Transportliste
Der Deportationszug DA 6 startete in Gelsenkirchen, nahm in Münster 400 Juden auf, dann 500 aus dem damaligen Bezirk Hannover, Hildesheim und Göttingen, und als letztes 116 in Braunschweig. Anschließend setzte man die Fahrt direkt nach Warschau fort, wo man dann direkt in das Ghetto kam.
Zeitzeugenberichte aus Linden
Am 31.03.1942, gegen Mittag, wurden die Menschen dann aus dem Sammellager mit Fahrzeugen der Schutzpolizei und unter deren Bewachung zum Bahnhof Fischerhof in Linden gefahren.
Der Zug, der laut Zeitplan um 18.15 Uhr in Linden eintreffen sollte, kam erst mit sechs Stunden Verspätung, also ca. 0:15 Uhr aus Gelsenkirchen in Hannover an. Die Juden hatten nun laut Organisationsplan 21 Minuten Zeit, um in den Zug zu steigen, in dem schon 400 Menschen waren. Abgefahren ist er dann so gegen 0:36 Uhr am 01.04.1942.
Über die Verhältnisse in der Nacht vom 31.01.1942 zum 01.004.42 berichtet ein Zeitzeuge folgendes:
"Der Zug hatte etwa sechs Stunden Verspätung und die von Hannover zum Abtransport Bestimmten hatten während der ganzen Zeit bei strömenden Regen unter freiem Himmel gestanden. Sofort nach dem Halten des Zuges wurde alles wahllos in die Wagen hineingedrängt, ob Platz vorhanden war oder nicht, wurde vorher nicht geprüft."
Mit dem Abtransport der Juden war der Vorgang unter dem Aktenzeichen II B 298/42 aber noch nicht abgeschlossen. Am 15.04.1942 erhielten die Landräte des Bezirks, sowie der Oberbürgermeister in Hameln von der Gestapo folgendes Schreiben:
"Nach Übereinkunft mit dem Herrn Oberfinanzpräsidenten Hannover - Dienststelle für die Einziehung von Vermögenswerten - sollen die sichergestellten jüdischen Vermögenswerte den zuständigen Finanzämtern übergeben werden.
Die Finanzämter sind bereits mit entsprechenden Weisungen versehen worden.
Ich bitte, nach vorheriger Vereinbarung mit den zuständigen Finanzämtern, diesen die dort sichergestellten Vermögenswerte (Wohnungseinrichtungen usw.) zu übergeben. Nach erfolgter Übergabe ist ein Übergabeprotokoll hierher zu senden...."
Bereits eine Woche später, am 22.04.1942, hat das Finanzamt Springe einen Terminplan "für die Übernahme des Vermögens der abgeschobenen Juden im Kreis Springe" erarbeitet. Dieser wird am gleichen Tag den Gendarmerie-Kreisführern im Kreis Springe zugesandt.
Das Aktenzeichen II B 298/42 kann von Seiten der Gestapo am 11.05.1942 geschlossen werden, denn an diesem Tag werden vom Landrat in Springe die Übergabe-Protokolle der jüdischen Vermögenswerte an die Gestapo in Hannover abgeschickt.
Am 19. März 1942 übermittelte die Gestapo aus Hannover ein Eilschreiben nach Hildesheim. Darin stand zu lesen: „Der Transportzug Da6 wird fahrplanmäßig am 31.3.1942 um 12.12 Uhr in Gelsenkirchen eingesetzt und trifft mit 400 Juden der Staatspolizeileitstelle Münster um 18.15 Uhr in Hannover, Bahnhof Fischerhof, ein. Hier erfolgt die Zuladung der für Hannover (Hildesheim) abzuschiebenden 500 Juden... Um 18.36 Uhr fährt der Transportzug nach Braunschweig weiter... Die Staatspolizeileitstelle Braunschweig ladet die von ihr für den Transport vorgesehehen Juden und das zugehörige Gepäck zu, so dass die endgültige Weiterfahrt des Da6-Transportzuges nach Trawniki bei Lublin um 20.16 Uhr erfolgen kann.
Opfer
Grünewald Fritz
* 17. Februar 1897 in Bielefeld
† 08. Mai 1945
Fritz Grünewald war jahrelang ein wichtiger Mäzen von Arminia Bielefeld und bis 1933 Mitglied des Vorstandes.
Für seine großen Verdienste wurde er vom Verein zunächst mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Nach seinem Ausschluss aus dem Verein wurde ihm diese Ehre jedoch wieder aberkannt, der Verein verbot ihm sogar den Besuch des Stadions. Am 31. März 1942 wurde Fritz Grünewald zusammen mit seiner Frau Betty und dem dreijährigen Sohn Rolf ins Warschauer Ghetto deportiert. Alle drei gelten seitdem als »verschollen«. Fritz Grünewald, seine
Frau und sein Sohn wurden am 8. Mai 1945 für tot erklärt. Nachdem sich ein Neffe von Fritz Grünewald im Jahr 2002 an die Vereinsführung von Arminia Bielefeld wandte, wurde ihm die Ehrennadel posthum ein zweites Mal verliehen.