Aufgaben/Organisation
Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich errichtete die Umwandererzentralstelle (UWZ) zum 1. April 1940 in Posen. Sie sollte Polen und Juden insbesondere aus den eingegliederten Ostgebieten Danzig-Westpreußen und Wartheland "aussiedeln" bzw. "evakuieren", d.h. enteignen und deportieren.
Grundlage für die Aussiedlung der Polen und Juden aus den eingegliederten Gebieten und damit für die Tätigkeit der UWZ war die Anordnung 1/II Himmlers als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKFV) vom 30. Okt. 1939.
Demnach waren aus den ehemals polnischen, jetzt reichsdeutschen Provinzen und Gebieten alle Juden, aus der Provinz Danzig-Westpreußen alle Kongreßpolen, aus den Provinzen Posen, Süd- und Ostpreußen und Ostoberschlesien eine noch vorzuschlagende Anzahl besonders feindlicher polnischer Bevölkerung umzusiedeln.
Mit der Durchführung der Aussiedlung waren die Höheren SS- und Polizeiführer bzw. die Inspekteure und Befehlshaber der Sicherheitspolizei beauftragt. Das Reichssicherheitshauptamt (Chef der Sicherheitspolizei und des SD) war für alle Angelegenheiten nichtdeutschen Volkstums, also auch für die fremdvölkischen Minderheiten und Arbeitskräfte und für die Aussonderung fremden Volkstums zuständig und handelte in dieser Funktion im Auftrag des RKFV, somit galt es, soweit es für den RKFV tätig war, als RKFV-Dienststelle. Daher teilte Heydrich den Höheren SS- und Polizeiführern in Krakau, Breslau und Danzig Ende Nov. 1939 mit, dass "auf grundsätzlichen Befehl des Reichsführers SS die Räumung von Polen und Juden in den neuen Ostprovinzen durch die Sicherheitspolizei durchgeführt wird". Während sich das Reichssicherheitshauptamt die zentrale Planung der Räumung vorbehielt, oblag die Leitung der Durchführung einschließlich der Organisation der Transporte den Inspekteuren der Sicherheitspolizei.
Im Warthegau hatte die Planung für die Aussiedlung der Polen und Juden in Zusammenarbeit mit dem Höheren SS- und Polizeiführer in Krakau bereits Anfang Nov. 1939 begonnen.
Am 11. Nov. 1939 war in Posen ein Sonderstab für die Aussiedlung der Polen und Juden (Stab Rapp bzw. Evakuierungsstab des Höheren SS- und Polizeiführers Posen) gebildet worden, der Mitte Jan. 1940 in "Amt für die Umsiedlung der Polen und Juden" umbenannt wurde. Kurz danach firmierte das Amt unter der Bezeichnung "Der Höhere SS- und Polizeiführer beim Reichsstatthalter in Posen im Wehrkreis XXI als Beauftragter des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, Amt für Umsiedlung der Polen und Juden" Das Amt unterstand dem Beauftragten des RKFV in Posen, erhielt aber seine Weisungen über den Inspekteur der Sicherheitspolizei in Posen (SS-Standartenführer Ernst Damzog).
Der Inspekteur der Sicherheitspolizei verfügte unter dem 26. März 1940, dass "zur Vereinfachung des Briefverkehrs und zur Vermeidung von Irrläufern innerhalb der Sicherheitspolizei die Anschrift für die Aussiedlung von Polen und Juden zuständigen Dienststelle künftig nur noch:
Der Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD, Umwanderungsstelle Posen" zu lauten habe.
Ihr Leiter war SS-Sturmbannführer Albert Rapp. Bei sonstigen dienstlichen Schreiben innerhalb des Befehlsbereichs (Warthegau), z.B. Regierungspräsident, Landräte u.a. lautete der Briefkopf: Der Höhere SS- und Polizeiführer beim Reichsstatthalter in Posen im Wehrkreis XXI - Der Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD, Umwanderungsstelle, Außenstelle.
Als Aufgaben der Umwandererzentralstelle werden im Abschlussbericht von 1940 folgende Vorhaben genannt:
1) Schutz der Volksdeutschen vor der Aussiedlung durch Überprüfung der von den SS-Arbeitsstäben zur Evakuierung vorgeschlagenen Hofbesitzer oder Gewerbetreibenden
2) Rückstellung der in kriegswichtigen Betrieben beschäftigten Polen
3) Vorbereitung der Aussiedlung durch Zusammenarbeit mit Landrat, Schutzpolizeibataillon, Gendarmerie und NS-Volkswohlfahrt
4) Überwachung der Aussiedlung
5) Abtransport der ausgesiedelten Polen aus den Kreisen in die Lager der Umwanderungsstelle Litzmannstadt
6) Abtransport der Polen in das Generalgouvernement
7) Auslese der eindeutschungsfähigen Polen (Erlass des RKFV vom 3. Juli 1940)
Da der Schwerpunkt der Aufgaben im Osten des Warthegaus lag, wurde in Litzmannstadt eine nachgeordnete Dienststelle errichtet (Leiter SS-Obersturmbannführer Hermann Krumey), der vom Reichssicherheitshauptamt auch die Kontrolle der Abfertigung aller Polenzüge aus dem Reichsgau Danzig-Westpreußen, den Provinzen Ostpreußen und Schlesien übertragen wurde.
Bei ihrer Errichtung verfügte die UWZ über 7 Abteilungen (Organisation, Verwaltung, Lagerimspektion mit 5 Lagern, Rasse- und Siedlungsamt, Gesuchüberprüfung von zu Unrecht ausgesiedelten Polen, Ärztliche Betreuung der Lager, Polizeieinsatz/Fahndung). Ihrer Dienststelle in Litzmannstadt waren 12 Außenstellen in den Kreisstädten unterstellt.
Die Abteilung 4 Rasse- und Siedlungsamt gehörte bis 1. Nov. 1940 zur Dienststelle Litzmannstadt. Durch Erlass Himmlers wurde sie danach selbständige Außenstelle des Rasse- und Siedlungshauptamtes. Gemäß Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes wurde beim Inspekteur Danzig ebenfalls eine UWZ errichtet. Sie hatte am 15. Nov. 1940 ihre Tätigkeit aufgenommen. Bei ihr übernahm ein Beauftragter der UWZ Litzmannstadt die rassische Auslese der auszusiedelnden Polen im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Im Juni 1943 ist auch in Kattowitz eine UWZ nachweisbar. Beim Inspekteur der Sicherheitspolizei in Königsberg bestand eine Abteilung Umwanderung. Es bestanden weiterhin Außenstellen in Kempen, Lentschütz und Zamosc.
Aussiedlungen
Aussiedlungen auf den ins Dritte Reich eingegliederten Gebieten
(Großpolen und Pommern)
Im Verlauf der sog. "wilden Aussiedlungen" - die injiziert von lokalen deutschen Behörden, im September und Oktober 1939 statt fanden - wurden die Vertriebenen an verschiedenartigen Sammelpunkten logiert. Darunter fanden sich Kirchen, Schulen, Fabrikhallen, Gefängnisse, in denen die Ausgesiedelten wo solange warten mussten, bis eine entsprechende Anzahl an Personen zusammenkam, bevor sie in das Generalgouvernement oder in ein anderes Lager transportiert wurden. Diese Aktion umfasste in erster Linie die Gebiete an der Ostseeküste und in Großpolen, später ganz Pommern.
Solche Lager entstanden unter anderem in Bydgoszcz, Gdansk, Gdynia, Mlyniewo, Lódz, Nowe Skalmierzyce, Poznan, Piastoszyn pow. Tuchola, Tczew.
Im Zuge dieser Aktionen siedelten deutsche Behörden bis Ende November 1939 35.000 Personen aus (diese Zahl umfasst ebenfalls Personen, die aus den ins Dritte Reich eingegliederten Gebieten in das Generalgouvernement geflüchtet sind).
Später nahmen die Aussiedlungen eine organisierte Form an. Am 11. November 1939 wurde in Poznan der Sonderstab für Umsiedlung der Polen und Juden gegründet, der kurze Zeit später in das Amt für Umsiedlung der Polen und Juden, im Frühling 1940 nochmals in die Umwanderungsstelle und nach einigen Wochen in die Umwandererzentralstelle (UWZ) umbenannt wurde. Ihren Sitz hatte sie in Poznan, und breits nach einigen Wochen wurde eine Nebenstelle in Lódz eröffnet. Am 15. November 1940 entstand eine ähnliche Zentrale in Gdansk. Danach wurden - je nach Bedarf des deutschen Staates - weitere Zweigstellen an anderen Orten eröffnet (z.B. in Zamosc). Eine Umwanderungsstelle entstand ebenfalls 1940 in Gdansk, und war für das Gebiet Danzig-Westpreußen zuständig. 1943 wurde sie nach Potulice verlegt und später geschlossen.
Lager
Zentral Umsiedlungslager (Umwandererzentralstelle Durchgangslager Dienststelle Litzmannstadt) - in Lodz,
in Gebäuden einer ehemaligen Textilfabrik auf der Straße, BA Gliksman Lakowa 4 Wiesenstrasse)
Kommandeure waren Ertel, Albert Sauer und Erich Lorenz
Umsiedlungslager (Umsiedlungslager) - Zeligowskiego 41/43 (Luisenstraße) Kommandeure waren SS-Unterscharführer Artur Schütz, SS-Hauptsturmführer Fritz Jobski und SS-Mann Goede
Umsiedlungslager (Umsiedlungslager) - Kopernikus 53/55 (Goßlerstraße)
Kommandant war SS-Obersturmführer Max Andritzke
Umsiedlungslager (Umsiedlungslager) - Hutora 32
Kommandant war SS-Untersturmführer Ludwig Witthinrich ersetzt durch Ernst Krüger .
Lager für Minderjährige Polen (Polen Jugendverwahrlager der Sicherheitspolizei) - Kommandant war der Leiter der Kriminalpolizei in Lodz, der SS-Sturmbannführer Karl Ehrlich
Tochtergesellschaften außerhalb Lodz
Umsiedlungslager in Konstantynow (Durchgangslager Konstantinov)
Tochtergesellschaft Sitz in Lodz,
erstellt am 05.01.1940 in der stillgelegten Textilfabrik Brüder Steinert und K. Schweikert 27th Straße in Lódz
Kommandant war SS-Rottenführer Huhn.
Umsiedlungslager in Ruda Pabianicka - Lodz
Umsiedlungslager in Zamosc - Tochtergesellschaft
Hauptsitz in Lodz
Das Lager in Konstantynów bestand seit 1939 bis zur Befreiung. Bis August 1943 war es ein typisches Durchgangslager, in dem ganze Familien vor ihrer Aussiedlung ins Generalgouvernement oder Deportierung zur Zwangsarbeit ins Dritte Reich untergebracht waren.
Im August 1943 wurde das Lager umorganisiert. Es diente als ein Lager für belarussische, russische und ukrainische Kinder, die aus den Gebieten der Sowjetunion deportiert, und von den deutschen Behörden als germanisierungsfähig eingestuft wurden. In dieses Lager kamen unter anderem die Kinder aus Lidice
Die Lager in Potulice, Torun und Smukala wurden der Umwandererzentralstelle in Gdansk unterstellt.
Das Lager in Potulice wurde im Februar 1941 errichtet. Bis Mai 1941 diente es als ein Durchgangslager für Ausgesiedelte aus Pommern, die in das Generalgouvernement geleitet wurden. Vom September 1942 galt das Lager - mit den Außenlagern in Torun und Smukala - als das zentrale Durchgangslager und war der Umwandererzentralstelle in Gdansk untergeordnet. Das Lager in Potulice verfügte anfangs über die Arbeitskräfte sowohl für die Industriebetriebe wie auch für die Landwirtschaft in der Region Danzig-Westpreußen. Danach haben sich dort einige Außenstellen diverser Industriebetriebe sowie handwerkliche Werkstätten angesiedelt, und das Lager wurde zu einem Arbeitslager, in dem ganze Familien einquartiert waren. Das Lager bestand bis zu seiner Befreiung im Januar 1945.
Aussiedlungen aus dem Regierungsbezirk Ciechanów erfolgten über das Lager in Dzialdów (vom Februar bis Mai 1940). Ab Mai 1940 wurde das Lager in Dzialdów, auf der Grundlage der Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), in ein Arbeitserziehungslager (AEL) umfunktioniert. In der Zeit vom Februar bis Mai 1940 war es ein Durchgangslager für Polen, die aus den Landkreisen Plock und Ciechanów, sowie aus der Region um Bialystok ausgesiedelt wurden. In das Lager wurden ebenfalls Bewohner des Przasnyszer Landkreises geleitet, wo mit dem Bau eines Truppenübungsplatzes begonnen wurde, und wo zuvor ganze Dörfer ausgesiedelt worden sind. Im Sommer 1941 wurde die Zweigstelle für die Ausgesiedelten im Lager geschlossen.
Aussiedlungen in Oberschlesien
Eine spezifische Gruppe unter den Durchgangslagern, die sich auf dem Gebiet der Provinz Oberschlesien befanden, stellten die Polenlager dar. In diesen Lagern herrschten sehr harte Haftbedingungen, und die Häftlinge - auch Kinder ab dem zwölften Lebensjahr - wurden zu schwerer Arbeit in Industriebetrieben und in der Landwirtschaft gezwungen.
Die Polenlager in Schlesien waren für polnische Familien vorgesehen, die von deutschen Behörden zu einem für die Interessen des Dritten Reiches gefährlichen Element erklärt wurden. Es waren Polen, deren antifaschistische Gesinnung bekannt war, Familien von Aktivisten, die für die Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen gekämpft haben, und jene Personen, die es abgelehnt haben, die deutsche Volksliste zu unterschreiben. Die Lager befanden sich überwiegend in alten Fabrikhallen, in denen keine sanitären Anlagen vorhanden waren. Unter diesen harten Bedingungen wurden dort ganze Familien gefangen gehalten. Die Mehrheit der Polenlager befand sich an der südlichen Grenze Oberschlesiens. Vier Lager wurden auf dem heutigen Gebiet der Tschechischen Republik lokalisiert - Bogumil, Frysztat, Pietrowice und Beneszów.
Die größten Aussiedlungen im Generalgouvernement
Aktion Zamosc und der Generalplan Ost