Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen
Bezeichnung
SS-Arbeitslager Wiener Neustadt
Gebiet
Österreich, Bundesland Niederösterreich, Statutarstadt
Eröffnung
20.06.1943
Schließung
Die Häftlinge wurden am 02.04.1945 in das Außenlager Steyr, wo sie am 08.04.1945 angekommen sind, evakuiert.
Geschlecht
Männer
Einsatz der Häftlinge bei
Rax-Werke GmbH, Wiener Neustadt, Pottendorfstraße 39
Art der Arbeit
Zusammenbau der großen Serbenhalle
Kanalisations- und Erdarbeiten
Raketenproduktion
Tender- und Marine-Artillerie-Leichterbau
Aufräum- und Reparaturarbeiten nach Bombenangriffen
Bemerkungen
Die Entstehung des Außenlagers Wiener Neustadt ist im Zusammenhang mit der Gründung der dortigen Rax-Werken zu sehen. Diese wurden am 05.05.1942 durch die Fa. H & S (Henschel und Sohn) und die angegliederte LOFAG (Wiener Lokomotivfabrik AG) mit der Absicht gegründet, dort die kriegswichtige Produktion von Tendern und Flak-Geschützrohren aufzunehmen. Die Aufnahme der Produktion in einem großen Maßstab verlangte einen Ausbau des Standorts. Daher ließ man in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht in Kraljevo (Jugoslawien) zwei große Fabrikhallen konfiszieren und in Wiener Neustadt wieder aufbauen. Es sollte allerdings nicht zu einer Produktion von Geschützrohren kommen. Seit Ende 1942 suchte das Heereswaffenamt (bzw. ab Anfang 1943 der Sonderausschuß A 4) nach einem neuen Standort für die Serienproduktion der V 2-Rakete. Die Aufnahme der Produktion in Wiener Neustadt bot sich deshalb an, weil das Gebiet - zumindest zu dieser Zeit - im Gegensatz zu den bisherigen Standorten Friedrichshafen und Peenemünde noch außerhalb der Reichweite alliierter Bomber war, weil die bisher noch ungenützte große Produktionshalle (die sogenannte große Serbenhalle aus Kraljevo) zur Verfügung stand und mit den Rax-Werken ein metallverarbeitender Betrieb die notwendigen technologischen Voraussetzungen mitbrachte. Aufgrund mangelnder Arbeitskräfte wurde auf Bestreben des Sonderausschusses A 4 bei den Rax-Werken ein Außenlager für KZ-Häftlinge errichtet. Die ersten 517 vor allem französiche Häftlinge aus dem Stammlager Mauthausen kamen am 20.06.1942 in Wiener Neustadt an und wurden in einem Anbau der Produktionshalle untergebracht. Die ersten Arbeitskommandos der Häftlinge wurden bei der Fertigstellung der großen Serbenhalle und beim Ausbau der Infrastruktur eingesetzt. Die Raketenproduktion selbst wurde im Juli aufgenommen. Mit dem zweiten Transport von 722 KZ-Häftlingen am 8. August stieg die Häftlingszahl im Außenlager Wiener Neustadt auf über 1.200 KZ-Zwangsarbeiter an. Wiederum waren Franzosen die größte Gruppe des neuen Transports, des Weiteren handelte es sich vor allem um Menschen aus der UdSSR und Polen. Mehrere Bombenangriffe auf die Versuchsanstalt Peenemünde, auf Friedrichshafen und Wiener Neustadt führten dazu, daß die ursprünglich Absicht, die Endmontage der V 2-Raketen in den Rax-Werken durchzuführen, fallengelassen wurde. Während anfänglich noch an eine Teilproduktion gedacht wurde, entschied der Sonderausschuß A 4 nach einem Bombenangriff am 02.11.1943, bei dem zum ersten Mal auch die große Serbenhalle getroffen wurde, die V 2-Produktion in Wiener Neustadt einzustellen und komplett in das Mittelwerk [unterirdische Rüstungsfabrik bei Nordhausen, zu verlegen. Nachdem bereits im Oktober 600 Häftlinge in das neue Außenlager Zipf (Auslagerung der Sauerstoffproduktion, verlegt worden waren, wurde das Außenlager mit der Verlegung der restlichen Häftlinge am 20.11.1943 vorübergehend geschlossen. Kurze Zeit später beschlossen die Rax-Werke, erneut KZ-Häftlinge anzufordern und die ungenutzten Kapazitäten für die Produktion von Marine-Artillerie-Leichtern (kleinere Schiffe) zu nutzen. Der erste Transport mit 300 Häftlingen traf am 05.06.1944 in Wiener Neustadt ein, ein weiterer mit 204 Personen folgte Ende Juli. Bis zur Auflösung des Außenlagers bewegte sich die Belegungsstärke zwischen 500 und 700 Häftlingen. Insgesamt waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Vergleich zu anderen Lagern relativ erträglich. Obwohl die Häftlinge hungerten, waren die Lebensmittelrationen zumindest zum Überleben ausreichend. Es mußte kein langer Weg zur Arbeitsstätte zurückgelegt werden und sowohl Arbeitsplatz wie Unterkunft lagen in geschützen Räumen, die allerdings während der zweiten Phase des Außenlagers teilweise durch Bombenangriffe zerstört waren. Überdies fand eine notdürftige medizinische Versorgung statt. Gemäß des Totenbuches des Standortarztes Mauthausen starben in der ersten Phase von Juni bis November 1943 dreißig Häftlinge, wovon vier durch Bombenangriffe starben und ein Häftling Freitot durch Erhängen beging. In der zweiten Phase von Juli 1944 bis März 1945 starben 42 Menschen. Besonders in der letzten beiden Monaten scheinen sich die Verhältnisse so verschlechtert zu haben, daß die Todesrate stark anstieg. Das Lager wurde wahrscheinlich am 30.03.1945 aufgelöst. Ungefähr 540 Häftlinge mußten sich auf einen Todesmarsch in das Außenlager Steyr begeben. 50 - 60 Marinesoldaten trieben die Häftlinge 25 - 30 Kilometer pro Tag voran. Während der Evakuierung des Lagers starben insgesamt 20 Häftlinge, von denen die meisten höchstwahrscheinlich von den Wachmannschaften erschossen wurden. Während schon zur Zeit des normalen Lagerbetriebs einige Häftlinge fliehen konnten, gelang bei der Flucht vor der sowjetischen Armee noch einmal 13 Häftlingen die Flucht.
19.06.1943
Am 19.06.1943 treffen mit einem Überstellungstransport 517 Häftlinge (514 Franzosen und 3 Polen) vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 19.06.1943 verlassen.
08.08.1943
Am 08.08.1943 treffen mit einem Überstellungstransport 722 Häftlinge (280 Franzosen, 221 Polen, 132 Sowjetbürger, 68 Deutsche, 8 Tschechoslowaken und ein Belgier) vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 08.08.1943 verlassen.
17.11.1943
Mit diesem Transport werden 30 "Häftlinge" aus dem SS-Arbeitslager Wiener Neustadt, Pottendorfstraße 39 zum Außenlager Ebensee in das provisorische Lager der „alten Weberei“ (ehemaliges industrielles Großbetriebsgebäude der Pottendorfer-Felixdorfer Spinnerei und Weberei) überstellt
05.06.1944
Am 05.06.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 300 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 05.06.1944 verlassen.
05.07.1944
Am 05.07.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 300 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 05.07.1944 verlassen.
31.07.1944
Am 31.07.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 204 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 31.07.1944 verlassen.
11.08.1944
Am 11.08.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 5 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 11.08.1944 verlassen.
18.09.1944
Am 18.09.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 150 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 18.09.1944 verlassen.
22.09.1944
Am 22.09.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 4 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 22.09.1944 verlassen.
28.09.1944
Am 28.09.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 50 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 28.09.1944 verlassen.
19.10.1944
Am 19.10.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 2 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 19.10.1944 verlassen.
15.11.1944
Am 15.11.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 20 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 15.11.1944 verlassen.
17.11.1944
Am 17.11.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 2 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 17.11.1944 verlassen.
16.12.1944
Am 16.12.1944 treffen mit einem Überstellungstransport 2 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 16.12.1944 verlassen.
26.12.1944
Am 26.12.1944 werden mit einem Überstellungstransport 150 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen (Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt“) ins Konzentrationslager Mauthausen (Außenlager Hinterbrühl) überstellt. Die Häftlinge erreichen das Lager Hinterbrühl am 26.12.1944.
10.01.1945
Am 10.01.1945 treffen mit einem Überstellungstransport 5 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 10.01.1945 verlassen.
17.01.1945
Am 17.01.1945 treffen mit einem Überstellungstransport 4 Häftlinge vom Lager Mauthausen kommend, im Außenlager „SS-Arbeitslager Wiener Neustadt" ein. Der Transport hat das Lager Mauthausen am 17.01.1945 verlassen.