasung schlurfende Menschen zu den Krematorien begleitet habe.
In einer Vernehmung am 21. August 1963 offenbarte Anhalt dann ein eigenwilliges Verständnis: „Ich habe während meiner Dienstzeit im KZ Auschwitz überhaupt keine Verbrechen begangen. Zumindest sehe ich das Erschießen, Töten, Schlagen und Misshandeln von Häftlingen im KZ Auschwitz nicht als Verbrechen an.“ Er habe lediglich seine „Pflicht als Nationalsozialist erfüllt“ – das hieß für ihn auch, „die Vernichtung der Juden zu beschleunigen“.