Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1 Vr 900/45

Denunziationsprozess

Opfer
Soldaten/Polizisten/HJ-/Volkssturmangehörige/HJ-/Volkssturmangehörige

Tatland (Tatort)
Oberösterreich

Volksgerichtsverfahren gegen
Karl Atteneder
Marianne Reindl

wegen
Denunziation des 20jährigen Soldaten Johann Schinnerl aus Steyr am 20. April 1945 in Mönchdorf (Oberösterreich), der in der Folge von einem Wehrmachtgericht zum Tode verurteilt und am 26. April 1945 in Freistadt (Oberösterreich) standrechtlich erschossen wurde

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 23.09.1946 wurde Reindl zu 12 Jahren und Atteneder zu 5 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Bericht einer Zeugin:
Mir ging immer das Schicksal des jungen Mannes aus Steyr besonders nahe. Dieser hatte sich im Waldviertel von den schon in Auflösung begriffenen Truppenverbänden abgesetzt und hatte vom Postamt in Mönchdorf aus seine Eltern in Steyr telefonisch benachrichtigt, dass er sich aus der Gefahrenzone zurückziehen konnte und nunmehr in wenigen Tagen daheim sein werde. Eine fanatische Postbeamtin verständigte die Gendarmerie, der junge Mann wurde nach Freistadt überstellt, zum Tod verurteilt und sofort hingerichtet. Der den jungen Österreicher zur Richtstätte begleitende Stadtpfarrer Kittinger erzählte mir, dass der junge Bub es gar nicht begreifen und fassen konnte, was mit ihm geschah.

Die Postbeamtin Marianne Reindl, die den jungen Mann aus Steyr angezeigt hatte, wurde 1948 wegen Denunziation zu zwölf Jahren schweren Kerkers plus Vermögensverfall verurteilt.