Auschwitz

am Freitag 28.08.1942 verläßt ein Transport bestehend aus 14 Wagen mit 608 Personen darunter 122 Kinder (einige Quellen geben 800 Personen an) den Bahnhof Hooghalen (Mitte November 1942 wurde das Streckengleis vom Bahnhof Hooghalen ins Lager fertiggestellt. Nun hielten die Züge direkt in Westerbork) mit Ziel Auschwitz. Die Menschen waren im Polizeilichen Durchgangslager Westerbork untergebracht gewesen. Am späten Nachmittag des 29.08.1942 erreicht der Transport den etwa eine Autostunde vor Auschwitz-Birkenau gelegenen Bahnhof der Stadt Cosel (Kozle). Hier werden 158 Männer, darunter 75 aus Limburg, auch Leo Benedik und Karel van der Horst (obwohl nur 15 Jahre alt) bei einer Selektion durch SS und Angehörige der Organisation Schmelt (benannt nach ihrem Leiter, dem Breslauer Polizeipräsidenten und SS-Oberführer Albrecht Schmelt) aus dem Zug geholt und in Arbeitslager gebracht. Von diesem Transport haben 11 Männer, die in Cosel ausgestiegen waren, überlebt. Der Zug mit den restlichen Personen erreichte am 30.08.1942 das KL Auschwitz. Die hier angekommenen wurden ohne Ausnahme der Sonderbehandlung zugeführt.

siehe ausch
Transport Venlo-Maastricht 25.08.1942

Bericht

Der Transport, der am Freitag, den 28. August 1942, abfuhr, umfasste etwa 800 Personen, darunter Juden aus Limburg, einer Provinz im Süden der Niederlande, sowie, einigen Überlebenden zufolge, ebenso eine größere Anzahl aus Haarlem. Aus Limburg waren mehr als 700 Juden deportiert worden. Die größte Deportation aus der südlichen Provinz fand am 25. August 1942 statt. Die Zentralstelle in Amsterdam besaß Listen von all den Juden, die im Juni 1942 von den Bürgermeistern der verschiedenen Kommunalverwaltungen angefertigt worden waren und den Kern der Deportationslisten bildeten. Nach Löschung der von der Deportation Ausgenommenen („Sperre“ oder „Rückstellung“) blieben noch beinahe 600 Menschen übrig, die ausnahmslos unter 60 Jahre alt waren. Der Bürgermeister von Limburg erhielt vom Amsterdamer Judenrat (Joodse Raad) einen Brief, in dem die mögliche Deportation einer Anzahl von Juden in Arbeitslager in Deutschland bekanntgegeben wurde. Sie wurden in einer Schule in der Prof. P. Willemsstraat zusammengesammelt, die nahe dem Bahnhof lag.

Die Zentralstelle leitete den Befehl für die Einbestellungen und Verhaftungen im Fall kleinerer Gemeinden an die Bürgermeister weiter, im Fall größerer an die Polizei. Am 24. August brachten Polizisten den Juden die Befehle nach Hause.

Die Nachkriegszeugenaussagen zu diesem Transport von Überlebenden aus Limburg ähneln einander: Die Deportierten verließen Limburg am 25. August und blieben nur für drei Tage in Westerbork. Von Westerbork mussten sie unter SS-Bewachung nach Hooghalen laufen, wobei der O.D. (Ordnungsdienst, eine Gruppe jüdischer Westerbork-Häftlinge, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Lager aufgestellt worden war) zur Unterstützung gezwungen wurde. Die Zahl der Deportierten ist unklar. Überlebende berichten von weit größeren Zahlen als andere Quellen. Es ist unklar welche Zahl an Männer unter 50 Jahren, den Zug in Kosel verließen; einige Überlebende sprechen von 150, andere von bis zu 300. Wie bereits erwähnt, befand sich eine größere Zahl von Juden aus Haarlem an Bord dieses Zugs. Am Montag, den 24. August, erhielten 650 Haarlemer Juden einen Brief, der ihnen befahl, sich zur Deportation zu melden. Allerdings stellten sich am folgenden Tag nur 149 in der Bavo-Schule in der Westergracht ein; daher führten die Deutschen am Abend eine Razzia durch und fingen 30 weitere. In der Nacht des 25. August verließ ein Sonderzug mit 179 Juden aus Haarlem die Westgracht in Richtung Westerbork. Von dort wurden 110 von ihnen nach Auschwitz deportiert.

Beginnend mit dem Zug, der Westerbork am 28. August 1942 verließ, wurden im oberschlesischen Kosel Männer im Alter zwischen 15 und 45 Jahren (andere Berichte sprechen von 15 und 55) aus dem Zug genommen und in Arbeitslager in der Umgebung geschickt. Diese Prozedur dauerte bis zum 12. Dezember an und ist als die Kosel-Periode bekannt, da eine Zahl von Transporten aus Belgien und Frankreich ebenso in Kosel hielten, 80 Kilometer vor Auschwitz, wo arbeitsfähige Männer aussteigen mussten und in verschiedene Arbeitslager in der Umgebung geschickt wurden.

Ein Überlebender, Hans Bonn, erinnert sich: „Wir fuhren in Passagierzügen. Wir saßen in einem Abteil für acht Personen. Fünf Damen und drei Herren. Wir waren alle fröhlich und wussten nicht, was uns erwartete… An einer der Stationen auf dem Weg erhielten wir die Gelegenheit, etwas Wasser zu trinken. Wir durften auch Postkarten schreiben, welche die Grüne Polizei [Bezeichnung für die Ordnungspolizei, wegen ihrer grünen Uniformen] zu versenden versprach. Dies geschah allerdings nie. Darüber hinaus schreiben Leute Karten und warfen sie aus den Fenstern und diese Karten kamen an, wie sich später zeigte. Niemand verließ den Zug vor Kosel. In Kosel waren die guten Zeiten vorbei. Wir wurden mit Gewehrkolben aus dem Zug geprügelt. Alle Männer zwischen 15 und 50 mussten aus dem Zug aussteigen. Draußen mussten wir uns mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen. Der Gepäckwaggon wurde geöffnet und eine gewisse Menge entladen. Wir mussten unsere eigenen Koffer aus dem Haufen heraussuchen, mit dem Ergebnis, dass jeder irgendein Gepäckstück bekam, einige einen Rucksack mit Frauenkleidern. Ich fand glücklicherweise meinen eigenen Koffer. Wir wurden auf Lastwagen geladen. Je 40 Mann. Die Leute, die den Zug in Kosel verließen, wurden alle mit einem Lastwagen abtransportiert. Es gab um die zehn bis zwölf Lastwagen.“

Laut Ralph Leefsma, einem weiteren Überlebenden, zählte der Transport 1500 Personen. Er sagt, der Zug sei auf Nebengleisen gefahren, bis sie kurz vor Groningen in Richtung Nieuweschans abzweigten und über Bremen, Hamburg, Berlin, Oppeln (Opole) und Cosel (Koźle) ostwärts fuhren.

In Nieuweschans verließ der holländische Lokführer den Zug und wurde von einem deutschen Fahrer abgelöst. Die holländischen Fahrer, die wegen ihrer Kenntnis der Strecke nach Nieuweschans meist aus Groningen stammten. Die deutschen Wachen besetzten den ersten und manchmal auch den letzten Waggon.

Ein anderer Überlebender, Max Fürst, erinnert sich, dass er Westerbork mit etwa 1200-1300 anderen Personen an Bord verlassen habe: „Ich weiß dies sehr gut, da der Kommandant in Westerbork sagte, er brauche 1200 Leute für den Transport.“ Nach Zwischenhalten in Hannover und anderen Orten, an deren Namen er sich nicht erinnert, kamen sie in Kosel an. Obersturmbannführer Lindner betrat die Abteile und ließ alle Männer unter 50 Jahren aus dem Zug. Männer über 50, Frauen und Kinder blieben in Zug. Dies lief nicht auf sehr feine Weise ab. Nachdem hinter Stacheldraht eine Reihe gebildet worden war, wurden 350 Männer in offenen Lastwagen nach Sakrau (Zakrzów) gefahren, ein 22 Kilometer von Kosel entferntes Lager in Polen, das aus fünf Baracken und einer Küche bestand. Im Mai 1943 wurde das Lager aufgelöst und seither nicht mehr als solches verwendet.

Salomon Kaufmann aus Amby in Limburg wurde gemeinsam mit zwei sanitäter zum Führer eines Waggons ernannt. Der Transportleiter des ganzen Zugs war Jacobs, ein etwa 45-jähriger Schneider aus Maastricht, der im Krieg mehrere Orden erhalten hatte. Er wurde in Auschwitz in den Tod geschickt, da er den Gefangenen zu viel Informationen hatte zukommen lassen.

Laut den detaillierten Listen, die in Westerbork aufgestellt wurden, setzten sich die Lebensmittel, die mit dem Zug geschickt wurden, aus einem Laib Brot pro Person, Butter, Zucker, Kaffee Ersatz, Salz, Marmelade, Erbsen, Wurst, Käse, Grütze, Kartoffelmehl und Rotkohl zusammen, alles in Mengen, die für die Reise ausreichten. Es ist jedoch offensichtlich, dass diese Lebensmittel nicht unter den Deportierten verteilt wurden, da Überlebende nur Brot und manchmal Marmelade, Butter oder Wurst erwähnen.

Von all jenen, die nach Auschwitz weiterfuhren, wurde niemand ins Lager überwiesen; sie wurden laut der Auschwitz-Chronistin Danuta Czech in den Gaskammern ermordet.

Von diesem Transport haben 11 Männer, die in Cosel ausgestiegen waren, überlebt.
Quelle: Gedenkstätte yad vashem

Namensliste

Eva van Dam-Nathans
15-07-1893 Haren
31-08-1942 Auschwitz

Bernard Max van Dam
1932.05.07 Groningen
31-08-1942 Auschwitz

Alexander Ernst
geboren am 05. Februar 1914 in Gelsenkirchen
wohnhaft in Gelsenkirchen
Emigration: Niederlande
Deportation: 28. August 1942 ab Westerbork - Konzentrationslager Auschwitz
† 30. August 1942 im KL Auschwitz
Ernst Alexander war Jugendspieler beim FC Schalke 04. Wie alle jüdischen Mitglieder musste er den Verein nach der NS-Machtübernahme verlassen. Ende 1938 floh er in die Niederlande, wo er in verschiedene Flüchtlingslager gebracht wurde. Während der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen wurde er am 28. August 1942 von Westerbork ins KZ Auschwitz deportiert und dort am 30. August 1942 ermordet. Niemand aus seiner Familie überlebte den Holocaust.

Günsberg Joseph
Joseph Günsberg wurde am 21. Januar 1895 in Nadworna/Polen geboren. Er war mit Berta, geborene Zwecher verheiratet. Das Ehepaar Günsberg hatte zwei Kinder, die am 25. Januar 1927 geborene Fanny Susanne und den am 22. April 1928 geborenen Lothar. Beide Kinder wurden in Gelsenkirchen-Horst (Emscher) geboren.
Günsberg Joseph wurde am 28. August 1942 über Westerbork nach Auschwitz verschleppt und dort am 31. August 1942 ermordet.