Auschwitz
Am 05.08.1942 verläßt der Transport Nu 15 Beaune-la-Rolande mit 1014 Personen. Die Menschen waren im Internierungslager und Durchgangslager für Juden Beaune-la-Rolande (Camp de transit) inhaftiert. Ziel dieses Transportes war das Konzentrationslager Auschwitz. Der Zug erreicht Auschwitz am 07.08.1942. Bei ihrer Ankunft in Auschwitz am 7. August wurden 214 Männer zur Sklavenarbeit selektiert und mit den Nummern 57103-57316 tätowiert; 96 Frauen wurden ebenfalls zur Sklavenarbeit selektiert und erhielten die Nummern 15711-15806. 704 Personen aus diesem Transport wurden der Sonderbehandlung (vergast) zugeführt. 5 Männliche Personen und 1 weibliche Person aus diesem Transport haben den Krieg überlebt.
Bericht
Die am 5. August 1942 deportierten Juden gehörten zu denen mit Familien, die am 16. Juli verhaftet worden waren. Während die unverheirateten Häftlinge direkt ins Lager Drancy überführt wurden, wurden die mit Familien zuerst ins Stadion Velodrôme d’Hiver in Paris gebracht und von dort aus in die Lager im Département Loiret überführt. Mehr als 8000 Juden wurden ins Velodrôme d’Hiver gebracht, die Hälfte davon Kinder.
Ein Transport sollte am 5. August das Lager Beaune-la-Rolande verlassen. Da das RSHA die Deportation von Kindern unter 16 Jahren noch nicht genehmigt hatte, spielten sich vor der Deportation grauenvolle Trennungsszenen im Lager ab.August getrennt worden. Annette Monod, eine protestantische Sozialarbeiterin, die in mehreren französischen Internierungslagern gearbeitet hatte, war zu jener in Beaune-la-Rolande anwesend: „Man sagte ihnen (den Müttern), sie müssten die Lager vorbereiten, bevor ihre Kinder sich ihnen anschlössen. Viele glaubten dies nicht. Sie sahen, wie die Namen der Kinder (Vor- und Nachnamen) registriert wurden, und konnten erkennen, dass dies nicht effizient getan wurde. Die Namen wurden einfach auf an weißen Fäden gehängte Schildchen geschrieben, die die Kinder untereinander schnell vertauschten. Dies führte unter den Müttern zu einer Panik; es kam zu Ausrastern, Angstschreien, und manche der Mütter stießen mit ihrem Kopf gegen die Wand.“
Obwohl die Direktiven nur Kinder über 15 Jahren zur Deportation mit ihren Eltern bestimmten, hatte der Polizeikommandant von Orléans signalisiert, dass die Altersgrenze auf 12 oder 13 herabgesetzt werden könnte, wenn die Kinder so gebaut wären, dass sie man sie vom Aussehen her älter einschätzen wurde. Dem Historiker Serge Klarsfeld zufolge wurden kurz vor der Abfahrt des Transports 160 Kinder zwischen zwölf und 15 Jahren von Sipo-SD-Leuten aus dem Zug geholt.
Heinrichsohn bestätigte, dass der Transportzug 901-10 Beaune-la-Rolande am 5. August um 5:10 Uhr mit insgesamt 1014 Juden in Richtung Auschwitz verlassen habe. Transportleiter war Feldwebel Rigel. Gemäß einem Fahrplan, der für die erste Deportation aus Beaune-la-Rolande im Juni 1942 verschickt worden war, hat der Zug wohl die folgende Route genommen: Nach der Abfahrt aus Beaune-la-Rolande passierte er Malesherbes, Montereau, Flamboin, Troyes, Brienne-le-Château, Valentigny, Montier en Der, Saint Dizier, Revigny, Bar le Duc und Lérouville, bevor er in Novéant-sur-Moselle (Neuburg) die Grenze erreichte. Bis dorthin wurde der Zug von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie sowie einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bewacht.
Am 28. Juli hatte Röthke Anweisungen an Helmut Knochen und dessen Stellvertreter Kurt Lischka, den Gestapo-Chef von Paris, mit dem Fahrplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich übermittelt, darunter der am 5 August. Er erklärte: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt und durch einen Brief der SNCF an den Präfekten des Départements Loiret bestätigt worden, der darauf hinwies, dass man am 5. August den Transfer von Juden aus Beaune-la-Rolande an die französisch-deutsche Grenze vorgenommen habe. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.
Die 18-jährige Elisabeth Gominger, die am 5. August gemeinsam mit ihrer 14-jährigen Schwester Adele und ihrem Vater deportiert wurde, schrieb aus dem Zug einen Brief an ihren Verlobten, der in Paris zurückblieb:„Seit letzter Nacht befinden wir uns in einem Zug mit einem unbekanntem Ziel möglicherweise in Deutschland oder Polen. Wir wurden mit einer Brutalität behandelt, die ich als für zivilisierte Menschen undenkbar erachtete. Um 5 Uhr morgens wurden die Männer ausgerufen und Vati war einer von denen, die gingen. Sie wurden wie Hunde geschlagen … Ich hörte meinen und Adeles Namen. Meine kleine Suzanne, so verwöhnt, wird allein bleiben müssen. Innerhalb von 5 Minuten sagten wir unserer Kleinen Lebewohl, die einen herzzerreißenden Schrei ausstieß… Ich bin froh, mit Adele zu sein, aber wenn ich ihr diesen Schmerz hätte ersparen könne, hätte ich es getan.“