Lager Stadthalle Hildesheim

Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme

Bezeichnung: Reichsbahndirektion

Gebiet: Niedersachsen, Landkreis Hildesheim
(großer und kleiner Saal im ersten Stock der Stadthalle, Neue Straße 21)

Eröffnung: 02.03.1945
Am 2. März verließ ein Transport mit 480 Personen das KZ Bergen-Belsen mit Ziel Hildesheim

Schließung:
am 06.04.1945 Evakuierung über das Außenlager Misburg nach Bergen-Belsen
(Nach der Zerstörung der Innenstadt und damit auch der Stadthalle am 22. März mussten die überlebenden Häftlinge bis zum 25. März auf freiem Feld an der Innerste in der Nähe des Dammtors lagern)

Deportationen:
Im März 1945 Überstellung von 200-250 ungarischen Juden in das Außenlager Hannover-Ahlem.

Häftlinge:
Etwa 500 Häftlinge aus Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland, Polen, der UdSSR, Jugoslawien, Rumänien und einige Deutsche. Die größte Gruppe bildeten etwa 340 Ungarn aus dem KZ Groß-Rosen

Geschlecht: Männer

Einsatz der Häftlinge bei:
Reichsbahndirektion Hannover

Art der Arbeit:
Beheben von Bombenschäden an Gleisanlagen; Arbeiten im Bleiwerk

Unmittelbar nach seinem Eintreffen fielen am 3. März erneut Bomben auf die Stadt, auch auf das Bahngelände nördlich der Schützenallee. Am 14. März wurden das Senkingwerk und der Rangierbahnhof bei einem Angriff zerstört. Der zwölfstündige Arbeitseinsatz, der am Tag nach der Ankunft begann, bestand aus Bohlentragen und Schienenlegen. Nach den Bombenangriffen verlängerte sich der Arbeitstag, wenn brennende Waggons zu entladen waren.

Bemerkungen:
Die Häftlinge waren in der Stadthalle untergebracht. Bei einem Bombenangriff am 22.03.1945 starben viele Häftlinge und mußten in der Folgezeit unter freiem Himmel schlafen. Die Bewachung erfolgte durch die SS und einer Volkssturmeinheit.

Sie wurden brutal mit Schlägen angetrieben. Das besorgte auf dem Weg zur Arbeit und während der Arbeit ein Zug des Volkssturms, etwa 40 bis 50 Mann. Er war direkt dem NSDAP-Kreisleiter und damit „einer Parteiinstanz zugeordnet, die Brutalität sanktionierte und dazu aufwiegelte, wie die Anweisungen und häufigen Besuche des Kreisleiters auf dem Güterbahnhof verdeutlichen.„Bei seinem ersten Besuch, nur wenige Tage nach dem ersten Arbeitseinsatz, besuchte Kreisleiter Karl Meyer die Volkssturmmänner der „Judenwache„ am Güterbahnhof und forderte sie in einer Rede auf, die Häftlinge mit Gewalt zur Arbeit zu zwingen. Angesichts der vorrückenden Front sei rücksichtsloses Vorgehen erforderlich, um Aufstände oder Plünderungen zu verhindern: „Machen Sie von Ihrer Schusswaffe Gebrauch!„
Zugführer des Volkssturms war Albert Rosin, gebürtig in Bad Salzdetfurth, Kontorist bei den Mühlenwerken in Sarstedt. Einige der Volkssturmmänner, die ab Mitte Januar 1945 einberufen wurden, traten außerordentlich brutal und gewalttätig auf. Rosin und später Hermann Dettmer, Gebäudereiniger aus Hildesheim, wurden wegen ihres Verhaltens im Mai 1946 zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Für die einzige bekannt gewordene Erschießung war Zugführer Rosin verantwortlich. Sie soll sich am 5. oder 6. März 1945 auf dem Gelände des Güterbahnhofs ereignet haben.

Nach dem Bombenangriff am 15. März erschoss der Gestapo-Beamte Robert Müller am Güterbahnhof zwei nicht dem Arbeitskommando angehörende französische Zwangsarbeiter, die aus einem Güterwagen Kleidung und Lebensmittel geholt hatten.

Im Urteil des Landgerichts, das den Täter 1951 wegen Totschlags zu fünf Jahren Gefängnis bestrafte, wird der jüdische Jugendliche Tibor genannt. Andere Häftlinge mussten seine Leiche in einen Bombentrichter werfen und mit Erde zuschütten.