Mauthausen

Am 09.03.1945 werden mit einem Transport 1 799 Frauen, vorwiegend Französinnen, Belgierinnen und Holländerinnen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück ins Konzentrationslager Mauthausen überstellt. Der Transport erreicht Mauthausen am 09.03.1945. Unter den Belgierinnen befand sich das 16-jährige Mädchen Lucienne Rombaud mit ihrer Mutter aus Antwerpen. Die Rombauds lebten auf einem belgischen Kanalschiff und transportierten Waffen für die Widerstandsbewegung.
Das Schiff wurde von Gestapo-Männern durchsucht, die Waffen beschlagnahmt, der Vater sofort erschossen, Mutter und Kind wurden ins KZ Ravensbrück eingewiesen.

Fast alle Häftlingsfrauen, hatten bereits Lagererfahrung. Dennoch war die Überstellung in ein praktisch reines Männerlager eine einschneidende, von den meisten als zutiefst erniedrigend erlebte Erfahrung.
Die Französin Gisèle Guillemot erinnert sich an den Vorgang der Desinfektion, bei dem sich die Frauen nackt vor männlichen Häftlingen und SS-Männern präsentieren mussten:
Eine Armada von lachenden SS-Männern und Kapos nimmt uns in Empfang. Die Friseure, die die Rasur vornehmen sollen, sind Spanier. Blass vor Wut tun sie so, als fänden sie die Situation normal und reden freundlich zu uns. Das obligatorische Einweichen mit Desinfektionsmittel, Dusche, Vorbeidefillieren an den SS-Ärzten. Einer von ihnen, er sitzt mit dem Hintern auf einer Ecke des Tisches, betastet meine Brustspitze und prophezeit mir, falls ich es will, eine schöne Zukunft in diesem Lager. Ich habe natürlich nichts verstanden, außer, dass es sich um eine schweinische Absicht handelt. Aber der Übersetzer tut seine Arbeit. „Schwein“, sage ich spontan zu ihm. „Was?“, fragt der SS-Mann. Der andere übersetzt es nicht. Schade.
Die älteren Frauen erleben diese Prüfung als besonders schlimm. Meine Freundin Odile ist extrem blass und zittert heftig. Ich versuche ihr zu sagen, dass das hier keine Bedeutung hat, dass nicht wir es sind, die Scham empfinden müssen. Umsonst. Sie hört nicht zu. Viele sind im gleichen Zustand. Eine Erschütterung, die weit über verletzte Scham hinausgeht. Die Jungen überstehen diese Prüfung besser. Vielleicht auch, weil unsere Körper weniger schlimm zugerichtet sind. Sie haben der Abmagerung besser standgehalten.