Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien 31 Vr 471/56

Prozess wegen Endphase-Verbrechen

Opfer
Soldaten/Polizisten/HJ-/Volkssturmangehörige/HJ-/Volkssturmangehörige, Juden/Jüdinnen

Tatland (Tatort)
Stotzing (Burgenland), St. Margarethen (Burgenland), Loretto (Burgenland), Sopron (Ungarn)

Strafverfahren gegen:
Edmund Brauner (SA-Sturmbannführer)
* 15. Dezember 1899 in Koslau

Johann Pöllhuber
(Leiter der Gestapo Außenstelle Eisenstadt)

Josef März

wegen
Ermordung des Gendarmeriehauptmanns Theodor Sielaff am 01.04.1945 zwischen Eisenstadt und Stotzing (Burgenland)

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
05.01.1955: Die 2. Strafkammer des deutschen Landgerichtes Traunstein setzt die Beschuldigten wegen Fehlen hinreichenden Tatverdachts außer Verfolgung (Traunstein: Ks 7a-c/54).

25.11.1960: Einstellung des Verfahrens gemäß § 109 StPO [Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung].

informationen zum Akt LG Wien LG Wien 31 Vr 471/56 (Vg 9b Vr 1651/49/55):
Dieses Verfahren war mit Beschluss vom 14.06. 1949 aus dem Verfahren Vg 4c Vr 6007/47 (Pöllhuber, Brauner, Sperlich, März, U.T.) ausgeschieden worden.
Vereinigter Akt Vg 7 Vr 482/46 (Verfahren gegen Brauner wegen §§ 10, 11 VG, §§ 3, 7 KVG).

Erhebungen betr. Verhalten von Brauner, Leiter der Abschnitte Mitte und Ödenburg, beim Südostwallbau 1944/45.

Mit Beschluss vom 06.12.1955 aus Vg 3d Vr 1880/45 (K. Gangl, J. Liegenfeld, J. Koller, J. Wimmer, F. Schranzenthaler) ausgeschiedener Akt (Brauner, § 7 KVG).

Erhebungen betr. die Ermordung von ca. 40 Juden/Jüdinnen im Meierhof in Sankt Margarethen/Burgenland (30.03.1945) sowie die Ermordung von rund 120 Juden/Jüdinnen am selben Tag auf dem Marsch von St. Margarethen nach Loretto/Burgenland

Beitrag ist nicht Bestandteil der Gerichtsakten

Für Häftlinge aus den Arbeitslagern am mittleren und südlichen
Bauabschnitt gab es im 1000jährigen Steinbruch von St. Margarethen eine erste größere Sammelstelle. Die Rast bedeutete aber noch lange keine Erholung. SS-Angehörige stießen hier vom Felsrand riesige Steinblöcke hinunter und töteten damit etliche Häftlinge.
Bevor diese Sammelstelle erreicht werden konnte, ereigneten sich unterwegs so
manche SS-Massaker. Noch auf ungarischem Boden in Hidegség-Ilonamajor, Kópháza sowie am 31. März mit 244 Opfern in Nagycenk bzw. am selben Tag mit 183 Toten und 5-6 schwer verletzten Überlebenden in Balf. Etwas südlicher, in Rechnitz kam es am 24. und 25. März zu einem Blutbad: Es wurden 200 bis 250 ungarische Juden erschossen. Am 29. fielen bei Deutsch-Schützen 56 waffenlosen Militärdienst leistende Juden unmittelbar vor Abgang des Evakuierungsmarsches dem Mordrausch der SS-ler zum Opfer.
Der Fußmarsch von St. Margarethen dauerte ohne Rast und Ruh die ganze Nacht an.
Als die Kolonne beim Überqueren des Leitha-Gebirges Loretto erreichte, wurde ihr ein fürchterlicher Empfang zuteil. Vermutlich im voraus benachrichtigte SS-Einheiten stellten sich beiderseits am Wegrand auf und schlugen mit Gewehrkolben, Knüppeln und Weinstöcken auf die vorbeiziehenden Häftlingsfrauen und -männer kräftig zu, während diese in ihrer Furcht auf der verengten Straße einander umrennend, trampelnd vor den Hieben die Flucht zu ergreifen versuchten.


Haltung der Gemeinde und Behörden St. Margarethen gegenüber den zurückgekehrten Opfern des NS Regime