Sobibor
Transportliste
Nachdem die Ergebnisse der Rundfrage Eichmanns vom 21. Mai 1942 von sämtlichen Gestapo(leit) stellen gegen Ende Mai 1942 im RSHA vorlagen, wurde während der Schlussphase der Transporte in den Distrikt Lublin auch ein letzter Transport aus dem Rheinland mit dem Fahrtziel Izbica detailliert geplant.
An der Aufstellung des Fahrplans zum Sonderzug Da 22 von Koblenz-Lützel waren unter anderem Eisenbahner der Reichsbahndirektionen Köln beteiligt.
Das Wagenmaterial zu diesem Transport ab Koblenz war keinem Russenzug entnommen worden, sondern sollte eigens aus 15 Personenwagen und 9 Güterwagen zusammengestellt werden. Letztere wurden am 14. Juni 1942 auf dem Bahnhof Bendorf-Sayn mit ungefähr 250 liegenden Patienten der Heilanstalt sowie mit etwa 80 Bediensteten (Krankenschwestern und Ärzten) beladen. Der Sonderzug verließ Koblenz-Lützel am 15. Juni 1942 um 0.00 Uhr und wurde anschließend mit Menschen aus weiteren Staatspolizeibezirken an Rhein und Ruhr gefüllt: Er beförderte außerdem 318 Juden aus dem Staatspolizeistellenbezirk Köln – zum Beispiel aus dem Lager Much und aus Bonn (am 14.06.1942, 8.30 Uhr ab Much nach Bonn, jüdisches Gemeinschaftshaus, Kapellenstraße) sowie 143 alte Juden und einen Krankenbehandler (Arzt) aus Aachen, die zuvor in einem Regelzug nach Köln gebracht worden waren.
Die für diesen Transport in der Literatur mitunter genannte Stärke von 1066 Menschen war eine zunächst geplante Sollzahl. Die Abgangsmeldung der Düsseldorfer Gestapo vom 15. Juni 1942 nennt eine Zahl von 1003 Zuginsassen. Am selben Tag fuhr vom Sammellager in Köln-Deutz bereits der erste Transport mit 963 älteren Juden aus dem Rheinland – der fünfte Kölner Transport – nach Theresienstadt ab.
Nach der Selektion auf einem Nebengleis in Lublin wurden zunächst etwa 100 Männer aus dem Transport „Da 22“ in das Lager Majdanek gebracht. Der Zug wurde anschließend direkt nach Sobibor geleitet, ohne zuvor noch das Durchgangsghetto von Izbica zu berühren.
Die Fahrt des Zuges „Da 22“ aus dem Rheinland am 15. Juni 1942 markiert im Allgemeinen das Ende der dritten Deportationswelle, weil die Reichsbahn auf Verlangen der Wehrmacht vom 15. Juni bis etwa zum 10. Juli 1942 eine Annahmesperre für zivile Sonderzüge verhängt hatte, zu denen auch die Judentransporte zählten. Grund dafür war die Offensive des Heeres im Südabschnitt der Ostfront.
Allein neun Güterwagen waren für die geistig behinderten Juden aus der israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn vorgesehen. Was mit den geistig behinderten Juden beabsichtigt war, läßt sich unschwer erraten. Über Ort und Zeit ihrer Gestellung waren die Juden freilich nicht unterrichtet worden.