Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 12 Vr 573/46

Prozess wegen Endphase-Verbrechen

Opfer
Widerstand/Opposition

Tatland (Tatort)
Wien-Simmering (Gaswerk)

Volksgerichtsverfahren gegen
Ernst Cerny
Karl Katzenbeißer
Alois Ramminger
Richard Turinsky

wegen
Ermordung von Otto Koblicek
(provisorischer Betriebsobmann des Gaswerkes Simmering, Wien) am 6. April 1945, Verbrechens gegen die Menschlichkeit bzw. Illegalität

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Die Anklageerhebung gegen Cerny, Katzenbeißer und Ramminger erfolgte am 24.04.1947, gegen Turinsky am 16.02.1948. Die Hauptverhandlung wurde für alle vier Angeklagten gemeinsam durchgeführt.

05.06.1948: Urteile: Cerny wurde zu 20 Jahren, Katzenbeißer zu 15 Jahren, Ramminger zu 5 Jahren und Turinsky zu 3 1/2 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Einbezogene Akten: Vg 7c Vr 820/46 (Alois Ramminger), Vg 4a Vr 3452/46 (Ernst Cerny) und Vg 4b Vr 277/47 (R. Turinsky).

Das Verfahren LG Wien Vg 12 Vr 573/46 wird im Akt auch als Vg 12 Vr 5073/46 geführt!

Dieser Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten
Freitag, 6. April 1945
In weitem Bogen, von Simmering bis Döbling, ist Wien von der Roten Armee umschlossen. Während es in den westlichen Bezirken nur schwachen deutschen Widerstand gibt, kommt es in Favoriten und Simmering, vor allem auf dem Zentralfriedhof, zu härteren und opferreichen Kämpfen. Eine SS-Einheit kommt ins Simmeringer Gaswerk, um das Werk zu zerstören. Otto Koblicek (* 24.01.1909 in Wien) stellte sich ihnen entgegen, wurde verhaftet, ins NSDAP-Lokal im nahen Strindberghof gebracht, blutig geschlagen, in den Bauch geschossen und sterbend ins bombenzerstörte Olympia-Kino gezerrt, wo er schließlich durch einen Genickschuss getötet wurde.
Inzwischen haben sowjetische Truppen das Gaswerk erreicht, die SS-Männer fliehen, das Gaswerk ist gerettet. An vielen Stellen Wiens versuchen SS und Soldaten, aus Pflastersteinen, Ziegeln und Holz von Bombenruinen, aber auch umgestürzten Straßenbahnwagen Barrikaden zu bauen. In den westlichen Außenbezirken werden solche Barrikaden von der Bevölkerung wieder beseitigt, SS-Leute und kampfbereite Soldaten werden von den Frauen beschimpft, an manchen Stellen mit Steinen beworfen.