Auschwitz

Die größte Deportation, die die jüdische Gemeinde in Rom traf, nahm folgenden Verlauf: Am 16.
Oktober 1943 wurde, ausgehend vom jüdischen Viertel, dem alten Ghetto, in Rom die große Razzia ausgelöst. Am Sonnabend gegen halb sechs Uhr morgens versperrten Lastwagen und Streifenposten alle Zugänge. Abteilungen der deutschen Polizei (insgesamt 365 Mann der Ordnungspolizei und der Sipo) gingen von Haus zu Haus und brachen, wenn nötig, die Türen auf. Die Bewohner wurden unter Vorweisung einer schriftlichen Anordnung zum Verlassen ihrer Wohnungen gezwungen, gleich ob es sich um Frauen im Nachthemd oder halbnackte Kinder handelte. Von dort trieben Sicherheitskräfte die Verhafteten zunächst zu einem zentralen Sammelplatz in der Nähe des Theaters des Marcellus und überführten sie nach Abschluß der Razzia in die italienische Kadettenanstalt in der Via della Lungara, wo man sie in Sälen, Gängen und Turnhallen zusammenpferchte. Insgesamt waren bei dieser Aktion 1.259 Personen - vor allem Frauen und Kinder - festgenommen worden. Nach Überprüfung der Kennkarten ließ man im Morgengrauen des folgenden Tages die Ehepartner und Kinder aus ‚Mischehen‘ und die Nichtjuden frei. Am 18. Oktober 1943 wurden die verbliebenen Gefangenen auf Lieferwagen zu einem Güterbahnhof in Rom gebracht und in einen Güterzug mit 18 Waggons in Richtung Auschwitz verladen. Um 14.05 Uhr am Montag, den 18. Oktober 1943, fuhr der Zug in Richtung Norden aus Rom ab: Zielort Auschwitz.
Mit wenigen Kurzaufenthalten dauerte die Fahrt bis Freitagabend. Samstagmorgen wurden die Wagons an der Ankunftsrampe in Auschwitz geöffnet. Standortarzt Josef Mengele war anwesend und selektierte die Menschen in „arbeitsfähig“ oder „Gaskammer“. Am Ende bestimmte der berüchtigte KZ-Arzt weniger als zweihundert zur Arbeit. Über achthundert der römischen Juden schickte er auf Lastwagen sofort zur Gaskammer im nahe gelegenen Birkenau.
Von den einstweilig Verschonten überlebten sechzehn die KZ-Haft und kehrten zurück. Die einzig überlebende Frau war Settimia Spizzichino. Sie setzte sich bis zu ihrem Tod 1980 unermüdlich für die lebendige Erinnerung der Shoa in Rom und Italien ein.

OLGA CUZZERI, in Padua am 1887.10.21 geboren, Tochter von Jerome und Sanguinetti Emilia, verheiratet mit Guido Coen. Letzte bekannte Adresse: Rom. Arrested von den Deutschen in Rom am 1943.10.16. Held in Rom Military College. 1943.10.18 deportiert von Rom nach Auschwitz. Getötet bei der Ankunft in Auschwitz am 1943.10.23. Convoy 02.

CUZZERI PIA, in Padua am 1886.07.27 geboren, Tochter von Jerome und Sanguinetti Emilia. Letzte bekannte Adresse: Rom. Arrested von den Deutschen in Rom am 1943.10.16. Held in Rom Military College. 1943.10.18 deportiert von Rom nach Auschwitz. Getötet bei der Ankunft in Auschwitz am 1943.10.23. Convoy 02.