Außenlager Rajsko

Konzentrationslager Auschwitz (Außenlager Rajsko)

Gebiet
Polen, Woiwodschaft Kleinpolen, Gmina Oświęcim

Rajsko iegt etwa 7 Kilometer (4 Meilen) südwestlich von Oświęcim und 55 km (34 Meilen) westlich von Krakau

Arbeitgeber
SS-Interessengebiet

Hygienisch-Bakteriologische Untersuchungsstelle der Waffen-SS und Polizei Süd-Ost, Außenlager Rajsko

Dieses Institut ging auf die Anregung von SS-Standortarzt Eduard Wirths zurück, der sich davon die Eindämmung von Typhus-, Ruhr- sowie Fleckfieberepidemien versprach. Diese Epidemien in Auschwitz bedrohten auch das Lagerpersonal der SS. Die Hygienisch-Bakteriologische Untersuchungsstelle der Waffen-SS und Polizei Süd-Ost hatte folgende Zielsetzung:

Versorgung der SS- und Polizeihospitäler im Einzugsbereich
Versorgung des KZ Auschwitz und seiner Außenlager
Erforschung und Untersuchung von Infektionen
Spezialuntersuchungen, wie Blut-, Harn- und Kotuntersuchungen
Erforschung und Testreihen neuer Medikamente (Sulfonamide)

Die Forschungen über die in geringen Mengen kautschukhaltige Kok-Sagys-Pflanze am KWI für Züchtungsforschung erfolgten im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiebestrebungen und sollten dazu dienen, den kriegsbedingt gestiegenen Bedarf an Gummi (insbesondere für Reifen) durch synthetischen Kautschuk (Buna) zu decken, auch wenn dieser noch durch Naturkautschuk angereichert werden mußte.
Anfang 1943 übertrug Hitler Himmler die Verantwortung für die Forcierung der Produktion von Pflanzenkautschuk. Im weiteren Verlauf wurden die Versuche verstärkt, die Züchtung, den Anbau und die Verarbeitung von Kok-Sagys zu intensivieren und auszudehnen und vor allem einheitlich zu lenken. Sie mündeten in der Ernennung Himmlers zum „Sonderbeauftragten für Pflanzenkautschuk“ Anfang Juli 1943. Unter der Ägide der SS arbeiteten fortan neben Vertretern der chemischen Industrie, der Deutschen Arbeitsfront (DAF), des Bevollmächtigten für das Kraftfahrwesen, des Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung, des Reichsernährungsministeriums und des Reichsnährstandes Mitarbeiter des KWI für Züchtungsforschung und des KWI für Chemie an diesem Projekt. Wissenschaftler beider Kaiser-Wilhelm-Institute nahmen – ebenso wie Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Abteilung im KZ Auschwitz, wo in vielerlei Hinsicht die Fäden zusammenliefen – an allen maßgeblichen Arbeitsbesprechungen teil. Unter anderem hielt der Direktor des KWI für Züchtungsforschung, Professor Wilhelm Rudorf, auf einer richtungweisenden Arbeitstagung im WVHA am 25. Juni 1943 das Hauptreferat, in dem er die wesentlichen Punkte des anstehenden Arbeitsprogramms vortrug. Im Anschluß an seinen Vortrag wurde detailliert die Aufgabenverteilung der verschiedenen am Kautschuk-Projekt der SS beteiligten Institutionen festgelegt. Alle Fragen der Kautschukchemie und -technologie sollten demnach unter Federführung von Professor Kurt Hess vom KWI für Chemie (Abteilung Kautschukforschung) stehen, die züchterische Grundlagenforschung von Professor Rudorf und Dr. Richard Werner Böhme vom KWI für Züchtungsforschung behandelt werden. Böhme hatte sich seit 1938 als einziger deutscher Wissenschaftler bereits mit dem Anbau und der Verarbeitung von Kok-Sagys beschäftigt und auch schon im Herbst 1941 im Auftrag der Wehrmacht (Wirtschaftsstab Ost) Kok-Sagys-Pflanzungen in Uman (Ukraine) inspiziert. Von Beginn an standen die Anbauversuche mit Kok-Sagys in engem Zusammenhang mit der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen.
Die ersten im Herbst 1941 aus den besetzten sowjetischen Gebieten mitgebrachten Samen wurden auf dem zum KZ Ravensbrück gehörenden Versuchsgut der SS-eigenen Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH (DVA) in Gewächshäusern ausgesät und pikiert. Bereits hier ist davon auszugehen, daß weibliche Häftlinge des KZ Ravensbrück zu den damit verbundenen Arbeiten herangezogen wurden.
Im Frühjahr 1942 wurden die Setzlinge nach Rajsko gebracht, wo seit September 1941 in unmittelbarer Nähe des KZ Auschwitz umfangreiche landwirtschaftliche Betriebe bestanden, die ab Februar 1942 von dem Diplom-Landwirt und SS-Obersturmbannführer Dr. Joachim Caesar geleitet wurden. Ebenso wie die DVA unterstanden sie dem für die SS-Landwirtschaft zuständigen Amt W 5 im WVHA. Im Zusammenhang mit dem Transport der Setzlinge nach Auschwitz wurden am 10. Mai und 20. Juni 1942 mindestens zehn polnische Spezialistinnen (Biologinnen, Chemikerinnen und Gärtnerinnen) aus dem KZ Ravensbrück angefordert und nach Auschwitz überstellt. Mindestens zwei von ihnen, Emilia Goszkowska (Jg. 1913) und Zofia Grochowalska (Jg. 1902), hatten bereits zwei Jahre KZ-Haft in Ravensbrück hinter sich. Drei weitere waren im August und September 1941 nach Ravensbrück deportiert worden, darunter die Diplom-Ingenieurin für Gartenbau Maria Raczyńska (Jg. 1909) und Anna Laskowa (Jg. 1899), die eine landwirtschaftliche Ausbildung besaß.
Alle waren wegen Beteiligung an polnischen Widerstandsaktivitäten gegen die deutsche Besatzung verhaftet worden.
In Auschwitz bildeten sie den Grundstock des Kommandos Pflanzenzucht, dem eine besondere Bedeutung zufiel, nicht zuletzt weil Himmler großes Interesse daran zeigte, insbesondere bei seinem zweiten und letzten Besuch in Auschwitz am 17./18. Juli 1942. Ende März 1944 umfaßte das Kommando Pflanzenzucht 11 Fachkräfte und 25 Hilfskräfte, aller Wahrscheinlichkeit nach ausschließlich weibliche Häftlinge. Außerdem befanden sich 110 Biologinnen in Rajsko, bei denen unklar ist, inwieweit sie im Kommando „Pflanzenzucht“ oder im Kommando „Gärtnerei“ eingesetzt waren. In einem Dokument vom Mai 1944 ist von 100 Häftlingen im Kommando Pflanzenzucht und einer Erweiterung auf 150 die Rede. Neben den Polinnen aus Ravensbrück befanden sich unter den in der Kok-Sagys-Züchtung eingesetzten Häftlingen weitere, meist über Krakau direkt nach Auschwitz deportierte Polinnen, einige Tschechinnen und polnische Jüdinnen aus verschiedenen Ghettos sowie Jüdinnen anderer Nationalität, insbesondere Französinnen.
Eine von ihnen war die Biologin Dr. Claudette Bloch (Jg. 1910), die am 24. Juni 1942 in einem Transport mit 933 Männern und 66 Frauen aus dem Sammel- und Internierungslager Drancy nach Auschwitz deportiert worden war. Bloch berichtet, daß von den Frauen aus diesem Transport sechs Wochen später nur noch zwölf lebten. Sie selbst war von den mörderischen Existenzbedingungen bereits sehr geschwächt, hatte dann aber das Glück, zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlerinnen aus ihrem Transport aufgrund ihrer Qualifikation von der Tschechin Anny B., die Häftlingssekretärin von Caesar war, in die Pflanzenzuchtstation vermittelt zu werden. Eva Tichauer (Jg. 1918) war am 25. September 1942 ebenfalls von Drancy nach Auschwitz deportiert worden. Von den insgesamt knapp 42 000 im Jahr 1942 aus Frankreich nach Auschwitz deportierten Juden überlebten nur 805 Männer und 21 Frauen, darunter Claudette Bloch und Eva Tichauer. Untergebracht waren die Häftlingswissenschaftlerinnen bis zur Verlegung des Frauenlagers nach Auschwitz-Birkenau Anfang August 1942 in der Frauenabteilung des Stammlagers Auschwitz. Selbst Kommandant Rudolf Höß bezeichnet die Existenzbedingungen in diesen beiden Lagerabschnitten in seinen autobiographischen Aufzeichnungen ausdrücklich als von Anbeginn „in jeder Hinsicht die schlechtesten“.
So wurden trotz der verhältnismäßig guten Arbeitsbedingungen in Rajsko bis November 1942 drei der insgesamt zehn namentlich bekannten Polinnen aus Ravensbrück Opfer der in diesem Zeitraum in Auschwitz wütenden Flecktyphusepidemie. Auch Caesars Ehefrau starb am 10. Oktober an Flecktyphus, er selbst erkrankte wenige Tage später, was wahrscheinlich ausschlaggebend dafür war, daß er kurze Zeit darauf die Unterbringung der Kok- Sagys-Häftlinge im Stabsgebäude des KZ Auschwitz durchsetzte.
Ab Juni 1943 schließlich waren sie in einem speziell für diese Zwecke in Rajsko errichteten Lager, bestehend aus zwei Häftlingsbaracken, untergebracht, in dem bessere Existenzbedingungen herrschten als im Stammlager Auschwitz und in Birkenau.
Einhellig berichten Überlebende, daß es in Rajsko die Möglichkeit gab, sich regelmäßig zu waschen, daß sie über saubere Kleidung verfügten und die Unterbringung verhältnismäßig erträglich war. Ausschlaggebend dafür dürfte, wie bereits für die Verlegung nach Rajsko, die Angst vor ansteckenden Krankheiten gewesen sein. Auch gab es in Rajsko keine der in Birkenau üblichen regelmäßigen Selektionen für die Gaskammer. Allerdings blieb der Schutz nur ein sehr bedingter, da kranke Häftlinge nach Birkenau zurückgeschickt wurden.
Insgesamt gilt es zu berücksichtigen, daß die positiven Schilderungen stets im Gesamtzusammenhang mit den mörderischen Existenzbedingungen in Birkenau gesehen werden müssen, denen die weiblichen Häftlinge aufgrund ihrer Qualifikation auf ungewisse Zeit entkommen waren.
Auch wenn keine unmittelbaren Todesfälle im Nebenlager Rajsko überliefert sind, hatten die weiblichen Häftlinge dennoch unter Mißhandlungen und schweren Disziplinarstrafen (mehrstündiges Strafestehen für das Pflücken von Obst und Gemüse, Zigarettenrauchen, Kochen oder ähnliches) durch SS-Aufseherinnen und SS-Männer zu leiden. Claudette Bloch beispielsweise wurde im Mai 1943 für den Besitz einer Hose mit acht Tagen Arrest in einer Dunkelzelle bestraft.
In einem Fall hatte die Bestrafung tödliche Folgen. Die slowakische Jüdin Lilly Tofler – Häftling in Auschwitz seit Anfang April 1942 – wurde im September 1943 wegen illegaler Korrespondenz mit einem engen Familienangehörigen im Männerlager in Birkenau in den „Bunker“ gesperrt und wenige Tage später erschossen. Wann Böhme das erste Mal in Auschwitz erschien, läßt sich nicht eindeutig klären. Zumindest wird das KWI für Züchtungsforschung in einem Bericht von Caesar über den Stand des Anbaus von Kok-Sagys in Rajsko von August 1942 als zuständig für die wissenschaftlichen züchterischen Arbeiten geführt. In einem Schreiben von SS-Obersturmbannführer Heinrich Vogel (Chef des Amtes W 5 im WVHA) an Rudolf Brandt vom Juli 1943 ist von einer bereits „längeren Zusammenarbeit“ mit Böhme die Rede.

Fest steht, daß Böhme zum 1. Mai 1943 als Fachführer im Rang eines Sturmbannführers in die SS aufgenommen und ihm gleichzeitig die Aufgabe übertragen wurde, von Müncheberg aus sämtliche nach Plänen von Caesar arbeitenden Stationen im Osten zu beaufsichtigen und die dort laufenden Arbeiten einheitlich auszurichten und zu fördern. Bereits Mitte März 1943 hatte Caesar die dafür erforderlichen Besichtigungsvollmachten und Ausweise beantragt.
Im April 1944 schließlich siedelte Böhme ganz nach Auschwitz über, um dort das botanische Labor zu leiten. Anlaß für diese offensichtlich von Institutsdirektor Rudorf mitgetragene Entscheidung waren die Bodenverhältnisse und der Arbeitskräftemangel
in Müncheberg, die dem gewünschten schnellen Erfolg entgegenstanden.
Verantwortlich für die Untersuchungen der Kok-Sagys-Pflanzen im Labor war Claudette Bloch.
Sie berichtet, von Caesar einigermaßen protegiert worden zu sein, nicht zuletzt weil eine ihrer französischen Mithäftlinge im Pflanzenzuchtkommando, Bertha Falk, die Doktorarbeit für Caesars zweite Ehefrau schrieb.
Böhme hingegen habe das wissenschaftliche Niveau ihrer Arbeit für zu niedrig befunden und sie daraufhin von der Laborleiterin zur gewöhnlichen Assistentin herabgestuft. Außerdem habe sie sich einem Verhör durch die Lagergestapo – das sie als sehr hart bezeichnet – unterziehen müssen.

Auch Eva Tichauer erinnert sich an Böhme:
„Seine federleichten Schritte zwingen uns, ständig auf der Hut zu sein. Immer wieder steht er hinter uns und versucht alles zu kontrollieren und besteht darauf, daß es unsere Pflicht sei, ehrlich mitzuarbeiten und die volle Produktionsleistung zu erzielen.
Diese verdrehte Logik treibt er auf die Spitze, indem er uns erklärt, daß er sich als Gefangener der Sowjets ebenso verhalten würde.“

Mit der Räumung des Lagerkomplexes Auschwitz am 18. Januar 1945 endete Böhmes Aufenthalt in Rajsko und damit auch die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen für das KWI für Züchtungsforschung. Die Häftlinge des Pflanzenzuchtkommandos wurden nun mit „Evakuierungstransporten“ Richtung Westen getrieben. Größere Strecken dieser Todesmärsche mußten sie bei winterlicher Kälte zu Fuß, andere Etappen in offenen Güterwaggons zurücklegen. Zwei der aus Rajsko stammenden Frauen wurden unterwegs von SS-Männern erschossen; einigen anderen gelang die Flucht. Die meisten jedoch gelangten nach diesen mörderischen Strapazen in das bereits vollkommen überfüllte Frauenlager des KZ Ravensbrück.

Täter
Hildegard Lächert
* 19. März 1920 in Berlin
+ 1995
Aufseherin in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Majdanek und Auschwitz.
Von April bis Juni 1944 war sie als Aufseherin in den Außenlagern Rajsko und Budy des KZ Auschwitz tätig.
Nachdem sie bereits 1946 in Internierungshaft genommen wurde, stand sie beim Krakauer Auschwitz-Prozess vom 24. November 1947 bis zum 22. Dezember 1947 vor Gericht. Am 22. Dezember 1947 wurde sie zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie bis zu ihrer Entlassung 1956 in Polen verbüßte. Lächert soll nach ihrer Haftentlassung in Heidelberg gelebt und als Hilfsarbeiterin sowie als Putzfrau in einem Bordell gearbeitet haben. Noch 1979 kandidierte sie bei der Europawahl für die rechtsradikale „Aktionsgemeinschaft Nationales Europa" auf Listenplatz 4. Im
Majdanek-Prozess, der ab Mitte der 1970er Jahre vor dem Landgericht Düsseldorf stattfand, wurde sie der Mordbeihilfe in 1196 Fällen beschuldigt und am 30. Juni 1981 wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum Mord an mindestens hundert Menschen zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Joachim Heinrich Ferdinand Caesar
* 30. Mai 1901 in Boppard
+ 25. Januar 1974 in Kiel
deutscher Agrarwissenschaftler
SS-Führer und Leiter der landwirtschaftlichen Betriebe im KZ Auschwitz.
Im Auschwitzer Nebenlager Rajsko unterstand Caesar neben dem Bereich Landwirtschaft und Viehzucht auch die Pflanzenversuchsstation (Koksaghyz-Züchtung zur Kautschukerzeugung) bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945. In diesen Funktionen unterstand Caesar in Auschwitz nicht der Lagerkommandantur sondern Heinrich Vogel, der im SS-WVHA das Amt W-V (Land-, Forst- und Fischwirtschaft) leitete.
Caesar betrieb ab 1951 eine Wäscherei in Konstanz und starb im Januar 1974 in Kiel

Bruno Nikolaus Maria Weber
* 21. Mai 1915 in Trier
+ 23. September 1956 in Homburg)
deutscher Mediziner und Bakteriologe sowie SS-Hauptsturmführer (1944), leitete im KZ Auschwitz die Zweigstelle des Hygiene-Instituts der Waffen-SS
Spätestens im Mai 1943 wurde Weber Leiter der Hygienisch-Bakteriologischen Untersuchungsstelle der Waffen-SS und Polizei Süd-Ost im Außenlager Rajsko des KZ Auschwitz I

Opfer
Tadeusz Szymański wurde am 18. Mai 1917 als Kind polnischer Eltern in Gostia (Bosnien) geboren. Nach dem Umzug der Familie Szymanski nach Polen wurde Tadeusz Szymański Mitglied der polnischen Pfadfinder und meldete sich als Freiwilliger nach Kriegsbeginn zum Militär. Am 2. Mai 1941 wurde er als Pfadfinder verhaftet und am 12. August 1941 über die Gefängnisse Rzeszów und Krakau in das KL Auschwitz gebracht. Seine Häftlingsnummer in Auschwitz war 20 034. Im Lager arbeitete er im Kommando Gärtnerei Rajsko und danach im Aufnahmekommando.

das Fass des Diogenes

Eines Tages arrangierten die Häftlinge aus Rajsko eine clevere Flucht, die sie „das Fass des Diogenes“ nannten. In einer dunklen, windigen und regnerischen Nacht passierten ein gutes Dutzend Häftlinge die an diesem Ort nur einfache Umzäunung: Sie schoben die Drähte mit Stöcken zur Seite, platzierten zwischen diesen ein gewöhnliches Holzfass ohne Boden, in dem sie einmal Essen transportiert hatten und das jetzt zur Stromisolation diente, und krochen durch wie Katzen durch ein Loch. Die Machthaber regten sich erneut schrecklich auf und tobten vor Wut. So viele unbequeme Zeugen der Geschehnisse in Birkenau waren in Freiheit. Sie waren entschlossen, alles zu tun, um die Flüchtenden zu ergreifen. Sie setzten eine ganze Armee für die Suche ein, die drei Tage lang dauerte. Das Lager wurde geschlossen, da es keine „Posten“ gab. Die Lagerleitung nutzte die Zeit für eine Entlausung des Lagers, die innerhalb von drei Tagen vollzogen war.

24.07.1942

Flucht
dem am 21.01.1917 in Vanne geborenen "Häftling" Musielak
Jozef Häflingsnummer 512 gelingt die Flucht aus dem NL Rajsko. Musielak Musielak war am 14.06.1940 von der Sipo und dem SD aus Krakau wegen seines Versuchs die ungarische Grenze zu passieren in das KL Auschwitz eingewiesen worden.

Flucht
dem am 13.02.1916 in Nowy Targ geborenen "Häftling" Borowicz Albin
Häflingsnummer 6756 gelingt die Flucht aus dem NL Rajsko. Borowicz war am 04.12.1940 von der Sipo und dem SD wegen bewußter Hilfeleistung für die polnische Widerstandsbewegung in das KL Auschwitz eingewiesen worden.

20.01.1945

bei den Kämpfen um das Lager kommt der SS-Rottenführer Datzer Peter ums Leben.

Zeugenaussagen

Aussage des ehemaligen Häftlings: Tarasiewicz Wanda (Häftlingsnummer 6884)
Wir durften nicht stehenbleiben, wir mußten immer arbeiten, die Aufseherinnen hatten Hunde, und die deutschen Häftlingsfrauen schlugen schon beim kleinsten Verstoß mit ihren Knüppeln zu und hetzten die Hunde los. Die Iüdinnen waren arm dran: die Hunde hetzten besonders auf diese Frauen und zerbissen -die Waden. die Knie oder die Arme. Dann trieb eine deutsche Kapo eine zerbissene Frau ins Wasser und zwang sie, dort zu stehen, und es kam vor, daß so eine Frau dann stundenlang mit in die Höhe gestreckten Armen im Wasser stehen oder bis zur Brust im Wasser knien mußte.