Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1i Vr 1725/45

Prozess wegen Endphase-Verbrechen

Opfer
ZivilistInnen, Ausländische ArbeiterInnen

Tatland (Tatort)
Wien-Brigittenau, Niederösterreich (Sigmundsherberg)

Volksgerichtsverfahren gegen
Rudolf Wondrak
Johann Ohnsorg
Alois Gruber

wegen
Ermordung von drei Plünderern am 06. bzw. 07.04.1945 am Nordwestbahnhof in Wien (Wondrak; dieser hatte als Ausbilder der "Werkschaft", einem bewaffneten und militärisch organisierten Verband, dem die Sicherung der Bahnanlagen und der dort lagernden Güter oblag, am 06.04.1945 die Abriegelung des Nordwestbahnhofes übernommen, weil es auf demselben zu Plünderungen gekommen war); Ermordung eines Ostarbeiters im Wald nächst Sigmundsherberg/Niederösterreich am 20.04.1945 (Wondrak und Ohnsorg); Ermordung eines Ostarbeiters am Bahnhof Sigmundsherberg (02./03.05.1945; Wondrak); Illegalität (Wondrak)

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
20.03.1946: Antrag der Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen Gruber gemäß § 109 StPO [Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung] einzustellen.

26.06.1946: Wondrak wird zum Tode verurteilt (Vollstreckung des Todesurteils am 27.07.1946), Ohnsorg wird freigesprochen.

Dieser Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten
Rudolf Wondrak (geb. 28.03.1895), Oberwaagenmeister der Staatseisenbahnen, Ausbilder der Werkscharen auf dem Nordwestbahnhof in Wien und Sigmundsherberg sowie Kommandant des Räumzuges, wegen der Ermordung von drei Plünderern am 06. bzw. 07.04.1945 am Nordwestbahnhof in Wien, der Ermordung eines Ostarbeiters im Wald bei Sigmundsherberg (Niederösterreich) am 20.04.1945, wegen der Ermordung eines Ostarbeiters am Bahnhof von Sigmundsherberg vom 02. auf den 03.05.1945 sowie wegen Beihilfe zum Mord am 24.04.1945 im Wald bei Sigmundsherberg bei der Erschießung eines Ostarbeiters.
Vor 1938 gehörte er der illegalen NSDAP an.

Wien 07.04.1945

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Auf persönlichen Befehl Hitlers treffen in Wien die Panzerdivision "Führer" und als neuer Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd Generaloberst Lothar Rendulic ein. - Die Gasversorgung ist aus Sicherheitsgründen eingestellt, der Großteil Wiens ist ohne Strom, vielfach ist auch die Wasserversorgung unterbrochen. Die Straßenbahn wird eingestellt. In einigen Bezirken funktioniert noch das Telefon. Der Postbetrieb ist eingestellt. - Die Wiener Feuerwehr erhält den Befehl, Wien zu verlassen. 3.800 Männer mit 627 Fahrzeugen verließen die Stadt über die Reichsbrücke. In Wien verblieben nur wenige Männer mit einigen veralteten und nur bedingt einsetzbaren Geräten. Gleichzeitig flammten überall in der Stadt Brände auf, vor allem beiderseits des Gürtels und im Bereich der Ringstraße.

Die Linie O war die letzte Linie, die vor Einstellung des Betriebes im April 1945 noch unterwegs war. Sie stellte erst am 7. April 1945 gegen 11 Uhr ihren Betrieb (auf der Teilstrecke Wexstraße-Nordwestbahnhof) ein. Die Garnituren konnten nicht mehr in die Bahnhöfe gebracht werden und blieben auf offener Strecke stehen.

An verschiedenen Stellen, zum Beispiel bei der Spinnerin am Kreuz und beim Sandleitenhof, haben Wienerinnen und Wiener die deutschen Soldaten dazu überredet, den Kampf aufzugeben und die Barrikaden wegzuräumen. Sie haben ihnen die Waffen abgenommen und sie mit Zivilkleidung versorgt. Genaue Angaben darüber gibt es nicht, doch sprechen Zeitzeugen davon, dass es allein in Ottakring mindestens 500, vielleicht sogar 3.000 Männer waren, die auf diese Weise aus dem Krieg gerettet wurden.