Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen

Bezeichnung
Seewerk

Gebiet
Deutschland, Bundesland Brandenburg, Landkreis Märkisch-Oderland, Amt Seelow-Land

Das Lager darf nicht mit dem Lager Falkenhagen-Falkensee verwechselt werden.

Auftraggeber
Oberkommando der Wehrmacht und Verwertungsgesellschaft für MONTAN-Industrie GmbH

Die Anlage bestand aus zwei Teilen, dem Bunker und Lagerbereich. Der Lagerbereich besteht aus einer 3. u. 4. Etage.

Die verbunkerte Nutzfläche beträgt 15600m2
Bahntunnel 1030 (6x6m Querschnitt)
1. Etage Kerbunker 1760
2. Etage Kerbunker 2840 (5m höhe)
3. Etage Kerbunker 2700 (3m höhe)
3. Etage Lagerbau 1500 (2,3m höhe)
4. Etage Kerbunker 3000 (4,5m höhe)
4. Etage Lagerbau 2150 (4,5m höhe)
Die unterste 4.Etage liegt etwa 13 bis 15m unter ebenerdigen Bezugsniveau während die drei Türme zur Entlüftung mit einer Grundfläche von 10 x 10m das Niveau um 21m überragen.

Eröffnung
26.10.1943 (erste KZ Häftlinge)

Schließung
30.04.1945 (Abzug der KZ Häftlinge)

Das KZ-Außenlager befand sich links der Landstraße von Falkenhagen nach Briesen.

1942 begann unter Einsatz französischer Kriegsgefangener der Bau der Anschlußbahn vom Bahnhof Briesen ins Werk. Ab Bahnhof Briesen wurde ein zusätzliches Gleis verlegt und der alte Güterschuppen durch eine neue Güterhalle mit Luftschutzbunker ersetzt. Somit konnten Züge über des Netz der Reichsbahn direkt bis in die unterirdischen Anlagen des Werkes verkehren.

Im Sommer 1943 wurde die Luranil Baugesellschaft auch im Standort Falkenhagen tätig, wo sie einen Teil des bislang von der Waffen SS betriebenen Bauprojekts zur Errichtung einer Fabrikationsstätte für Brandgeschosse („N Stoff“) übernahm und den Aufbau der großtechnischen Anlage zur Produktion des Giftgases Sarin („Sarin II“) vorantrieb. Nach der Errichtung eines KZ Außenlagers stellte die Kommandantur des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Oktober 1943 die ersten 100 Bauhäftlinge zur Verfügung, und im Verlauf des Jahres 1944 wurde zur Ergänzung der etwa 800 polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiter eine durchschnittliche Belegungsstärke von 600 KZ-Häftlingen erreicht. Für den Bau ihrer Anlagen zur Erzeugung der Massenvernichtungswaffen Tabun und Sarin mietete die I.G. Farben von der SS insgesamt mindestens 4.750 Häftlinge, um im laufenden Austausch der arbeitsunfähig gewordenen gegen noch unverbrauchte Sklavenarbeiter auf den Baustellen und in der Tabun Anlage durchschnittliche Belegschaftsstärken von 3.000 (Baustelle Dyhernfurth), 600 (Baustelle Falkenhagen), 250 (Abfüll und Verladestation des Tabun) und 200 (Gendorf) zu erzielen.

Im Februar 1945 wurde das Werk in Falkenhagen demontiert. 60 Güterwagons und 5 Kesselwagen rollten von Falkenhagen nach Bayern.

Im September 1946 baute man auch die Gleisanlage zwischen Briesen und Falkenhagen komplett ab und transportierte sie nach Osten. Der Verladebahnhof in Briesen wurde zur Getreidemühle umgebaut.

Ende September 1992 wird das Gelände durch die Streitkräfte der GUS an die Bundesvermögensverwaltung der Bundesrepublik Deutschland übergeben.

Die Wahrheit über das Sarin-Werk in Falkenhagen trat erst 1993 stückchenweise an den Tag. Die DDR, auch angetreten, die Wahrheit über den Nazikrieg und das Verbrecherische dieses Krieges aufzuarbeiten, war offensichtlich gehindert, sich den Falkenhagener Vorgängen zuzuwenden.

2002 ging das Areal an einen privaten Eigentümer über. Allerdings blieb seine Zwischennutzung, aufgrund des Nutzungsrechtes und fehlender Baugenehmigungen, für das Militärgelände erfolglos.

Am 18. März 2011 hatte das Bauordnungsamt des Landkreises dem Pächter des Geländes, die weitere Nutzung untersagt. Und zwar so lange, bis die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Umnutzung vorliegen. Doch der Inhaber des Kronos Eventpark Falkenhagen, wie Gersdorfs Firma heißt, hielt weder die Frist des Kreises bis zum August 2011 noch die der Gemeinde bis zum Jahresende ein. Seit dem 23.11.2012 ist das gesamte Areal durch die Behörde versiegelt und jegliche Nutzung untersagt worden.