Hinrichtungslager Schweizer Meierhof
Österreich, Bundesland Burgenland, Bezirk Oberwart
Im Zuge der Evakuierung des Arbeitslagers in Köszeg wurden am 23. und 24. März 1945 nahezu 1000 ungarische Juden mit der Eisenbahn zum Unterabschnitt Burg gefahren. Dort stellte sich heraus, dass 200 bis 250 von diesen Leuten einsatzunfähig waren, sie wurden auf Befehl der NSDAP-Kreisleitung Oberwart unverzüglich nach Rechnitz weiterkommandiert.
Die völlig verlausten, verdreckten und ausgemergelten Unglückseligen kam am 24. März gegen 18 Uhr auf dem Rechnitzer Bahnhof an. Sie konnten kaum aus den Waggons klettern, drei Leute starben vor Erschöpfung. Josef Muralter ließ daraufhin die marschunfähigen ungarischen Juden per Lkw abtransportieren. Sie wurden in sieben Touren zum sogenannten Schweizer Meierhof von Rechnitz gefahren und dort in der Querscheune untergebracht. Um Mitternacht erließ Ortsgruppenführer Podezin den Befehl zur Liquidierung der Neuankömmlinge. Diensthabende der Waffen-SS zogen mit einigen Zwangsarbeitern auf die Flur der Meierei und ließen diese eine L-förmige Schanze graben. Der weitere Verlauf der Ereignisse lässt sich aus den Gerichtsakten der Wiener Staatsanwaltschaft von 1947 rekonstruieren. Die erschöpften Häftlinge wurden geweckt und splitternackt ins Freie getrieben. Die aus dem Schloss gekommenen Nazi-Bonzen ermordeten sie in Gruppen von 50 Mann durch Genickschuss – oder töteten sie durch irgendeine andere Weise, einige wurden zum Beispiel erschlagen. Nur zwei, drei Häftlinge überlebten das Nächtliche Massaker.
Die Ermordeten wurden am nächsten Tag auf Befehl der Nazis von denselben ungarischen Zwangsarbeitern bestattet, die in der Nacht zuvor auch die Schanze auszuheben hatten.
Diese Häftlinge mussten außerdem die zurückgelassene Kleidung und Ausrüstung der niedergemetzelten Opfer auf Lastautos verladen.
Den später an dieser Wiese vorbeiziehenden Fußtrecks bot sich ein trostloser Anblick: Blutspuren, Fleischfetzen, zerstreut herumliegende zerknüllte Fotos und Papiere überall.
Damit war die Rechnitzer Tragödie noch nicht zu Ende. Franz Podezin ließ die
Unglückseligen, die die Nazis als Henkersknechte verwendeten, am 25. März in den
Abendstunden nicht weit vom städtischen Schlachthof hinrichten. Sie wurden von den SS Männern erschossen bzw. teilweise wahrscheinlich erschlagen, denn bei der Exhumierung der Leichen am 22. März 1946 kamen auch zertrümmerte Schädel zum Vorschein.