Schutzhaftlager
Gebiet
Deutschland, Bundesland Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schwalm-Eder-Kreis
Guxhagen liegt etwa 15 Kilometer südlich von Kassel zwischen den Naturparks Habichtswald und Meißner-Kaufunger Wald an der Fulda.
Eröffnung
Anfang April 1933
Zur Inhaftierung der vielen politischen Gegner wurde im Juni 1933 im ehemaligen Kloster und späteren Arbeitshaus Breitenau in Guxhagen bei Kassel ein zentrales Konzentrationslager für den gesamten Regierungsbezirk eingerichtet.
Die Einrichtung erfolgte durch Pfeffer von Salomon noch in seiner Eigenschaft als Polizeipräsident, der aber schon vier Wochen später auch die zusätzliche Funktion des Gestapostellenleiters innehatte. In der Zeit vom Juni 1933 bis zum März 1934 waren dort 470 überwiegend politische Gefangene aus etwa 140 hessischen Orten inhaftiert. Unter den Gefangenen befanden sich auch mehrere Juden, die aus rein rassistischen Gründen verhaftet worden waren. In dem Lager erlitten sie Demütigungen, Misshandlungen und Schikanen und sollten dazu
gebracht werden, sich den Normen des NS-Staates unterzuordnen. Etwa ein Fünftel der Gefangenen wurde ab dem Herbst 1933 in die ersten zentralen Konzentrationslager überführt. Die anderen wurden z. T. gegen Auflagen entlassen oder aber Gerichten überstellt, wo sie in vielen Fällen wegen Hochverrats zu langjährigen Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Für Verhaftungsaktionen stand der Gestapo Kassel seit Dezember 1933 eine Bereitschaft des Feldjägerkorps zur Verfügung. Es bestand aus 40 bis 65 SA-Männern, die als besonders zuverlässig galten und für polizeiliche Aufgaben ausgebildet worden waren.
Im Schreiben
vom Oktober 1933 teilt der Kasseler Polizeipräsident und Gestapostellenleiter Fritz Pfeffer von Salomon dem Regierungspräsidenten mit, dass aus dem Konzentrationslager Breitenau 44 Gefangene in die Großkonzentrationslager Börgermoor und Esterwegen überführt wurden
Schließung
März 1934
19.07.1933
Aussage des ehemaligen Polizei-Oberwachtmeisters Heinrich Rüffer vom August 1995
"Nun, diese verdammten SS- und SA-Mannschaften, die ja ihr Mütchen kühlen wollten an den armen Menschen. Das war ja für die eine Sache, eine ganz willkommene Angelegenheit. Schutzhaftlager!
Ich habe immer gesagt, diese Leute müssen wir in Schutz nehmen, die können wir doch nicht schlagen. Und ich hatte einen Tag Urlaub, ich komme zurück, da haben diese Schweine die armen Menschen antreten lassen wie Soldaten, kommandiert Hinlegen - Auf! Hinlegen-Auf! und auch verprügelt und so weiter. Und waren so arme kranke Leute auch dabei. Da kam ich dann und sagte: Schluss! Aus! Nichts mehr! Was ist denn hier los? Das gibt's doch gar nicht! Und da waren die noch böse. Der Sturmführer hat ein böses Gesicht gemacht. Da habe ich ihn mir kommen lassen und gesagt: Ich habe hier die Anordnung, anständig die Leute zu führen und bin verantwortlich dafür, nicht Sie, sondern ich! Also unterstellen Sie sich ganz und gar, das will ich so haben. Naja, dadurch, dass ich nun energisch auftrat, da hatten sie dann doch ein bisschen Respekt und Achtung vor mir. Ich war damals ein energischer Bursche, wog 190 Pfund, war kräftig, und da hatten sie Achtung vor mir.
23.08.1933
Am 23.08.1933 meldete die Anstalt Breitenau an den Landeshauptmann in Kassel letztmalig die Anwesenheit des Polizei-Oberwachtmeisters Heinrich Rüffer. Förmlich ist der "Abgang" Rüffers in den Unterlagen nicht gemeldet worden.
Abel Christian
* 10.11.1895 in Gudensberg/Fritzlar-Homberg,
Wohnort: Gudensberg Alter Markt 8
Beruf: Arbeiter
vom 01.04.1933 bis 16.04.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen Verdachts der politischen Betätigung für die KPD
Abel Theo
* 26.04.1899 in Marburg/L.
Beruf: Gärtner
vom 05.08.1933 bis 15.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen Verdachts der politischen Betätigung für die KPD
Abramowicz Alfred
* 02.07.1905 in Charkow
Wohnort: Berlin
Beruf: Kaufmann
vom 11.08.1933 bis 15.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: weil er sich in aller Öffentlichkeit in Waldeck mit einer nichtjüdischen Frau abgegeben” habe
Adam Alfred
* 11.12.1911 in Saarbrücken
Wohnort: Saarbrücken
vom 14.11.1933 bis 09.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Albrecht Johannes
* 05.05.1899 in Fulda
Wohnort: Hanau
Beruf: Kellner
vom 23.09.1933 bis 16.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: "betätigte sich führend im Erwerbslosenausschuß und wurde kommunistischer Umtriebe beschuldigt”
Alter Georg
* 08.05.1906 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Arbeiter
vom 08.08.1933 bis 19.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Tätigkeit für die verbotene KPD
10.11.1933 Verurteilung durch OLG Kassel wegen “Vorbereitung zum Hochverrat”
Begründung: “Beitragssammlungen für die verbotene KPD”
Inhaftiert in Strafanstalt Kassel-Wehlheiden und Straflager Börgermoor (bis 21.7.1935)
lebte nach 1945 in Sielen
Andre Hugo
* 05.04.1897 Jecha/Sondershausen
Wohnort: Eberschütz/Hofgeismar
Beruf: Maurer
vom 10.11.1933 bis 22.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anhängerschaft zur verbotenen KPD
Arend Joseph
* 22.06.1885 Kassel
+ 06.03.1938 in Kassel
Wohnort: Bad Wildungen
Beruf: Bautechniker bzw. Architekt
1925-1929 SPD Mitglied des Waldeckischen Landtags
1933 aus seinem Amt als Leiter der Nebenstelle des Arbeitsamtes Bad Wildungen entlassen
vom 28.07.1933 bis 21.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen abfälliger Bemerkungen über die nationalsozialistische Bewegung
zusätzliche Anordnung von Schutzhaft
Armbruster Oswald
* 09.10.1902 Singen
Wohnort: Flieden/Fulda
Beruf: Arbeiter
vom 29.06.1933 bis 27.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen kommunistischer Propaganda
Arnold Emil
* 24.04.1912 Hofgeismar
Wohnort: Hofgeismar
Beruf: Melker
vom 16.09.1933 bis 17.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: er habe Mitglieder der Hitler-Jugend bedroht und kommunistische Redensarten geführt
Aschenbrenner Konrad
* 29.09.1899 Dörnhagen
Wohnort: Kassel
Beruf: Fahrer
vom 15.09.1933 bis 30.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anhänger der KPD, infolge antifaschistischer Einstellung
Bachus Karl
* 16.12.1910 Großentaft/Hünfeld
Wohnort: Fulda
Beruf: Schlosser
vom 30.11.1933 bis 16.03.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Kommunist
Verfahren wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” war in Vorbereitung
Bader Ernst
* 21.10.1898 Schmalkalden
Wohnort: Schmalkalden
Beruf: Polierer
vom 09.09.1933 bis 21.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Bauer Hermann
* 28.09.1873 in Gudensberg
Wohnort: Gudensberg
Beruf: Kaufmann
vom 07.04.1933 bis 16.04.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: SPD-Führer
Bauer Wilhelm
* 30.10.1904 Stuttgart
Wohnort: Niederzwehren
Beruf: Elektromonteur
seit 28.02.1933 in Schutzhaft
vom 16.06.1933 bis 08.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: KPD Funktionär im Kampfbund gegen den Faschismus
Bechmann Fritz
* 21.04.1895 in Kassel
+ 22.11.1961 in Kassel
Beruf: Bürovorsteher
vom 01.08.1933 bis 09.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: im SPD Vorstand “Die Naturfreunde” (Ortsgruppe Kassel)
lebte nach 1945 in Kassel
1946 bis 1948 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Kassel
Becke Paul
* 12.8.1895 Schönwalde
Wohnort: Großauheim
Beruf: Dreher
vom 23.09.1933 bis 24.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anhänger der KPD
vom 25.10.1933 bis 24.12.1933 im Konzentrationslager Esterwegen inhaftiert
Becker Albert
* 10.02.1903 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Monteur
vom 16.06.1933 bis 25.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied der Bezirksleitung der KPD
Becker Fritz
* 08.04.1897 Witten
Wohnort: Großauheim
lebte nach 1945 in Großauheim
Beruf: Arbeiter
vom 16.09.1933 bis 10.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen Verächtlichmachung nationalsozialistischer Symbole, er hatte bei einer NSDAP-Kundgebung vor den mitgeführten Fahnen ausgespuckt
Becker Johannes
* 08.07.1903 Bellnhausen
+ 20.10.1950 in Marburg/L.
Wohnort: Langenselbold
Beruf: Melker
vom 23.09.1933 bis 24.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied der KPD und im Kampfbund gegen den Faschismus
vom 25.10.1933 bis 23.12.1933 im Konzentrationslager Esterwegen inhaftiert
Beinhauer Heinrich
* 28.07.1886 in Elfershausen
Wohnort: Kassel
Beruf: Schlosser
vom 29.06.1933 bis 06.07.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Beisswenger Otto
* 07.08.1909 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Fliesenleger
seit Juni 1933 in Schutzhaft
08.08.1933 bis 18.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: politischer Leiter der KPD in Kassel
10.11.1933 Verurteilung durch OLG Kassel zu eineinhalb Jahren Gefängnis
wegen Vorbereitung zum Hochverrat
bis Januar 1935 Strafanstalt Hameln
vom 01.12.1942 bis 09.05.1943 Strafbataillon 999
Kriegsgefangenschaft
Belz Konrad
* 30.12.1887 Altenbrunslar
+ 07.04.1936 an den Folgen erlittener schwerste Misshandlungen
Wohnort: Kassel
Beruf: Arbeiter
00.04.1932 Landtagskandidat der KPD
00.03.1933 Schutzhaft (KPD Funktionär)
vom 05.07.1933 bis 19.07.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: KPD Funktionär
Belz Willi
Sohn von Belz Konrad
* 07.03.1915 Kassel
+ 16.05.2003
Wohnort: Kassel
Beruf: Technischer Zeichner
1930 KJVD
1932 Leiter des KJVD in Hessen Waldeck
vom 08.12.1933 bis 06.02.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: aus politischen Gründen
23.03.1934 Verurteilung durch OLG Kassel zu zwei Jahren Gefängnis
Vorbereitung zum Hochverrat
Strafgefängnis Halle/Saale bis Oktober 1935
Oktober 1935 bis Oktober 1936 KZ Lichtenburg bis Oktober 1936
Wehrmacht, desertierte 1943 zur Roten Armee
Ende 1943 Kriegsgefangenenlager Alexin, Lagerbevollmächtigter
Juli 1947 Rückkehr nach Deutschland, Funktionär der KPD, später DKP und der VVN in Kassel
Bender Karl
* 30.09.1903 in Hanau
Wohnort: Hanau
Beruf: Arbeiter
vom 30.09.1933 bis 08.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: war an Überfällen auf SA-Leute beteiligt und amnestiert worden
vom 01.12.1933 bis 00.03.1934 im Konzentrationslager Sonnenburg inhaftiert
Bente Friedrich
* 14.10.1885 Holzhausen
+ 1945
Wohnort: Holzhausen
Beruf: Dreher bei Henschel
SPD Mitglied des Kreistags Hofgeismar und Kassenrechner im Raiffeisenverband
seit Ende März 1933 in Schutzhaft
vom 11.08.1933 bis 14.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Strafaktion der NSDAP Hofgeismar gegen Sozialdemokraten
Berberich Heinrich
* 17.4.1909 in Hanau
Beruf: Schriftsetzer
vom 16.09.1933 bis 24.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Verdacht kommunistischer Betätigung
00.03.1938 Ermitlungen der Staatsanwaltschaft Hanau wegen Vorbereitung zum Hochverrat
Berndt Heinrich
* 04.01.1912 Harleshausen
Wohnort: Harleshausen
Beruf: Autoschlosser
vom 05.08.1933 bis 28.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied der KPD
Besser Rudolf
* 02.07.1906 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Schlosser
01.09.1933 bis 16.01.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Bettinghausen Johann
* 23.01.1888 Wenigenhasungen
+ 22.08.1961 in Büdingen i.H.
Wohnort: Wenigenhasungen
Wohnort nach 1945: in Frielendorf
Beruf: Schreiner
vom 10.10.1933 bis 01.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen des Verdachts, daß er zersetzend im kommunistischen Sinne wirken würde
vom 17.11.1933 bis 20.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen des Verdachts, daß er zersetzend im kommunistischen Sinne wirken würde
vom 20.11.1933 bis 00.09.1934 im KZ Esterwegen und KZ Lichtenburg inhaftiert
23.06.1936 durch OLG Kassel wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Bettelns zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt
vom 06.05.1938 bis 04.04.1939 in Arbeitserziehungslager für deutsche und ausländische Zwangsarbeiter Breitenau inhaftiert
1941 durch OLG Kassel wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt
bis 05.04.1945 Strafanstalt Kassel-Wehlheiden
Flucht von einem Transport
Bitsch Heinrich
* 21.03.1899 Langenselbold
Wohnort: Niederrodenbach
Beruf: Spengler
bis 1933 KPD Mitglied der Niederrodenbacher Gemeindevertretung
vom 30.09.1933 bis 23.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Tätigkeit für die verbotene KPD
Bläsing Wilhelm
* 29.09.1891 Waldau
Wohnort: Waldau
Beruf: Maschinenschlosser
seit März 1933 in Schutzhaft
Haftgrund: Tätigkeit für die verbotene KPD
vom 16.06.1933 bis 12.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Tätigkeit für die verbotene KPD
mehrere langjährige Gefängnis- und Zuchthausstrafen
Haftgrund: “Körperverletzung mit Todesfolge” bzw. “Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz”
Blum Karl
* 05.05.1910 Klein-Steinheim
Wohnort: Hanau
Beruf: Gürtler
ab Mitte Dezember 1933 Schutzhaft
Festnahme bei der "Aktion Vowinkel" in Hanau
vom 23.12.1933 bis 03.01.1934
und
vom 09.01.1934 bis 16.02.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: aus politischen Gründen
Boczkowski Bernhard
* 12.07.1911 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Angestellter bei der Landesversicherungsanstalt
02.05.1933 entlassen (Begründung Halbjude)
Bruder von Georg Boczkowski
vom 24.10.1933 bis 21.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Geiselhaft da die Polizei seinen Bruder nicht fand
nicht fand
vom 15.10.1944 bis 03.04.1945 im Zwangsarbeiterlager Bähr in Kassel-Bettenhausen inhaftiert
Haftgrund: Mischling 1. Grades
Boczkowski Georg
* 18.10.1900 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Korkschneider
Bruder von Bernhard Boczkowski
vom 24.10.1933 bis 21.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Kommunist und antisemitische Motive
vom 15.10.1944 bis 03.04.1945 im Zwangsarbeiterlager Bähr in Kassel-Bettenhausen inhaftiert
Haftgrund: Mischling 1. Grades
Börner Christoph
* 04.12.1896 Obervellmar
+ 27.05.1968 in Kassel
Wohnort: Obervellmar
Wohnort nach 1945: in Mönchehof
Beruf: Schweißer
seit 16.10.1933 Schutzhaft
Haftgrund: wurde beschuldigt, durch Geldsammlungen für Schutzhaftgefangene im KZ Breitenau die KPD unterstützt zu haben
vom 19.10.1933 bis 20.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: unterstützung der KPD
vom 02.03.1934 bis 16.03.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: unterstützung der KPD
17.02.1934 Freispruch durch das OLG Kassel mangels Beweises weiterhin in Schutzhaft bis März 1934
Bolte Georg
* 24.02.1903 Ehrsten
Wohnort: Ochshausen
Beruf: Invalide
vom 22.06.1933 bis 14.07.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen Einkaufens bei einem jüdischen Händler
Borges Fritz
* 11.11.1907 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Laborant
vom 22.02.1934 bis 16.03.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Erregung öffentliches Ärgernis durch Äußerungen Rot-Front-Rufe und Zusammenstöße mit SS-Männern
Bork Wilhelm
* 15.07.1906 Elberfeld
+ 01.08.1973 Kassel-Rothenditmold
Wohnort: Kassel
Wohnort nach 1945: Kassel-Rothenditmold
Beruf: Schreiner
vom 27.06.1933 bis 01.08.1933 Schutzhaft im Karlshospital in Kassel
vom 01.08.1933 bis 13.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Hissen der schwarz-rot-goldenen Fahne am 1. Mai 1933
Borkowski Eduard
* 14.06.1916 Korbach
Wohnort: Korbach
Beruf: Arbeiter
1933 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Vorbereitung zum Hochverrat
29.07.1933 Freispruch durch OLG Kassel (Aktenzeichen: OJs 038/3)
vom 31.07.1933 bis 25.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Verkauf Beitragsmarken für die KPD
Born Eugen
* 09.05.1907 Hanau
Wohnort: Hanau
Beruf: Silberschmied
vom 23.12.1933 bis 09.01.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Brandt Fritz
* 18.03.1894 Elberfeld
Wohnort: Rhoden
Wohnort 1946: Rhoden
Beruf: Metzger
01.09.1933 bis 08.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: kommunistischer Führer
Brandt Georg
* 21.04.1893 Wickenrode
Wohnort: Wickenrode
Wohnort 1949: Wickenrode
Beruf: Schlosser
vom 29.06.1933 bis 25.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: sozialdemokratischer Gemeinevertreter
bis 29.09.1933 Schutzhaft
Braun Otto
* 24.04.1892 Hanau
Wohnort: Hanau
Wohnort 1948: Rückingen
Beruf: Arbeiter
vom 30.09.1933 bis 08.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: illegale Betätigung für die KPD
anschließend
KZ Sonnenburg 1934
KZ Esterwegen bis 28.03.1934
KZ Sachsenhausen 1939/40
Briehle Friedrich
* 22.03.1913 Helsa
Wohnort: Helsa
Beruf: Maurer
vom 19.09.1933 bis 30.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Buchheister Heinrich
* 24.05.1908 Harleshausen
Wohnort: Harleshausen
Beruf: Schlosser
vom 16.06.1933 bis 27.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied der KPD
Buchheister Karl
* 13.03.1910 Harleshausen
Wohnort: Harleshausen
Beruf: Gummidreher
vom 05.08.1933 bis 28.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied der KPD und im Kampfbund gegen den Faschismus
Buck Johannes
* 05.02.1896 Frei-Weinheim
Wohnort: Hanau
Beruf: Schlosser
vom 23.09.1933 bis 24.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
anschließend
Strafgefangenenlager Coswig-Anhalt
nach 1945 vermißt
Bürger Oskar
* 11.08.1894 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Schlosser
vom 08.03.1934 bis 16.03.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: politische Reibereien mit SS- und SA-Männern
Bulle Jakob
* 09.08.1910 Dörnberg
Wohnort: Weimar
Beruf: Arbeiter
vom 16.06.1933 bis 13.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Mitglied in der KPD und Roter Frontkämpferbund
23.01.1935 Verurteilung durch OLG Kassel wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu eineinhalb Jahren Gefängnis
Haft in der Strafanstalt Hameln und Goslar
01.12.1942 bis 05.04.1943 Strafbataillon 500
Bust Berthold
* 25.11.1907 Bad Hersfeld
Wohnort: Bad Hersfeld
Beruf: Arbeiter
vom 21.10.1933 bis 22.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen angeblicher Anhängerschaft zur verbotenen KPD
Carli Umberto
* 04.10.1905 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Stuckateur
vom 12.07.1933 bis 18.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Charlepska Albert
* 25.03.1904 Rennersdorf
Wohnort: Rennersdorf
Beruf: Beifahrer
vom 21.11.1933 bis 22.12.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Verdacht kommunistischer Betätigung innerhalb der SA
Clobes Heinrich
* 15.2.1916 Kassel
Wohnort: Kassel
Beruf: Küfer
vom 12.07.1933 bis 18.08.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
Cohn Erwin
* 25.12.1911 Fulda
Wohnort: Oberkaufungen
änderte seinen Familiennamen 1945 in “Köhler”
Beruf: Handl. Gehilfe
vom 08.12.1933 bis 06.02.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: KJVD und aus antisemitischen Motiven "Halbjude"
23.03.1934 vom OLG Kassel wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt
Untersuchungsgefängnis Kassel
1934-1935 Strafanstalt Hameln
1935-1937 KZ Dachau
1938-1945 KZ Buchenwald
Conrad Hugo
* 19.08.1886 Erfurt
Wohnort: Großauheim
Wohnort nach 1950 in Großauheim
Beruf: Former
vom 23.09.1933 bis 17.03.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: angeblich Leiter der KPD-Ortsgruppe in Großauheim
Cramer Hermann
* 03.07.1898 Frankfurt am Main
Wohnort: Hanau
Wohnort 1958 in Hanau
Beruf: Schlosser
07.09.1933 Untersuchungshaft
vom 09.09.1933 bis 24.10.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: wegen Verbreitung verbotener kommunistischer Hetzschriften zum Hochverrat aufgefordert zu haben
vom 25.10.1933 bis 25.06.1934 im KZ Esterwegen inhaftiert
Haftgrund: Schutzhaft
Dalberg Julius Jonas
* 21.05.1882 Essentho
+ 23.07.1943 Vernichtungslager Sobibor (für tot erklärt)
Wohnort: Kassel
Beruf: Rechtsanwalt
vom 01.09.1933 bis 15.09.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: aus antisemitischen Motiven
Emigration: 07.11.1933 Niederlande
Deportation: 20.07.1943 Polizeiliches Judendurchgangslager Westerbork - Vernichtungslager Sobibor
Mitglied der jüdischen Gemeinschaft des Rates in Kassel bis 1933 und Redaktor der "Jüdische Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck", in dem er zahlreiche Artikel über die jüdische Geschichte von Kassel und Umgebung schrieb.
Nachdem er sich 1933 mit dem Kasseler Rechtsanwalt und fanatischem Verfechter des Nationalsozialismus Roland Freisler (Freisler kletterte die Karriereleiter bis zum Präsidenten des Volksgerichtshofes hinauf) gestritten hatte, wurde Dalberg von der SA mißhandelt.
Aus einer Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin der Justiz, Alfred Hartenbach, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung »Im Namen des Deutschen Volkes – Justiz und Nationalsozialismus« am 26. September 2007 in Kassel
Es soll nicht aus den Augen verloren werden, dass die Nationalsozialisten 1933 nach der Machtübergabe an Hitler sehr schnell und brutal daran gingen, ihre politischen Gegner zu beseitigen und jüdische Bürger zu verfolgen. Was von den Nationalsozialisten völkische Revolution genannt wurde, war blanker Terror und überall in Deutschland zu spüren. Nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 zogen vielerorts SA-Posten vor den Gerichten auf, um jüdischen Richtern und Rechtsanwälten das Betreten der Gerichtsgebäude zu verwehren. Roland Freisler zog mit seinen Anhängern am 25. März 1933 vor das Kasseler Gerichtsgebäude und ließ unter großem Beifall über dem Hauptportal eine Hahnenkreuzfahne anbringen. Tags zuvor hatten sie das Rathaus gestürmt. Ebenfalls am 24. März wurde der jüdische Rechtsanwalt Dr. Max Plaut in das Hauptversammlungslokal der NSDAP geschleppt und dort schwer misshandelt. Er starb kurze Zeit später an seiner Verletzung. Am selben Ort wurde auch der jüdische Rechtsanwalt Julius Dalberg schwer zugerichtet. Dalberg überlebt den Angriff. Er wurde 1943 in das Vernichtungslager Sobibor (Polen) deportiert, wo sich seine Spur verliert.
Nach seiner Entlassung aus Breitenau floh er mit seiner Frau Bella Dahlberg geb. Nussbaum (* 28.01.1883 in Hersfeld), nach Amsterdam in die Niederlande. Im Exil gründet er das jüdisch-wissenschaftliche Antiquariat „Pampiere Wereld". Schon in Kassel hatte er Aufsätze zur jüdischen Geschichte veröffentlicht und sich einen Namen als Sammler antiker Kunstgegenstände und antiquarischer Bücher gemacht. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Niederlande im Mai 1940 muss er sein Antiquariat schließen. Monate später wird das Ehepaar Dahlberg im Lager Westerbork interniert. Am Morgen des 20. Juli 1943 werden ihre Namen ausgerufen. Mit ihnen müssen zusammen 2.209 Jüdinnen und Juden den Zug ins Generalgouvernement besteigen. Eingepfercht in die Eisenbahnwaggons erreichen sie am 23. Juli 1943 ihren Bestimmungsort, das Vernichtungslager Sobibór.
„Der Zug war kaum zum Stehen gekommen, als die Türen von Männern in blauen Overalls, glänzenden Stiefeln und Peitschen in der Hand, aufgestoßen wurden. Sie stiegen in die Waggon und fingen an, unter Gebrüll und den lauernden Augen der SS auf die Menschen einzuprügein." „Als es nach Ansicht der SS nicht schnell genug ging, kamen sie den Männern des Bahnhofskommandos zu Hilfe, in dem sie ihre Gewehrkolben und Peitschen einsetzten. Auf einem von Stacheldraht umsäumten Weg wurden sie in Richtung von ein paar großen Baracken getrieben. Wie Vieh wurden sie durch eine Baracke getrieben, deren Türen an beiden Seiten weit offen standen. Während sie durchliefen, wurde ihnen befohlen, das gesamte Gepäck, das sie bei sich hatten, fallen zu lassen. Die Brot- und Rucksäcke, auf denen ihr Name, das Geburtsdatum und das Wort Holland standen, landeten auf einem großen Haufen. weiter siehe
Sobibor
Debus Adolf
* 08.10.1905 Fechenheim
Wohnort: Frankfurt am Main
Beruf: Schneider
vom 23.12.1933 bis 09.01.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
und
vom 12.01.1934 bis 26.01.1934 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: Anlaß der Inhaftierung unbekannt
anschließend ins Saargebiet, später nach Frankreich verzogen
Debus Friedrich
* 20.05.1898 in Fechenheim/Hanau
+ 15.05.1936 Selbsttötung
Wohnort: Frankfurt am Main
Beruf: Schlosser
vom LG Darmstadt 01.02.1933 wegen Landfriedensbruchs zu drei Monaten Gefängnis verurteilt
vom 28.10.1933 bis 07.11.1933 in Breitenau inhaftiert
Haftgrund: er hatte als Schaulustiger bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und ihren politischen Gegnern beifällig zugesehen
1936 Ermittlungen wegen Hochverrat
Haft im Untersuchungsgefängnis Frankfurt am Main
15.05.1936 Selbsttötung
Pappenheim Ludwig
* 17.03.1887 in Eschwege
Am 4. Januar 1934 wurde Ludwig Pappenheim von dem SS-Wachmann Johann Siems ermordet. »Auf der Flucht erschossen«, lautete die »amtliche« Meldung; eine gerichtliche Untersuchung hat es nie gegeben.