Augenzeugenbericht des Journalisten Alexander Werth kurz nach der Befreiung Majdaneks

Über dem Gelände hing ein leichter Verwesungsgeruch. Meine Schuhe waren weiß von Menschenasche. Auf dem Steinboden vor den Öfen lagen menschliche Skelette. Hier ein ganzer Brustkorb mit Rippen, dort ein Stück Gehirnschale, da ein Unterkiefer, in dem noch die beiden Backenzähne steckten. Das künstliche Gebiß war verschwunden. In einiger Entfernung hatte man ein zwanzig bis dreißig Meter langes Massengrab geöffnet. Darin lagen Hunderte von nackten Leichen. Viele wiesen Einschüsse im Hinterkopf auf. Ein Kind hielt noch seinen Teddybär im Arm.
Die großen Kohlköpfe bedeckte feiner Staub.
Jemand erklärte: Eine Lage Dünger, eine Lage Asche, so wurde es gemacht.
Alle diese Kohlköpfe wachsen in menschlicher Asche. Den größten Teil der Asche schafften die SS-Leute auf ihr Mustergut, das etwas weiter entfernt liegt, ein vorbildlicher Betrieb. Sie aßen diese übergroßen Kohlköpfe gern, und die Gefangenen aßen sie ebenfalls, obwohl sie wußten, daß sie binnen kurzem höchstwahrscheinlich gleichfalls Kohldünger sein würden.