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Transportliste
Am Tag des Abtransportes, breitete sich eine große Erregung unter dem Pflegepersonal, aber auch unter den Bewohnern der Alsterdorfer Anstalten aus, als die Busse der Gekrat (Gemeinnützige Krankentransport GmbH) in das Gelände der Anstalt einfuhren. Der wahre Grund der Verlegung war unter den Pflegern der Alsterdorfer Anstalten bekannt. Pastor Lensch stand am Tor der Anstalt und sah wie die Erregung wuchs und Panik auszubrechen drohte. Einige Kinder, die zusammengelaufen waren, liefen ins Gelände zurück, um die Nachricht zu verbreiten. Da die Tötungsaktion in den Alsterdorfer Anstalten ein öffentliches Geheimnis war, war jedem klar, was diese Busse und der Abtransport der Pfleglinge bedeuten sollten. Pastor Lensch soll darauf unverzüglich ein Rundschreiben an alle Pflegekräfte gerichtet haben, dessen Empfang er sogar schriftlich quittieren ließ. Er teilte darin mit, daß es sich um einen reinen Verwaltungsakt handeln würde und keine anderen Maßnahmen ins Auge gefaßt seien. Die 71 Bewohner der Alsterdorfer Anstalten entgingen jedoch nicht ihrem Schicksal. Vier verstarben bis Ende November in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn. Das Schicksal einer Bewohnerin ist nicht geklärt worden. Die restlichen Bewohner wurden im November/Dezernber 1941 zur Heilanstalt Tiegenhof bei Gnesen verlegt. Hier geschahen die Tötungen durch Verhungern lassen oder durch eine Überdosis von Medikamenten, die entweder in Form der sog. gelben Suppe den wehrlosen und entkräfteten Opfern eingeflößt wurde oder durch Injektionen. Alle in den Tiegenhof transportierten Alsterdorfer wurden Opfer dieser für die nun einsetzende Phase der wilden Euthanasie typischen Methoden. Als amtliche Todesursache wurde bei den Frauen meist allgemeine Entkräftung, allgemeine Erschöpfung und allgemeiner Kräfteverfall angegeben, bei den Männern oft Marasmus.
Landesheilanstalten nach 1945 Meldebögen Nahrungsentzug Parteiideologen und Bürokraten Aufarbeitung nach 1945
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