Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 13a Vr 6007/47
Prozess wegen Endphase-Verbrechen, Denunziationsprozess
Opfer
Soldaten/Polizisten/HJ-/Volkssturmangehörige/HJ-/Volkssturmangehörige
Tatland (Tatort)
Burgenland
Volksgerichtsverfahren gegen
Edmund Brauner
Johann Hauke
Josef März
Johann Pöllhuber
Leiter der Gestapo Außenstelle Eisenstadt
Leopold Sperlich
wegen
Ermordung des Gendarmeriehauptmanns Theodor Sielaff am 1. April 1945 in der Gegend zwischen Eisenstadt und Stotzing (Burgenland)
Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 14.06.1949 erfolgte die Ausscheidung des Verfahrens gegen Pöllhuber, Brauner, März zwecks Vermeidung von Erschwerungen und Verzögerungen des Verfahrens. Das Verfahren gegen Sperlich in Richtung Mitbeteiligung an der Ermordung von Sielaff wurde gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung) eingestellt. Die Anklage vom 01.06.1949 gegen Sperlich lautete auf Denunziation von Sielaff in der Nacht von 31.03. auf 01.04.1945 in Eisenstadt. Am 14.10.1949 wurde Sperlich freigesprochen.
Im Akt enthalten
Vorerhebungen gegen Heinrich Knoth, Johann Pöllhuber und Dr. Emilian Weymann (leitender Abschnittsarzt des Bauabschnitts Ödenburg) wegen Ermordung des Oberamtmannes Martin Prieler am 01.12.1944 in Eisenstadt. Am 26.07.1947 erfolgte die Einstellung des Verfahrens gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung).
Vorerhebungen gegen Knoth, Pöllhuber und Johann Hauke wegen missbräuchlicher Bereicherung in Eisenstadt im Jahre 1942. Einstellung des Verfahrens gegen Knoth (26.07.1947) und Hauke (20.09.1948) gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung). Das Verfahren gegen Pöllhuber wegen § 6 KVG wurde am 14.06.1949 ausgeschieden.
Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakten
Brauner Edmund
* 15. Dezember 1899 in Koslau, + 06. Januar 1960 in Ansbach
NSDAP Nu. 117 743
Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Edmund Brauner das Zimmermannshandwerk. Ab dem 1. April 1916 war er bei der österreichischen Staatsbahn tätig. 1917/18 nahm er mit der österreichisch-ungarischen Armee am Ersten Weltkrieg teil.
Anfang der 1930er Jahre stieß Brauner zur österreichischen NS-Bewegung. Er wurde im April 1931 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 117.743) und Anfang Juni 1931 der SA. Von 1930 bis 1932 war er Ortsgruppenleiter, danach bis 1934 Kreispropagandaleiter, dann bis 1935 Kreisleiter und schließlich bis 1938 als Gaupropagandaleiter der NSDAP tätig. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 übernahm er hauptberuflich Ämter als Kreisleiter der NSDAP in Eisenstadt und als Bereichsleiter. Zudem war er ab 1941 als Gauredner, beauftragt durch die Reichspropagandaleitung, tätig. Als Mitglied der SA erreichte er 1943 den Rang eines SA-Sturmbannführers in Stockerau (Niederdonau).
Im März 1943 wurde Brauner anstelle des Abgeordneten Eduard Honisch, der aufgrund seines Parteiausschlusses im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre aus dem Reichstag ausgeschieden war, zum Reichstagsabgeordneten ernannt. Er gehörte dem nationalsozialistischen Reichstag anschließend pro forma bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 an: Da der Reichstag in den knapp zwei Jahren seiner Abgeordnetenzeit jedoch zu keiner einzigen Sitzung zusammenkam, blieb Brauners Mitgliedschaft ein rein nomineller Akt.