Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 12 Vr 7552/46
Prozess wegen der Ermordung von Gefangenen, Prozess wegen Misshandlung/Beleidigung/Kränkung
Opfer
Juden/Jüdinnen, Ausländische ArbeiterInnen
Tatland (Tatort)
Niederösterreich (Lichtenwörth, Felixdorf)
Volksgerichtsverfahren gegen
Wilhelm Vrtoch (SS-Oberscharführer)
wegen
Misshandlung von Zwangsarbeitern (in vielen Fällen mit Todesfolge) im Judenlager" Felixdorf (Engelmühle) im Januar und Februar 1945 unter Ausnützung seiner Gewalt als Lagerführer (VRTOCH war von 1944 bis 1945 Lagerführer der Judenlager Lichtenwörth und Felixdorf in Niederösterreich)
Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
25.04.1946: Anzeige gegen Schefzik, Vosz und Vrtoch
13.01.1948: Vrtoch zu 18 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
02.08.1957: Ausscheidung des Verfahrens gegen Matthias Schefzik und Anton Vosz wegen §§ 134ff StG gemäß § 57 StPO.
Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten
Judenlager Felixdorf
Januar 1945 erreichte Felixdorf ein Transport mit rund 3300 großteils vom Arbeitseinsatz in Köszeg körperlich ruinierten Juden.
Von den 2.087 meist männlichen Häftlingen des „Erholungslagers" Felixdorf gingen 1.865 zugrunde.
Im Massengrab wurden 1.751 in den Jahren 1944/45 im Lager Felixdorf umgekommene ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter beerdigt.
Ein Gedenkstein wurde von der Kultusgemeinde Wien im Jahre 1945 errichtet.
Judenlager Lichtenwörth
Lichtenwörth liegt zwischen Leitha und Warmer Fischa, im (sogenannten) Industrieviertel, im Bezirk Wiener Neustadt-Land.
Ab 8. Dezember 1944 wurde in Lichtenwörth ein „Erholungslager" für 2.500 Schanzarbeiterinnen eingerichtet, die aus Westungarn zurückgezogen worden waren. Die Lagerinsassen mussten auf dem nackten Betonboden schlafen und erhielten Hungerrationen. Am 24. Januar brach in Lichtenwörth Flecktyphus aus, dem bis zur Befreiung des Lagers am 2. April 180 Personen erlagen, danach starben weitere 67.
Noch tragischer war das Schicksal der meist männlichen Insassen des „Erholungslagers" Felixdorf, die vermutlich aus „Niederdonau" und Steiermark zurückgezogen worden waren. Nach der Einrichtung von Lichtenwörth zögerte das SEK, die Verwaltung und Versorgung eines weiteren Lagers zu übernehmen. Da der Zug mit den Kranken jedoch bereits auf einer Irrfahrt durch Ostösterreich war, wurde schließlich die schwer bombengeschädigte Engelmühle als Lager in Betrieb genommen. Das Gebäude besaß weder Fensterscheiben noch Öfen. Von den 2.087 Menschen, die am 5. Jänner 1945 ins Lager aufgenommen wurden, waren bei der Befreiung am 2. April nur mehr 75 bis 80 Personen am Leben, die anderen waren an Flecktyphus oder anderen Krankheiten, Hunger und Kälte gestorben. Das SEK hatte zwar die Lager eingerichtet und Lagerkommandanten bestellt, doch da die arbeitsunfähigen Insassen laut NS-Ideologie keinen Wert besaßen, ließ es sie zugrunde gehen. Ebenso wenig waren die Gauleitungen bereit, für die einmal abgeschobenen Arbeiter irgendeine weitere Verantwortung zu übernehmen.
Auf Grund der herrschenden hygienischen Zustände und Unterernährung brach nach Kriegsende und Öffnung des Lagers im Ort eine Typhusepidemie aus, der 52 Ortsbewohner zum Opfer fielen.
187 tote ungarische Juden sind namentlich erfasst, etwa 80 sind unbekannte Tote.
Abg. Ing.HOFER (SPÖ)
Im zweiten Weltkrieg waren hier Einheiten der deutschen Wehrmacht einquartiert. 1945 fanden die Russen in der Nadelburg, in der ehemaligen Dosenfabrik 2.000 von der Waffen-SS verschleppte Juden unter katastrophalen hygienischen Zuständen gefangengehalten. Sie waren an Ruhr und Typhus erkrankt und wurden von den Lichtenwörthern aufopfernd gepflegt. 300 der Verschleppten und 54 Lichtenwörther wurden Opfer dieser Situation. Wenn ich mich zurückerinnere, dann war auch in den Nachbargemeinden damals die Angst sehr groß, von diesen Seuchen angesteckt zu werden. Und ich kann mich heute noch immer wieder nur wundern, daß es Menschen gibt, die ganz einfach behaupten, so etwas hätte es in Österreich nie gegeben.