Auschwitz

Der Transport Nu 6 bestand aus 928 Personen, und kam aus dem Durchgangslager für internierte jüdische Franzosen und ausländische Flüchtlinge Pithiviers. 809 Männliche Personen (Häftlingsnummer 48880 - 49688) und 119 weibliche Personen (Häftlingsnummer 9550 - 9668) aus diesem Transport wurden als Häftlinge ins Lager Auschwitz übernommen. 45 Männliche Personen aus diesem Transport haben den Krieg überlebt.

RSHA-Transport Nr. 6

RSHA-Transport Nr. 6 aus Frankreich in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: der Transport umfasste 928 Juden aus dem Lager Pithiviers, 809 Männer und 119 Frauen. Alle wurden in Auschwitz als Häftlinge registriert. 1945 hatten 45 Menschen überlebt, darunter keine Frau.   

Der neue Fahrplan für die nächsten Abfahrten aus Frankreich wurde am 11. Juli festgelegt. Er betraf auch den Transport aus Pithiviers, der für den 17. Juli anberaumt war. Dieser Zug umfasste 928 Juden, drei Viertel davon ausländische Juden, die am 14. Mai 1941 in Paris verhaftet worden waren. An diesem Tag verhaftete die französische Polizei 6494 ausländische Juden. Sie kam damit deutschen Forderungen nach einer Reduzierung der Zahl ausländischer Juden in der besetzten Zone nach. Die Betroffenen wurden in einem der fünf Gefangenenlager Caserne Napoléon, Caserne Minimes, 52 Rue Edouard-Pailleron, 33 Rue de la Grange-aux-Belles und Gymnase Japy inhaftiert. Die große Mehrheit stellten polnische Juden (3439), 123 waren österreichische und 157 tschechoslowakische Staatsbürger. Sie wurden mit dem Bus zum Gare d’Austerlitz gebracht, wo neben der französischen Polizei auch deutsche Offiziere der Feldgendarmerie zugegen waren, um das Besteigen der Züge zu überwachen. 1693 Juden wurden ins Lager Pithiviers und 2000 ins Lager Beaune-la-Rolande überführt. Während die meisten dieser Internierten 1942 mit dem zweiten, dritten und fünften Transport aus Frankreich deportiert wurden, wurden die Übrigen am 17. Juli aus Pithiviers deportiert. Weitere 214 Männer, die in Beaune-la-Rolande interniert worden waren, wurden jedoch nach Pithiviers transferiert, um sich dem Transport anzuschließen, ebenso wie 150 auf Bauernhöfen in Sologne arbeitende Juden, die am 13. Juli nach Pithiviers transferiert wurden. Allerdings belief sich die Gesamtzahl der für die Deportation von Pithiviers aus verfügbaren Juden trotz dieser Transfers nur auf 600. Um das Soll von 1000 Juden zu erfüllen, wurden in der umliegenden Gegend Verhaftungen vorgenommen und die Einschränkungen in Bezug auf Alter und Staatsbürgerschaft nicht strikt eingehalten. Wie bei dem Treffen zwischen Oberg und Bousquet am 2. Juli vereinbart, übernahm die örtliche französische Polizei die meisten der Festnahmen. Auf Befehl der Kommandantur Dijon wurden in den folgenden Départements der Region Burgund 193 Juden verhaftet: Im Département Nièvre wurden am 13. Juli 32 Juden verhaftet. Der Kommandant der Gendarmerie im Verwaltungssitz Nevers erhielt hinsichtlich der Verhaftungen die folgenden Anweisungen: „Alle Juden zwischen 16 und 45 beiden Geschlechts; polnische, tschechische, russische, österreichische, griechische, jugoslawische, norwegische, niederländische, belgische, luxemburgische und staatenlose Juden müssen sofort verhaftet und ins Lager Pithiviers gebracht werden. Verkrüppelte Juden und in Mischehen lebende Juden dürfen nicht eingeschlossen werden. Die Verhaftungen müssen am 13. Juli um 20:00 Uhr abgeschlossen sein. Die Internierten müssen bis zum 15. Juli um 20:00 Uhr ins Lager gebracht werden.“ Weitere Anweisungen erließ der Präfekt, im Sinne von Danneckers Sendschreiben vom 26. Juni, in Bezug auf die Gegenstände, die die Internierten mit sich zu führen hätten. Am 13. Juli wurde dem Präfekten von Nevers ein Fernschreiben gesandt; es wies darauf hin, dass die Internierten ebenso wenig wie die zurückgelassenen verkrüppelten Juden der Fürsorge des Roten Kreuzes oder irgendeiner anderen französischen Wohltätigkeitsorganisation überantwortet werden dürften. Lediglich die Union Générale des Israelites de France (UGIF) konnte sich um diese Juden kümmern. Alle Verhafteten wurden in die École du Parc gebracht, wo sie die Nacht verbrachten. Am nächsten Tag verließen sie Nevers in Richtung Pithiviers. Auch im Département Yonne fanden Festnahmen statt. Dort wurden 42 Juden verhaftet und am 12. Juli ins Internierungslager Auxerre gebracht. Am 14. Juli listete der Kommandant der Gendarmerie die Juden auf, die nach Pithiviers deportiert werden sollten, und gab Anweisungen, wie der Transfer vom Internierungslager zur Bahnstation zu organisieren sei: Er verlangte, dass die Fahrzeuge um 6:45 Uhr im Fuhrpark Burgund bereit zur Abfahrt zum Internierungslager stehen sollten, um die Deportierten nach Pithiviers zu bringen. Der Bus sollte über Auxerre, Sens und Montargis nach Pithiviers fahren. An den Präfekten von Yonne wurden dieselben Direktiven versandt wie an den von Nevers. Der Präfekt von Yonne bestimmte, dass jegliche Nachlässigkeit bei der Befolgung des Befehls auf Seiten von Agenten oder Gendarmen deren sofortige Entlassung zur Folge haben werde. In Montceau-les-Mines im Département Saône-Loire wurden am 14. Juli 35 Juden interniert und ins Lager Pithiviers gebracht. Der französische Polizeikommissar Marcel Dives und Hauptmann Hellio von der Gendarmerie führten die Verhaftungen durch. Unter den Festgenommenen befanden sich mehrere Kinder, auch ein Baby im Alter von einem Monat. Die Kinder, die nicht bei Verwandten Aufnahme fanden, wurden in die UGIF-Zentrale in Paris gebracht. Die an diesem Tag verhafteten Erwachsenen wurden nach Pithiviers überführt und am 17. Juli deportiert. Im Département Côte d’Or wurden 21 Juden verhaftet, zwischenzeitlich ins Rathaus von Dijon gebracht und am 15. Juli mit dem Zug ins Internierungslager Pithiviers verfrachtet. Im Département Territoire de Belfort wurden am 12. Juli 12 polnische Juden verhaftet. Sie ließen 28 Kinder zurück, die von der UGIF in Pflege genommen wurden. Ein Bericht des jüdischen Kinderhilfswerks Œuvres aux Secours des Enfants (OSE) über die Verhaftungen in Belfort bestätigte, dass die Kinder nach der Verhaftung der Erwachsenen allein in den Wohnungen zurückgelassen wurden und die UGIF große Mühe damit hatte, sie aufzusammeln. Ein zwei Monate altes Baby wurde erst nach zwei vollen Tagen gefunden. Weitere 42 Juden wurden auf Befehl der Kommandantur Orléans in der Region Centre festgenommen. In Blois im Département Loir-et-Cher verhaftete die Feldgendarmerie am Morgen des 13. Juli fünf Juden (zwei Männer und drei Frauen), darunter einen französischen Staatsbürger. Der Bericht des Polizeikommissars für den Präfekten von Loir-et-Cher gab an, diese Juden seien zur Polizeistation gebracht worden, wo sie auf die Weiterverfrachtung an einen unbekannten Ort warteten. Am 15. Juli wurden Direktiven für den für den 17. Juli angesetzten Deportationszug an den Präfekten des Départements Loiret geschickt, in dem sich das Lager Pithiviers befand. Diese forderten den Abtransport der Juden aus Pithiviers um 6:15 Uhr. Der Zug sollte am Abend zuvor zwischen 19:00 und 21:00 Uhr in Anwesenheit deutscher Amtsträger bestiegen werden. Desweiteren wurde ausgeführt, dass zusätzlich zu den Juden aus Pithiviers weitere 200 aus Dijon und 50 aus Paris, die am 15. und 16. Juli in Pithiviers eintreffen würden, in den Transport eingeschlossen werden sollten. Der Präfekt bat um Überwachung des Transfers vom Lager zum Bahnhof von Pithiviers. Er bestimmte, dass ein Gendarmerie-Kommando über die Nacht schichtweise zehn Gendarmen abstellen sollte, um den Zug gemeinsam mit der deutschen Feldgendarmerie zu überwachen. Der Zug verließ Pithiviers am 17. Juli 1942 um 6:15 Uhr mit insgesamt 1042 Juden, die die ganze Nacht im Zug auf die Abfahrt gewartet hatten. Gemäß dem Fahrplan für die erste Deportation aus Pithiviers im Juni 1942 passierte der Zug nach seiner Abfahrt Malesherbes, Monterean, Flamboin, Troyes, Brienne-le-Château, Valentigny, Montier en Der, Eclaron, Saint-Dizier, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und hielt dann an der Grenze in Novéant-sur-Moselle (Neuburg). Der für bis zur Grenze für den Zug verantwortliche Transportleiter war Leutnant Schneider. Im November 1943 erstellte die Reichbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich ab diesem Datum. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auscwhitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 17. Juli 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kattowitz und schließlich Auschwitz. Am 28. Juli 1942 übermittelte Heinz Röthke, der Dannecker als Leiter des Sipo-SD-Judenreferats abgelöst hatte, dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und seinem Stellvertreter Kurt Lischka, neue Anweisungen mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich. Er erklärte: „ ... und zwar werden nach wie vor deutsche Güterwagen für den Abtransport genommen werden können.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt. Unter den Deportierten befanden sich 119 Frauen; damit war dies der erste Transport mit einer derart signifikanten Zahl von Frauen. Bei der überwältigenden Mehrheit der Deportierten handelte es sich um ausländische Juden meist polnischer Herkunft, wenngleich trotz der Vereinbarung mit den französischen Behörden, nur ausländische Juden zu deportieren, auch mindestens 16 französische Staatsbürger eingeschlossen wurden. Mehrere Kinder unter 16 Jahren wurden ebenfalls deportiert, darunter die zwölfjährige Marie-Louise Warenbron und die vierzehnjährige Rebecca Nowodworski. Berek Wancier, einer der im Mai 1941 in Paris Verhafteten, erinnert sich an seine Erfahrung auf diesem Transport: „Am 17. Juli 1942 ließen uns die Gendarmen Viehwaggons besteigen; es gab ein extremes Gedränge. Wir sagten uns, „Sie werden uns schon nicht fressen, nur arbeiten lassen – das ist alles‘. Wir waren zu 70 oder 80 in einem Waggon, ohne Wasser und etwas zu essen. Es war extrem heiß. Wir dachten, wir würden nach Deutschland fahren, aber nicht in unseren Tod. Die Reise dauerte drei Tage. Wir erleichterten uns in einer Ecke, wo ein wenig Stroh lag. Einige Leute erbrachen sich, es roch fürchterlich. Manche warfen Briefe durch die Spalten zwischen den Holzlatten des Waggons. An einem Punkt öffnete sich leicht die Tür und wir erhielten einen Eimer Wasser, aber jeder war so durstig, dass wir alle auf ihn lossprangen und so die Hälfte seines Inhalts verschütteten.“ In seinem letzten Brief an seine Familie vor der Deportation schrieb Jukiel Obarzanek: „Meine liebe Familie, ich schreibe, um Euch zu sagen, dass ich heute aufbreche. Ich glaube, wir fahren zum Arbeiten. Macht Euch keine Sorgen, denn ich habe Mut. Es gibt auch etwa hundert Frauen unter uns und sie sind auch sehr tapfer.“ Eine der Deportierten war Irène Némirovsky, eine russische Einwanderin und berühmte Autorin. Sie hatte vor dem Krieg zahlreiche Romane geschrieben und schrieb gerade einen weiteren, als sie 1942 deportiert wurde.

Transpoerroute

Abfahrtsbahnhof Pithiviers
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Malesherbes, Loiret

Abfahrtsbahnhof Malesherbes, Loiret
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Flamboin, Seine et Marne

Abfahrtsbahnhof Flamboin, Seine et Marne
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Troyes, Aube

Abfahrtsbahnhof Troyes, Aube
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Brienne le Chateau, Aube

Abfahrtsbahnhof Brienne le Chateau, Aube
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Valentigney, Doubs

Abfahrtsbahnhof Valentigney, Doubs
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Montier en Der, Haute Marne

Abfahrtsbahnhof Montier en Der, Haute Marne
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Éclaron Braucourt Sainte Livière, Haute Marne

Abfahrtsbahnhof Éclaron Braucourt Sainte Livière, Haute Marne
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Saint Dizier, Haute Marne

Abfahrtsbahnhof Saint Dizier, Haute Marne,
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Revigny sur Ornain, Meuse

Abfahrtsbahnhof Revigny sur Ornain, Meuse, Frankreich
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Bar le Duc, Meuse

Abfahrtsbahnhof Bar le Duc, Meuse
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Lerouville, Meuse

Abfahrtsbahnhof Lerouville, Meuse
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Novéant sur Moselle, Moselle

Abfahrtsbahnhof Novéant sur Moselle, Moselle, Frankreich
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Saarbrücken (Saar), Saarland

Abfahrtsbahnhof Saarbrücken (Saar), Saarland
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Frankfurt am Main (Wiesbaden)

Abfahrtsbahnhof Frankfurt am Main(Wiesbaden)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Dresden (Bautzen)

Abfahrtsbahnhof Dresden (Bautzen)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Gorlitza, Gorlice, Krakow

Abfahrtsbahnhof Gorlitza, Gorlice, Krakow
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Nysa, Neisse (Oppeln)

Abfahrtsbahnhof Nysa, Neisse (Oppeln)
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Halt
Zielort des Transports: Katowice, Slask

Abfahrtsbahnhof Katowice, Slask
Transportmittel Güterwagen
Teilstrecke: Endstation
Zielort des Transports: KL Auschwitz Birkenau