Es liegt noch auf Meschede schwärzeste Nacht,
bei Brilon die Kampffronten schweigen;
und niemand bemerkt eine menschliche Fracht,
ihr Ziel: wo die Straßen sich zweigen
am Rande der Stadt, schon auf Mescheder Flur,
wo später die Ruhstatt der Helden.
Einhundertsechzig Soldaten, doch nur
rund achtzig als Deutsche sich melden.
Die andere Hälfte man „hilfswillig“ nennt,
sie kommt aus ukrainischen Landen;
kein Mensch, kein Büro ihre Namen mehr kennt,
als englische Männer sie fanden.
Doch damals, in jener mittmärzlichen Nacht,
so kurz vor dem Ende des Krieges,
da hat ihrem Leben ein Ende gemacht
der Führer, Garant des Endsieges. –
Kommandos ertönen, ein Dolmetscher bellt,
ukrainische Landser, sie springen,
herunter vom Pulk, der am Straßenrand hält,
dann geht es zum Bruche mit Singen.
Dort stoppt die Kolonne, ein LKW hält;
von ihm nimmt man Hacken und Spaten,
lügt: „Hier werden Wälle und Gräben erstellt!“
„Es adeln euch Arbeit und Taten!“
Man hebt einen Graben, ein Panzerloch aus:
„Drei Meter breit werde die Sohle!“ –
Kubikmeter fünfzig sind grade heraus,
da wird zum Antreten befohlen.
Glied eins bilden Deutsche. Im anderen Glied,
da kann man die Fremden erblicken.
Schon heißt es: „Kehrt marsch!“ und schon heißt es: „Ein Lied!“
Nun singen die Deutschen im Rücken
und holen verstohlen Pistolen hervor,
die Mündung nur kurz überʼm Kragen:
Man hat nur ein einziges Knallen im Ohr!
Es gab nicht ein einzig Versagen!
Noch Stöhnenden gibt man den Gnadenschuß.
Dann werden die Leichen geschichtet
im stetigen Wechsel dicht Schädel bei Fuß,
bevor noch die Nacht sich gelichtet.
Man ebnet die Grube und trampelt sie fest
und deckt sie abschließend mit Soden. –
Kein Wanderer ahnet das grausige Nest,
kein Mescheder weiß von den Toten.
Erst zwei Jahre später, da geht ein Gerücht
erschaudernd durch Häuser und Stuben.
Wohl zuckt man zusammen, doch wahrt manʼs Gesicht:
Man zählt ja nicht selbst zu den Buben! –
Ein Sühnekreuz wird später geweiht und erstellt
am Tatort, dem Wandʼrer zu sagen:
„Hier wurde ein unrechtes Urteil gefällt!“
„Unschuldʼge von hinten erschlagen!“
Doch das war zuviel! „Ein Sühnkreuz? Wofür?“
„Was haben wir damit zu schaffen?“
„Ein Zeichen des Mordens vor unserer Tür?“
„Und das solln wir ewig begaffen?“
Und deshalb in einer stockdunkelen Nacht,
da hat im katholischen Lande
das Sühnkreuz entweiht man und umgebracht – –
Und das bleibt uns „ewige Schande“!