Auschwitz
Am 21. Mai 1943 teilte Rolf Günther, Adolf Eichmanns Stellvertreter im Referat IVB4, allen lokalen Polizeidienststellen mit, dass laut eines Befehls von Heinrich Himmler alle Deportationen aus dem Großdeutschen Reich und dem Protektorat nach dem Osten und nach Theresienstadt bis zum 30. Juni 1943 abzuschließen seien. Die neuen Anweisungen galten auch für Juden, die bis zu diesem Zeitpunkt von den Transporten ausgenommen waren. Dazu gehörten kranke und gebrechliche Juden, jüdische Zwangsarbeiter in kriegswichtigen Betrieben sowie die Angestellten der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Weiterhin ausgenommen blieben Ju-den, die mit Nichtjuden verheiratet waren. Die Anweisungen enthielten auch Details zur Abwicklung der Deportationen. Im Fall von kleineren Transporten mit weniger als 400 Juden war die Deportation in Sonderwagen vorgesehen, die an reguläre Personenzüge angehängt werden sollten. Am 10. Juni 1943 hatten die nationalsozialistischen Behörden die “Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ aufgelöst und ihre Büros in der Oranienburger Strasse und der Kantstrasse geschlossen. Das gesamte Vermögen und alle Immobilien wur-den beschlagnahmt. Die einzige Ausnahme war das Gebäude des jüdischen Kran-kenhauses in der Iranischen Strasse 2-4 in Berlin-Wedding, welches gleichzeitig als Sammellager und Gefängnis, Kinderheim und Krankenhaus diente. Damals wurde noch ein Sammellager benutzt, in der Grosse Hamburgerstrasse.
Dieser Transport, der „44. Osttransport“ verließ Berlin am 14. Oktober 1943 und kam am 15. Oktober in Auschwitz an. Im Transport befanden sich 78 Juden und unerwünschte Elemente.
Über diesen Transport gibt es nur wenige Angaben. Wahrscheinlich mussten die Deportierten in einen oder zwei Personenwaggons (einige Quellen geben geschlossene Vieh- oder Güterwaggons an) steigen, die an einem fahrplanmäßigen Zug angehängt waren. Normalerweise fuhr der Zug über Breslau (Wroclaw) und Kattowitz (Katowice) nach Auschwitz, aber die Überlastung der Eisenbahnverbindungen führte zu Abweichungen von der normalen Route.
Nach ihre Ankunft in Auschwitz, wurden die Deportierten in zwei Kolonnen aufgeteilt: Männer auf der einen, und Frauen und Kinder auf der anderen Seite. Die meisten Deportierten wurden mit Lastwagen oder zu Fuß zu den Gaskammern gebracht und ermordet. Die Anderen mussten unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit leis-ten, die nur wenige überlebten.
Nach Angaben der Historikerin Rita Meyhöfer sind aus diesem Transport nur ein Überlebender bekannt.
Wohnorte der Personen
Berlin, Breslau, Frankfurt am Main, Wiesbaden, Eberswalde, Potsdam, Brandenburg
Beauftragende Behörde:
RSHA IVB4 - Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten
Gestapo Staatspolizeileitstelle Berlin
Schupo - Schutzpolizei
Beteiligte Verantwortliche:
Eichmann, Adolf Otto (1906-1962)
Bock Wilhelm
Venter Kurt
Stock Walter
Wöhrn Fritz
Tietze Herbert Max
Kühnel Max
Rothe Willi
Ernst Sasse
Dobberke Walter
Bahngesellschaft:
Deutsche Reichsbahn