Auschwitz

Am 24.08.1942 um 8:55 Uhr verläßt der Transport Nu 23 (Zug 901-18) mit 1000 Personen (darunter 518 Kinder im Alter von eins bis 14 Jahren) die Bahnstation Bourget-Drancy. Ziel dieses Transportes ist das KL Auschwitz. Die Menschen waren im Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy inhaftiert. Nachdem Eintreffen des Zuges in Auschwitz am 26.08.1942 wird durch die SS eine Selektion vorgenommen. Nach der Selektion werden 92 Männer, die die Nummern 61662 - 61753 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 908 Deportierten werden der Sonderbehandlung zugeführt. 3 Männliche Personen aus diesem Transport haben den Krieg überlebt.

Bericht

Der Transport Nu 23 bestand aus 1000 Personen (darunter 518 Kinder), und kam aus Drancy. Die Menschen waren im Internierungslager für Juden und unerwünschte Elemente Drancy inhaftiert. 92 Männliche Personen aus diesem Transport wurden als Häftlinge ins Lager Auschwitz übernommen. 908 Personen aus diesem Transport wurden der Sonderbehandlung (vergast) zugeführt. 3 Männliche Personen aus diesem Transport haben den Krieg überlebt.

Der Transport, der Drancy am 24. August 1942 Richtung Auschwitz verließ, umfasste 553 jüdische Kinder, die seit ihrer Festnahme am 16. Juli in den Lagern Beaune-la-Rolande und Pithiviers interniert waren. Sie wurden am 19. und 22. August ins Lager Drancy transferiert. Ihre Eltern waren zum größten Teil bereits in den Wochen zuvor deportiert worden. Die Mehrzahl der Kinder besaß die französische Staatsbürgerschaft. 135 von ihnen waren erst zwei bis fünf Jahre alt. Zusätzlich zu den Kindern wurden 287 in Drancy inhaftierte jüdische Erwachsene in den Transport eingeschlossen. Am 20. August schickte Röthke der Feldgendarmerie Anweisungen, die die anstehenden Transporte aus Drancy betrafen, einschließlich des für den 24. August angesetzten. Demnach sollte die Feldgendarmerie einen Offizier und acht Wachleute abstellen, die um 6:00 Uhr im Lager Drancy bereitzustehen hätten.

Am 24. August bestätigte Röthke, dass der Zug 901-18 die Station Bourget-Drancy an diesem Morgen um 8:55 Uhr mit insgesamt 1000 Juden an Bord verlassen hatte. Transportleiter war Feldwebel Rossler.

Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Der Zug wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie gemeinsam mit einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht, bevor er die Grenze in Novéant erreichte. Dort wurde die Wachmannschaft von der deutschen Ordnungspolizei abgelöst.

Am 28. Juli hatte Röthke dem Sipo-SD-Kommandanten in Frankreich, Helmut Knochen, und dessen Stellvertreter Kurt Lischka Direktiven mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich geschickt, einschließlich des für den 24. August angesetzten. Er erklärte: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.
Quelle: Gedenkstätte yad vashem



Der Transport von Drancy nach Auschwitz und die anschliessende Vergasung ist dokumentiert in Klarsfeld, Serge,
Le mémorial de la déportation des Juifs de France, 1978, Kap. „Convoi no 23 en date du 24 août 1942".

Charles Sonabend

Unter den Insassen des Zuges befanden sich Juden, deren Flucht in die Schweiz gescheitert war; einige hatten wie Charles Sonabend vor ihrer Vertreibung im Gefängnis von Pruntrut eingesessen. Die Frauen und Kinder, darunter auch Laja Sonabend, wurden sofort nach ihrer Ankunft vergast, die Männer, darunter auch Simon Sonabend, ein wenig später.

Im Spätsommer 1942 eröffnete die Incasso-Stelle der Schweizer Uhrenfabrikanten im Namen der Firma Langendorf Watch ein Betreibungsverfahren gegen Charles Sonabend. Diese Massnahme ergriff sie nur kurze Zeit, nachdem sie sich bei der eidgenössischen Verwaltung nach dem Verbleiben ihres Geschäftsfreundes erkundigt hatte.
Der bisherige Kunde habe in den Jahren 1938 bis 1940 teilweise die Rechnungen nicht bezahlt. Ausstehender Betrag: 200 Dollar: genau so viel, wie Wollmann auf Sonabends Konto einbezahlt hatte. Das Geld wurde, da sich der Betriebene nicht wehrte, im November 1942 beschlagnahmt.
Nun war es damals für den Verband der Uhrenfabrikanten üblich, die Geschäftspartner mit unzimperlichen Methoden zu disziplinieren. Wer, aus
welchen Gründen auch immer, den Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam, wurde ohne Federlesen auf eine schwarze Liste gesetzt; und fortan war es den Verbandsmitgliedern verboten, mit einem so Registrierten weiter zu geschäften. Auch gegenüber Sonabend scheint der Verband ungeachtet seiner Tragödie an den Routinen festgehalten zu haben. Im September 1942 leitete er gegen ihn ein Ausschlussverfahren ein und setzte ihn zehn Monate später auf den Index. Erst als man von seiner Ermordung erfuhr, strich man ihn wieder von der Liste.