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Übersicht
Polen, Woiwodschaft Karpatenvorland, Kreisfreie Stadt Przemysl
03.06.1915
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen erobern die am 22. März von den Russen besetzte Stadt Przemysl zurück.
Judenretter
Die Wehrmachtoffiziere Albert Battel und Max Liedtke
Juli 1942
Die in Przemysl stationierte SS wollte die Juden der Stadt in das Vernichtungslager Belzec deportieren. Die beiden Wehrmachtoffiziere Albert Battel und Max Liedtke schützten nun „ihre“ Arbeitsjuden, indem sie die einzige Brücke über den San, die zum Ghetto führte, sperrten. Gleichzeitig ließen sie SS-Polizeikräfte unter Androhung von Maschinengewehrfeuer von der Brücke abdrängen.
So wurden diese gewaltsam daran gehindert, die Juden zu deportieren, die unter dem Kommando der Ortskommandantur standen. Die Initiative zu dieser Rettungstat ging von Oberleutnant Dr. Albert Battel aus. Er war der Adjutant des Majors Max Liedtke, der erst vor kurzem aus der griechischen Hafenstadt Piräus nach Przemysl versetzt worden war und der nunmehr die Funktion des deutschen Ortskommandanten wahrnahm. Battel konnte sowohl Liedtke als auch die anderen Offiziere der Kommandantur von seiner Idee überzeugen, dass der Schutz der jüdischen Arbeiter gegenüber der SS durchgesetzt werden müsse. Ebenso wie Feldwebel Schmid und Major Plagge operierte er mit dem Argument der militärischen Interessen, gegen das seine Kontrahenten nur schwer angehen konnten.
Juli 1942
Im Juli 1942 brachten Liedtke und Battel mehr als 500 jüdische Arbeitskräfte in den Kellerräumen der Ortskommandantur unter und stellten sie dort eine ganze Woche lang unter ihren Schutz, während die SS-Schergen draußen die anderen Bewohner des Gettos brutal zusammentrieben unter dem Vorwand, sie sollten „umgesiedelt“ werden. Tatsächlich aber schaffte man sie in die Vernichtungslager. Binnen einer Woche wurden so mindestens 10 000 Juden aus Przemysl verschleppt. Liedtkes Vorgesetzter, der Oberfeldkommandant in Krakau, meldete nach oben: „Zusammenarbeit mit Polizei reibungslos (bis auf den Fall Przemysl)."
NSDAP-Mitglied Albert Battel, im Zivilleben Rechtsanwalt und Notar aus Breslau, hatte sich indes schon zuvor immer wieder für Juden eingesetzt. Auch in Przemysl galt er als ein engagierter Freund der Juden. Erstaunlicher Weise hat ihn die geschild erte Rettungsaktion einschließlich der Konfrontation mit der SS keineswegs „Kopf und Kragen“ gekostet. Stattdessen wurde er wenig später, im August 1942, sogar zum Hauptmann befördert. Major Max Liedtke, der Theologie studiert und beruflich als Journalist und Verleger gearbeitet hatte, erhielt ebenfalls keine schwere Strafe, vermutlich, weil sein Vorgesetzter, General Kurt Freiherr von Gienanth, ihn deckte.
Während Liedtke tragischer Weise noch 1955 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verstarb, war Albert Battel bereits drei Jahre zuvor im hessischen Hattersheim einem Herzinfarkt erlegen.