Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg Vg 8e Vr 181/51
Prozess wegen Funktion im NS-Regime (Gauleitung Burgenland, Niederdonau), Prozess wegen NS-Gewaltverbrechen vor 1938
Opfer
Juden/Jüdinnen, Widerstand/Opposition
Tatland (Tatort)
Burgenland
Volksgerichtsverfahren gegen
Helmuth Breymann
wegen
seiner NS-Tätigkeit im Burgenland (illegaler Gauorganisationsleiter und stellvertretender Gauleiter, im Jahre 1938 vorübergehend Sicherheitsdirektor für das Burgenland, Vertreibung der Juden/Jüdinnen aus Bad Tatzmannsdorf, kurzfristiger kommissarischer Leiter des Kurbades Bad Tatzmannsdorf) und Verdachts der Beteiligung an einem politischen Fememord (begangen an Johann Weichselberger) im Jahre 1937 in Neustift bei Schlaining (Burgenland)
Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
11.05.1951: Einstellung des Verfahrens wegen §§ 1, 4, 5a KVG, §§ 8, 10/3, 11 VG gemäß § 224 StG [Tod des Beschuldigten].
Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte
Breymann Helmuth
* 09.02.1911 in Triest
+ 27.07.1944 bei Narwa
Als Kommandeur des II. Bataillons des 48. Regiments der 4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade Nederland bei den Kämpfen um den Brückenkopf von Narva gefallen. (das Landgericht Wien erklärte ihn am 13.10.1949 für tot).
1918 bis 1922 Besuch der Volksschule in Aurolzmünster und Sankt Michael
1922 bis 1930 Besuch des Realgymnasium in Oberschützen
1930 bis 1931/32 Jurastudium
1930 bis 1932 Tätigkeit als Gemeindeamtmann wegen verbotener politischen Betätigung entlassen
19.06.1933 Festnahme (Mitgliedschaft in der NSDAP, diese war in Österreich noch verboten)
00.08.1933 Flucht aus der Haft
00.03.1934 bis 00.03.1935 Haft im Anhaltelager Messendorf und Wöllersdorf bzw. beim Kreisgericht in Wiener-Neustadt
00.05.1935 bis 00.09.1936 stellvertretender Gauleiter und Gauorganisationsleiter im Gau Burgenland
00.00.1937 wegen Hochverrat und Verdachts der Beteiligung an einem politischen Fememord begangen an Johann Weichselberger in Neustift bei Schlaining, von den österreichischen Behörden zur Fahndung ausgeschrieben.
00.03.1938 Sicherheitsdirektor in Eisenstadt und staatlicher Aufsichtskommissär der Kurbad AG in Bad Tatzmannsdorf.
ab 00.00.1930 Mitglied der NSDAP Mitglied Nu. 511 358
ab 00.00.1931 Mitglied der SA
ab 00.08.1935 Mitglied der SS Mitglied Nu. 292 791 (Leiter SS-Sturmbann Burgenland)
ab 12.03.1938 bis 01.11.1938 Führer beim Stab des SS-Abschnitts XXXV in Graz
ab 10.04.1938 bis 00.05.1945 Mitglied im deutschen Reichstag
ab 01.11.1938 bis 09.01.1944 Führer der 11. SS-Standarte in Wien
am 03.10.1939 Eintritt ins Ersatzbataillon des SS-Regiments Der Führer (SS-Verfügungstruppe)
vom 10.04.1941 bis 09.11.1941 Reserveführer der SS-Freiwilligen-Standarte Nordwest
00.00.1933 Beförderung zum SA-Sturmbannführer
30.01.1934 Beförderung zum SA-Standartenführer
12.03.1938 Beförderung zum SS-Sturmbannführer
01.08.1940 Beförderung zum SS-Untersturmführer d.R. in der Waffen-SS
09.11.1941 Beförderung zum SS-Obersturmführer d.R. in der Waffen-SS
20.04.1943 Beförderung zum SS-Obersturmbannführer
20.04.1944 Beförderung zum SS-Sturmbannführer d.R. in der Waffen-SS
Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte
Fememord an Johann Weichselberger
Johann Weichselberger stammte aus der NS-Hochburg Neustift bei Schlaining. Da sein Vater erkrankte und er den Hof alleine führen musste, konnte er sich der Parteiarbeit kaum mehr widmen und trat daher aus. Als kurz darauf einige illegale Nationalsozialisten auf Grund eines anonymen Schreibens verhaftet wurden, verdächtigte man Weichselberger, der Verfasser zu sein. Am 28. November 1937
wurde er tot aufgefunden. Da er privat keine Feinde hatte, ging die Polizei von einem Fememord in den eigenen Reihen aus und überprüfte seine ehemaligen Parteifreunde.
Neue Eisenstadter Zeitung vom 12. Dezember 1937
Im Zuge der Erhebungen zur Aufdeckung des an dem Landwirtssohn Johann
Weicheslberger begangenen Mordes wurde festgestellt, daß der wegen Verdachtes des Hochverrates kurrendierte Privatangestellte Helmut Breymann, der eine führende Rolle in der illegalen nationalsozialistischen Organisation des Burgenlandes spielt,sich einige Stunden nach Verübung des Mordes in Neustift aufgehalten haben soll. Da er nachgewiesenermaßen vor einiger Zeit den Johann Weichselberger, der ebenfalls der nationalsozialistischen Partei angehörte, mit dem Erschlagen bedroht hat, erscheint er verdächtig, an der Mordtat beteiligt gewesenzu sein. Breymann ist flüchtig und konnte bisher nichtausgeforscht werden. Hingegen wurde der postenlose Lehramtskandidat Karl Trattner aus Neustift. der vor kurzem behauptet haben soll, Weichselberger werde bald die Patschen ausstrecken, der Zimmermanngehilfe Adolf Gamauf aus Bergwerk, auf dessen Mantel Blutspuren gefunden wurden, sowie der illegale Sprengelleiter der NSDAP, der Landwirt Josef Leyrer aus Neustift, verhaftet. Die Erhebungen zur Ausforschung jener Personen, die mit Breymann In Verbindung standen, sind eingeleitet.
Diese Erhebungen wurden nie zu Ende geführt.
Nach der Besetzung Österreichs im März 1938 durch Nazi Deutschland, tauchten die von der Polizei Gesuchten plötzlich wieder auf. Breymann war ein SS-Standartenführer, deutscher Regierungskommissar und Hauptredner der Nazi geworden, ebenso der wegen Mordverdachtes verhaftete Trattner und alle anderenverherrlichten jetzt den Mord, konnte da von der Gestapo, die die Mordsache Weichselberger in die Hand genommen hatte, weitergeforscht
werden? Sie wären ja dahintergekommen, dass zu den Mördern Weichselbergeres auch der Gauleiter und Nazilandeshauptmann Dr. Portschy gehörte und auch sein Stellvertreter Arnhold.
Also durfte niemand etwas wissen, und die Zeugen mussten verschwinden. Der Freund des Ermordeten Weichselbergers, der Tierarzt Dr. Weiß aus Oberschützen, selbst illegales Mitglied der Nazipartei, hatte der Polizei nach dem Mord Angaben gemacht, die auf die Täter hinwiesen, um seinen Freund zu rächen.
Dr. Weiß wurde verhaftet und kam ins KZ Dachau. Er überlebte, und lebte nach 1945 in Salzburg. Der Nazigauleiter der Steiermark Dr. Portschy lebte nach 1945 in Graz. Er wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, aber die Justiz ließ ihn
vorzeitig laufen. Er wurde später mehrmals in Oberschützen und Rechnitz gesehen.
Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte
Kämpfe um den Brückenkopf von Narva
Im Juni 1944 verteidigte sich die Heeresgruppe Mitte hoffnungslos gegen einen übermächtigen Feind, befahl das Oberkommando der Roten Armee eine Großoffensive gegen die Festung Narwa. Einheiten der sowjetischen 191. Infanteriedivision und des 172. sowjetischen Bataillons gelang der Durchbruch durch die deutschen Linien, doch sie wurden durch die Gegenangriffe der Brigade Nederland und der Division Nordland erfolgreich gestoppt. Beide Einheiten litten stark unter den sowjetischen Angriffen und Verstärkungen waren keine vorhanden. Das 24. Regiment Danmark, eine Einheit der Division Nordland, kurzzeitig der Brigade Nederland unterstellt, hatte besonders viele Verluste zu erleiden und war nach diesen Angriffen besonders schwer angeschlagen.
Nachdem diese Offensive wieder erfolgreich abgewehrt wurde, grub sich die Brigade wieder ein und baute ihre Verteidigungsstellungen aus.