Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1i Vr 1867/45

KL-Mauthausen-Prozess (Nebenlager KL Wiener Neudorf)

Opfer
Häftlinge

Tatland (Tatort)
Niederösterreich (KL-Mauthausen Nebenlager Wiener Neudorf)

Volksgerichtsverfahren gegen
Karl Matias
Karl Lehnert

wegen
Misshandlung von Häftlingen des KL-Mauthausen Nebenlager Wiener Neudorf in den Jahren 1943 bis 1945 unter Ausnützung ihrer Aufsichtsgewalt als Angehörige der Wachmannschaft sowie Raub der für die Häftlinge bestimmten Lebensmittelpakete

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens

am 12.11.1946 wurde Karl Matias zu 2 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
Das Verfahren gegen Karl Lehnert wurde in der Hauptverhandlung (12.11.1946) ausgeschieden und vorläufig gemäß § 412 StPO eingestellt.
Am 11.5.1960 wurde das Verfahren gegen Karl Lehnert wegen §§ 152, 155, 156 StG, §§ 171, 174 I c StG gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung eingestellt.

die §§ sind laut Anklage folgende:
Karl Matias: § 3 KVG
Karl Lehnert: §§ 3, 6 KVG

am 27.09.1946 war das Verfahren gegen Karl Matias und Karl Lehnert wegen §§ 1 KVG, 134 StG (Ermordung von Häftlingen auf dem Evakuierungsmarsch nach Mauthausen zu Kriegsende) gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung) eingestellt worden.

am 27.09.1946: Ausscheidung des Verfahrens gegen Josef Rosicky, Anton Höllriegel, Richard Hülsen, Kurt Rein, Otto Mester, Dominik Gleba, Willy Wilhelmsen, Nikolaus Schkoda, Nikolaus Koss, SS-Oberscharführer Josef Niedermayer, Georg Strecker, Nikolaus Haraszin, Karl Lahm und SS-Hauptsturmführer Kurt (Emil) Schmutzler wegen §§ 3, 4 KVG, § 134 StG ausgeschieden und vorläufige Einstellung gemäß § 412 StPO.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

weitere Gerichtsverfahren nach 1945 im zusammenhang mit Karl Matias und Karl Lehnert, Richard Hülsen, Kurt Rein, Otto Mester, Willy Wilhelmsen, Schkoda Nikolaus, Koss Nikolaus, Niedermayer Josef, Haraszin Nikolaus, Lahm Karl, Schmutzler Kurt
LG Wien 27e Vr 1665/64

weitere Gerichtsverfahren nach 1945 im zusammenhang mit dem KL-Mauthausen Nebenlager Wiener Neudorf
LG Duisburg 930325
Verfahrensgegenstand: Erschiessung eines polnischen Häftlings als er die ihm abgenommene Mütze holen wollte und dabei über die Lagersperrgrenze geriet. Erschiessung von marschunfähigen Häftlingen auf dem Evakuierungsmarsch von dem KL Wiener Neudorf ins KL Mauthausen

Anfang der 1990er-Jahre fand im Landgericht Duisburg ein Prozess gegen die im KZ Guntramsdorf / Wiener Neudorf tätigen SS-Hundeführer Bruno Blach und Dominik Gleba statt. Der österreichische Forscher und Universitätsdozent Bertrand Perz trat bei diesem Prozess, der sich zu einem Teil auf Unterlagen Busch-Waldecks stützte, als Gutachter auf.
Der gebürtige Pole Dominik Gleba war 1947 aus US-Kriegsgefangenschaft geflohen und hatte bis zu seiner Frühpensionierung 1981 bei der Ruhr-Chemie gearbeitet.
Der Sudetendeutsche Bruno Blach war 1956 als einfacher Wehrmachtsangehöriger getarnt in die USA emigriert. Er arbeitete bis zu seiner Pensionierung in einem Supermarkt in La Habra, Kalifornien. Er wurde 1990 wegen seiner früheren SS-Mitgliedschaft nach Deutschland ausgewiesen. 1993 wurde Gleba wegen Beihilfe zum Mord zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt (begangen beim Evakuierungsmarsch an einem nicht mehr gehfähigen Häftling). Bruno Blach wurde im gleichen Prozeß jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

SS-Oberscharführer Niedermayer Josef
* 11.04.1920
Arrest- bzw. Bunkerkommandoführer im KL Mauthausen

Seinen Anteil bei den Massenmorden durch Giftgas gabt der SS-Angehörige Josef
Niedermayer zu, auch wenn er sich auf Befehlsnotstand beruft. Er war Leiter des
Zellenbaues, des lagerinternen Gefängnisses, und ab November 1944 Blockführer von Block 20. Er gestand nicht nur, an etwa 400 Hinrichtungen im Zellenbau teilgenommen zu haben, sondern berichtet auch über die Gaskammer:
Im Lager Mauthausen gab es auch eine Gaskammer, in der ungefähr 4000 Russen, Polen, Tschechen, Franzosen, Italiener, Belgier, Holländer, Slowaken vergast wurden. Diese waren Kriegsgefangene und Zivilisten. Sobald ein Transport im Lager ankam, der zum Vergasen bestimmt war, wurde mir davon durch Hauptsturmführer Bachmayer oder durch Hauptsturmführer Zutter oder Obersturmführer Schulz oder durch Obersturmführer Altfuldisch Mitteilung gemacht. Die zu Vergasenden sind dann zu mir in den Bunker gebracht worden, wo ich und meine zwei Untergebenen Rottenführer Rommel und Unterscharführer Proksch eine Liste der Namen gemacht haben und ihnen ihre Bekleidung und Wertsachen abgenommen haben. Wir haben diese dann Oberst. Eisenbösser übergeben. Ich und meine zwei Helfer haben sie dann zu der Gaskammer hinuntergebracht und dort sind sie dann von Hauptsturmführer Roth und Obersturmführer Gerber, die eine Gasmaske besaßen, vergast worden. Die Zahnärzte Hauptsturmführer Henkel und Franz Juttmann haben dann den Vergasten die Goldzähne herausgenommen.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Schmutzler Kurt (Emil) (SS-Hauptsturmführer)
* 17. 11.1895, + 29.10.1948 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg gehängt
Beruf: Maler
26.07.1943 bis 02.04.1945 Kommandant des Außenlagers Wiener Neudorf

Ein Häftling des Außenlagers Wiener Neudorf berichtete nach Kriegsende, der Lagerführer Kurt Emil Schmutzler habe seinen Privathund erschossen, nachdem der Hund seinen Kopf auf das Knie des Häftlings gelegt hatte.