Hartheim

Mit diesem "Invalidentransport" werden 100 KV (keine Verwendung) "Häftlinge" aus dem Konzentrationslager Dachau zur Euthanasie-Anstalt Schloss Hartheim deportiert. Hier im Schloss Hartheim, einer ehemaligen Anstalt für Geisteskranke wurden seit Frühjahr 1940 Insassen aus Kranken- und Pflegeanstalten sowie aus Altenheimen ermordet. Ab Januar 1942 erlitten Tausende von Häftlingen vor allem aus den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen das gleiche Schicksal. Der Transport erreicht Hartheim am 26.01.1942. Die Häftlinge werden noch am gleichen Tag ermordet.

Jacobs Arthur

Arthur Jacobs wurde laut Geburtsurkunde am 15. Februar 1883 in Heiligenhaus bei Düsseldorf als viertes Kind geboren. Seine Eltern Luise und Salomon Jacobs waren „israelitischer Religion“ und hatten sechs Kinder (Gustav, Meta, Hedwig, Arthur, Helene, Adele). Eines davon starb im Kindesalter, die anderen fünf sollten später dem NS-Regime zum Opfer fallen.
Der Vater hatte eine Klempnerei und war Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr. Arthur Jacobs wollte sich jedoch nicht in seinem Unternehmen betätigen, sondern gründete mit anderen Partnern gemeinsam eine Fabrik für Schlüssel und Beschläge. Während des 1. Weltkrieges stand das Unternehmen still.
Im 1. Weltkrieg erhielt Arthur Jacobs das „Eiserne Kreuz“. Ab 1919 lebte er dann für zehn Jahre in Düsseldorf und zog im August 1929 zurück nach Heiligenhaus.
Mit 48 Jahren, am 19. März 1931, heiratete Arthur Jacobs die 21-jährige Katholikin Maria Victoria Braunfeld aus Oberhausen. Gemeinsam hatten sie drei Kinder: Klaus, Luise und Leni. Jacobs, der als Kaufmann sein Geld verdiente, war viel auf Geschäftsreisen unterwegs, z. B. in der Schweiz, so auch im Jahr 1933, als am 28. März seine Tochter Luise zur Welt kam.
Arthur Jacobs war ab 29. Oktober 1935 arbeitslos gemeldet, weil ihm als Juden Geschäfte mit Deutschen nicht erlaubt waren. Deshalb war er von der Sozialhilfe abhängig. Es dürften sich dann doch Geschäfte ergeben haben, woraufhin er wegen „betrügerischen Machenschaften“, wie es in einem Zeitungsartikel hieß, für ein halbes Jahr in Haft kam. Man warf Jacobs vor, dass er unberechtigt Unterstützung bezogen und somit die „Reichsanstalt für Arbeitsbeschaffung“ betrogen habe. Von der Gestapo wurde er vermutlich schon deshalb kontrolliert, weil er ein reisender Provisionsvertreter jüdischer Abstammung war.
Jacobs erste Haft dauerte von Dezember 1936 bis Juni 1937. Im darauffolgenden Jahr wurde er dann im Februar 1938 zum zweiten Mal im Zuge der Aktion gegen so genannte „asoziale Elemente“ als „vorbestrafter Jude“ verhaftet, man schickte ihn mit 15. Juni 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen.
Das Pogrom vom 9. November 1938 – die so genannte „Reichskristallnacht“ – veranlasste schließlich Jacobs Frau dazu, die Kinder am 28. März 1939 alleine nach Rotterdam in den Niederlanden zu schicken.
Am 1. Jänner 1939 wurde gemäß den Vorschriften für Juden im Deutschen Reich auf Arthur Jacobs Meldekarte zwangsweise der Name „Israel“ als zusätzlicher Vorname vermerkt.
Aus einem Schreiben des Bürgermeisters von Heiligenhaus vom 22. Juli 1939 erfährt man von der beabsichtigten Auswanderung Arthur Jacobs. Maria Jacobs versuchte diese zu beschleunigen und hielt sich deshalb in den Niederlanden auf, wo sie die nötigen Papiere für eine Emigration nach Brasilien besorgen wollte. Sie wurde jedoch am 28. März 1940 von der niederländischen Polizei verhaftet und nach Deutschland abgeschoben, weil sie sich zu lange im Land aufgehalten hatte. Nach der Rückkehr wurde sie, wie ein Dokument Auskunft gibt, von der Gestapo verhört.
Aufgrund eines Schreibens des Regierungspräsidenten vom 4. Jänner 1940 wäre Arthur Jacobs beinahe freigelassen worden, da man gegen seine Auswanderung nichts einzuwenden hatte. Diese Versuche zu emigrieren scheiterten jedoch an einem gültigen Einreisevisum für Brasilien.
Nach rund zwei Jahren im KZ Sachsenhausen wurde Arthur Jacobs am 3. September 1940 in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Seine Frau bemühte sich weiterhin, eine Auswanderung zu ermöglichen, aber auch die Jüdische Kultusvereinigung machte ihr diesbezüglich in einem Schreiben wenig Hoffnung. Nach fünf Monaten kam er am 23. Jänner 1941 in das Konzentrationslager Neuengamme, wo er vermutlich beim Lagerbau mithalf. Von dort wurde er dann am 14. September 1941 wieder zurück nach Dachau gebracht.
Seine schlechte gesundheitliche Verfassung durch die schwere Arbeit führte dazu, dass er am 26. Jänner 1942 mit einem „Invalidentransport“ im Rahmen der „Sonderbehandlung 14f13“ nach Hartheim gebracht wurde. Den Häftlingen wurde gesagt, dass sie in ein Sanatorium kämen, jedoch wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in Hartheim durch Kohlenmonoxyd ermordet.
Offiziell verstarb Arthur Jacobs am 7. Februar 1942 im KZ Dachau an einem „Versagen von Herz und Kreislauf bei Grippe“. Hartheim ist aufgrund der Vertuschungsmaßnahmen in den offiziellen Dokumenten nicht zu finden.
Seine Frau und seine drei Kinder, von denen die Tochter Luise später ein Buch über die Lebensgeschichte des Vaters schreiben sollte, überlebten, seine Enkelkinder und Urenkel konnte Arthur Jacobs leider nie kennen lernen.