Zigeunergemeinschaftslager
Nordwestrussland, Oblast Kaliningrad, Hauptstadt der Oblast Kaliningrad
Bei der Verfolgung der ostpreußischen Sinti durch das nationalsozialistische Regime stellt Königsberg einen Sonderfall dar, wobei darüber noch weniger als für die übrige Provinz bekannt ist. Das bedeutendste Lager befand sich am Contiener Weg – gleich neben der Bindfadenfabrik. Spätestens seit Juli 1941 wurde es als sogenanntes Zigeunergemeinschaftslager von der Königsberger Kriminalpolizei verwaltet und mit Stacheldraht umgeben. Schätzungsweise weit über 300 Sinti, offensichtlich alle in Königsberg noch vorhandenen, waren hier interniert. Einzelne Bewohner des Lagers am Contiener Weg wurden zur Zwangsarbeit in das Arbeitserziehungslager Hohenbruch überstellt. Anders als bei den ostpreußischen Sinti aus der Provinz führte ihr Verfolgungsweg von Königsberg – über einen Zwischenaufenthalt im Ravelin Haberberg zwischen Friedländer Tor und Hauptbahnhof – direkt in das ›Zigeunerfamilienlager‹ in Auschwitz-Birkenau. Sie trafen am 28. März 1943 in Auschwitz ›BIIe‹ ein: 191 Frauen und Mädchen, 97 Männer und Jungen. Nur wenige wurden zur Zwangsarbeit eingeteilt, die übrigen tötete die SS in den Gaskammern von Birkenau. Das ›Zigeunerlager‹ am Contiener Weg wurde am 7. April 1945 von der Roten Armee ›befreit‹. Die Häftlinge, die die anschließenden Gewaltexzesse und die Hungersnot überlebten, verschleppten die sowjetischen Behörden Ende des Jahres nach Sibirien.
Bundesgerichtshof
Urt. v. 23.05.1962, Az.: IV ZR 26/62
Voraussetzungen für ein Leben unter haftähnlichen Bedingungen (hier die Verhältnisse im Zigeunerlager am Continer Weg in Königsberg).