SS-Obersturmführer

* 10.10.1906 in Freiburg an der Elbe
† 13.01.1976 in Wischhafen

letzter bekannter Wohnort:
Wischhafen

Reichsdeutscher

1913 - 1922
1 Klasse der Mittelschule

1922 - 1924
Volontärzeit in einem Industriebetrieb

6 Semester des Technikums

Beruf: Ingenieur/Gastwirt

1929
absolvierte an der Seefahrtsschule einen Kurs zum Funker und fuhr anschließend auf einem Handelsschiff ein Jahr als Bordfunker zur See.

01.10.1931 - 01.11.1931
Angehöriger der Sturmabteilung der NSDAP (SA)

ab 01.11.1931
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 690 386)

ab 01.12.1931
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 23 860)
(Dienst im 11. Sturm der 55. SS-Standarte)

1932
Nach erneuter Arbeitslosigkeit machte Grünberg sich 1932 selbständig und eröffnete in Wischhafen eine Gastwirtschaft.

ab 01.03.1939
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

als Angehöriger einer SS-Totenkopfdivision Teilnehmer am Polen- und Westfeldzug

seit 1939 verheiratet und Vater von vier Söhnen

01.09.1939
Beförderung zum SS-Unterscharführer

April 1941 bis September 1941 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Sachsenhausen

01.11.1941
Beförderung zum SS-Oberscharführer

September 1941 bis September 1943 Kompanieführer der Ausbildungskompanie im KL
Auschwitz

zeitweise Angehöriger der Lagermannschaft im Dachauer NL
Augsburg-Haunstetten

Schutzhaftlagerführer im Dachauer NL
Bad Saulgau
(Grünberg war "nur" tageweise in Saulgau anwesend)

18.02.1943
Beförderung zum SS-Untersturmführer

September 1943 bis September 1944 Kompanie- und Lagerführer im Dachau-NL
Friedrichshafen Hochstraße u. NL Friedrichshafen-Raderach Kreisstraße 7742

20.04.1944
Beförderung zum SS-Obersturmführer

September 1944 bis zur Auflösung des Außenlagers
Überlingen-Aufkirch Lagerkommandant des Lagers
(er begleitete noch den Rücktransport der Häftlinge Ende April 1945 nach München-Allach). („Allach-BMW, Bau und Fertigung“ so hieß das Außenkommando offiziell) Grünberg kann für sich den traurigen Ruhm beanspruchen, innerhalb weniger Monate 250 Menschen ins Jenseits befördert zu haben. Davon wurden 150 Opfer im Krematorium in Konstanz verbrannt, die übrigen 100 wurden im Wald von Überlingen verscharrt.

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern

er schlug sich dann in Zivil nach Norddeutschland in seine Heimat durch, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg wieder seine Gastwirtschaft führte. Bei der Entnazifizierung 1950 wurde er als Mitläufer eingestuft. Er starb Ende der sechziger Jahre in seinem Heimatort Wischhafen.

In den fünfziger und sechziger Jahren fanden Ermittlungsverfahren gegen den Lagerkommandanten Georg Grünberg statt. Am 13. Dezember 1965 wurde das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht München II «mangels begründeten Tatverdachts eingestellt. Die von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg angestellten Ermittlungen gegen SS-Personal des KZ Überlingen wurden 1967 eingestellt.

Anmerkungen
Personalakte Georg Grünberg, in: BArch Berlin, BDC.
Schlussvermerk, 1967, in: BArch Ludwigsburg, ZStL IV 410 AR 107/67.

Anmerkung:
Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg - IV 410 AR-Z 25/71
Die Angabe, dass die Firmen Zahnradfabrik AG, Balluf & Springer Aluminiumwerk und Apparatebau, Reichsbahnausbesserungswerk, Maybach Motorenbau GmbH und Dornier Werke KZ-Häftlinge beschäftigt hatten, geht auf einen Fehler im Schlußvermerk der Ermittlungsakten vom 13. April 1973 gegen den Lagerführer Georg Grünberg des KZ-Lagers zurück. Übersehen wurde beim Schlußvermerk, dass in der Veröffentlichung des ITS Arolsen die Bezeichnung CCKdo. of Dachau und CWC nicht das Gleiche bedeutet. Unter CWC als Civilian Workers Camp waren die o.g. Firmen in Arolsen aufgeführt, was bedeutet, dass sie lediglich Lager für Zivilarbeiter betrieben hatten.

Aussage Franz Hofmann
Aussage des ehemaligen Schutzhaftlagerführer Franz Hofmann (AV, Bl. 1355):
»Ich habe damals nicht gesehen, wie die Gaskammer nach der Vergasung wieder geöffnet und die Gaskammer geräumt wurde. Dies habe ich mir im Führerheim und in der Unterkunft von SS-Offizieren erzählen lassen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an den Untersturmführer Grünberg.«
Hofmann,
»kurze Zeit nach dem Zusammenbruch« mit Grünberg auf der Flucht: »Ich fuhr damals mit ihm zusammen durch Deutschland und wollte nach Hamburg. In Thüringen habe ich mich von ihm getrennt. Grünberg war Kompanieführer einer Wachmannschaft und hatte in dieser Eigenschaft mit den Vergasungen zu tun.

Wie der blutdürstige SS-Obersturmführer mit den Gefangenen umspringt, wird von einem Augenzeugen in folgender Weise geschildert:
Grünberg säuft mit Vorliebe Schnaps. Wenn er besoffen ins Lager kommt, muss sich jeder Lagerinsasse vor ihm in Acht nehmen. Begegnet ihm in seinem Rausch ein Gefangener, der infolge der schlechten Ernährung und den körperlichen Anstrengungen nicht aufrecht geht, ruft er ihn herbei und erkundigt sich nach seinem Befinden. Erklärt der Lagerindasse, dass er sich krank fühle, so tritt ihn Grünberg mit seinen Stiefeln in den Unterleib. Bricht der Gefangene unter dieserr Misshandlung zusammen, so tritt dieser Schweinehund von SS-Obersturmführer so lange auf seinem Opfer herum, bis dieses verendet.
Hat er seine „Heldentat“ vollbracht, begibt er sich mit geschwellter Brust in die nächste Baracke, um dort die übrigen Insassen zu terrorisieren.
Was bedeutet Georg Grünberg schon ein Menschenleben! In Dachau sitzen noch viele Opfer. Er hat nur aus jenem Lager den nötigen „Nachschub“ anzufordern und schon sind die entstandenen Lücken wieder ausgefüllt.“

letzte bekannte Adresse
Gaststätte Fährhaus
Fährstrasse 16
21737 Wischhafen

Staatsarchiv Hamburg
213-12_0878 Anfrage der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Stuttgart vom 30.01.1975 zu einem Hamburger Verfahren gegen Georg Grünberg in Wischhafen um das Jahr 1950 herum
213-12_0878
Titel: Anfrage der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Stuttgart vom 30.01.1975 zu einem Hamburger Verfahren gegen Georg Grünberg in Wischhafen um das Jahr 1950 herum
Laufzeit: 1975
Darin: Enthält u.a.: Mitteilung an die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Stuttgart vom 25. Februar 1975, dass Georg Grünberg weder als Beschuldigter/Angeklagter noch als Zeuge in den Registern und Karteien gefunden werden konnte
Staatsanwalt: Taube
Alte Aktenzeichen staatsanw. Ermittlungsverfahren: Staatsanwaltschaft Hamburg 147 AR 2/75.- Parallelverfahren: Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Stuttgart 86 Js 559/70
Frühere Signaturen: 213-12_0878 Band 001
Angeklagte / Beklagte: Grünberg, Georg, geb. am 10.07.1906 in Freiberg/Elbe
Geburtsdatum: 10.07.1906

Charakterisierung

Personalakte der Waffen-SS im Konzentrationslager Dachau, 11. August/19. September 1944
1. Persönlichkeitswertung: (Charakterstärken und Schwächen, Neigungen, Süchte)
Strebernatur, gepflegt, sprunghaft, energisch.
2. Geistige und körperliche Veranlagung, dienstliche Kenntnisse und Leistungen:
geistig rege, beweglich. – Mittelgroß und schlank. – Gute infanteristische Kenntnisse, ebenfalls gute Kenntnisse u. Leistungen als Lagerführer
3. Auftreten und Benehmen gegen Vorgesetzte, Kameraden, Untergebene – außerdienstliches Verhalten:
Soldatisch, Benehmen in und außer Dienst einwandfrei, im Kameradenkreis beliebt.
4. Weltanschauliche Ausrichtung – überzeugende u. freie Vortragsart:
Weltanschaulich gefestigt. Überzeugende freie Vortragsart
5. Bewährung vor dem Feinde, Spezialist auf besonderem Gebiet: Wird die jetzige Dienststellung ausgefüllt?:
Fronteinsatz. – Kein Spezialist. – Die jetzige Dienststellung wird ausgefüllt.
6. Eignung für nächsthöhere oder anderwertige Verwendung: Angabe ungelöschter Strafen
Lager- oder Komp.-Führer. Ohne Strafen.
7. Sind in der Beurteilung angeführte Mängel dem Beurteilten eröffnet worden:
Nein.

Gaststätte Fährhaus , 21737 Wischhafen


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