Seht sie euch an,
Die zum Kriege hetzen,
Seht sie euch an,
Die von Heldentum schwätzen,
Sind es nicht die, die, als Schlachten geschlagen,
Noch als Babys im Körbchen lagen
Die den Krieg nur vom Hörensagen kennen,
Und heute auf Heldentaten brennen,
Von völkischen Phrasen die Hirne verkleistert,
Von falscher Heldenromantik begeistert?
Seht sie euch an,
Die zum Kriege hetzen,
Seht sie euch an,
Die von Heldentum schwätzen,
Generäle mit hohen Pensionen,
Schieber, Parasiten und Drohnen,
Die man in der Etappe getroffen,
Wo sie geschlemmt, geprasst und gesoffen,
Während die von ihnen Verführten
inzwischen im Kugelhagel krepierten.
Seht sie euch an,
Die zum Kriege hetzen,
Seht sie euch an,
Die von Heldentum schwätzen,
Kriegslieferanten, Giftgasfabrikanten,
Und – fanatische Greise, patriotische Tanten,
Die vom Leben im Schützengraben keine Ahnung haben!
Denn wer den Krieg an der Front verbracht hat,
Oder – wer daheim Granaten gemacht hat,
Wer Kohldampf geschoben und Kartoffeln geklaut hat
Und heute den ganzen Schwindel durchschaut hat,
Der läßt sich für Profitinteressen
Nicht wieder in die Uniform pressen
Dem ging die Kriegsbegeisterung flöten
Text: Lotte Temming 1932