Transport 09.12.1941 Kassel

Ghetto Riga

Transportliste

In diesem
Deportationszug nach Riga befanden sich 1034 Personen, darunter 1022 erwachsene Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel, also aus ganz Nord- und Osthessen. Die Deportation wurde von der Geheimen Staatspolizei Kassel organisiert und durchgeführt, wobei allerdings zahlreiche Behörden und Ämter mitwirkten:
Landratsämter, Bürgermeisterämter, Kreis- und Ortspolizeistellen.
Eine besondere Rolle kam der Oberfinanzdirektion in Kassel zu, die in Zusammenarbeit mit der Gestapo für die Enteignung der Deportierten und die Verwertung ihres Vermögens zuständig war.

Die Juden und Jüdinnen sollten nicht nur deportiert und ermordet, sondern auch ausgeraubt werden.
Am 20. November 1941 wurde ihnen eine Vermögenserklärung zugeschickt, die bis zum 25. November ausgefüllt bei der Gestapo vorzuliegen hatte. Spätestens damit wurden sie auch über ihre bevorstehende Deportation informiert. Auf der Vermögenserklärung mussten sie akribisch alles Hab und Gut auflisten. Die Schlüssel zu den verlassenen Wohnungen mit dem zurückbleibenden Inventar mussten sie abgeben, und diese wurden dann an die Finanzämter weitergeleitet. Die begannen unmittelbar nach der Deportation mit dem Verkauf und der Versteigerung der Gegenstände.
Mitnehmen durften sie 50 kg Gepäck. Außerdem wurde ihnen die Möglichkeit eröffnet, auch Ausrüstungsgegenstände z.B. Nähmaschinen mitnehmen zu können, die sie vorher an den Zollschuppen am Kasseler Hbf zu schicken hatten.
Am Montag, dem 08. Dezember 1941, wurden die Juden und Jüdinnen von Polizisten aus ihren Wohnungen und Häusern geholt und zu den Bahnhöfen ihrer Heimatorte gebracht. Für den Transport nach Kassel waren spezielle Züge zusammengestellt worden. Am Kasseler Hauptbahnhof wurden sie dann von Gestapobeamten mit Fußtritten und Beschimpfungen empfangen und zum Schulkomplex an der
Schillerstraße (der heutigen Walter-Hecker-Schule) gebracht, wo die Turnhallen als Sammellager dienten. Hier wurden die Juden und Jüdinnen von Gestapo-, Kriminal- und Polizeibeamten kontrolliert, ihr Gepäck wurde nach Wertsachen durchsucht, z.T. mussten sie sich nackt ausziehen und entwürdigende Körperkontrollen über sich ergehen lassen. Wertsachen, wie Uhren, Schmuck und Eheringe, wurden ihnen abgenommen, und von ihrem Bargeld durften sie vorläufig 50,- RM behalten.
Die Nacht verbrachten sie in einer der Turnhallen. Am nächsten Tag, Dienstag, dem 09. Dezember 1941, wurden die über eintausend Menschen in einer großen Kolonne zum Kasseler Hauptbahnhof getrieben. Am Nachmittag fuhr der Deportationszug nach Riga ab. Der Waggon mit den Ausrüstungsgegenständen, den Nähmaschinen usw., war vorher abgekoppelt worden.
Von den
1034 Personen dieses Deportationszuges überlebten am Ende etwa 100.