Aufgaben / Organisation

Eines der zentralen Probleme der NS-Wirtschaft während des 2. Weltkriegs war die Versorgung mit Rohstoffen, insbesondere auch die Versorgung mit Treibstoff. Überlegungen Hermann Görings zur Bildung einer "zentraleuropäischen Treibstoffgesellschaft" datieren bereits vom Herbst 1940. Die Gesellschaft sollte privatwirtschaftlich organisiert, die Majorität aber beim Reich liegen. Im Jan. 1941 verhandelte dann Staatssekretär Erich Neumann als Vertreter des Beauftragten für den Vierjahresplan mit führenden Vertretern der Mineralölwirtschaft und deutscher Großbanken v. a. über die Finanzierung einer solchen Gesellschaft, die schließlich am 27. März 1941 in Gestalt der Kontinentalen Öl AG gegründet wurde. Gründergesellschaften und Aktionäre waren neben der vom Beauftragten für den Vierjahresplan eigens für diesen Zweck gegründeten Holdinggesellschaft Borussia GmbH die führenden deutschen Industrieunternehmen der Mineralölwirtschaft Deutsche Erdöl AG, Gewerkschaft Elwerath, Wintershall AG, Preußische Berg- und Hüttenwerks AG, IG-Farbenindustrie AG und Braunkohlen-Benzin AG sowie ein Bankenkonsortium aus Deutscher Bank, Dresdner Bank, Reichskreditgesellschaft und Berliner Handelsgesellschaft.

Das Unternehmen hatte das ausschließliche Recht zur Gewinnung und Verarbeitung von und zum Handel mit Mineralölerzeugnissen in den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten. Im Gegensatz zu anderen Monopolgesellschaften, die die von ihnen übernommenen Betriebe lediglich treuhänderisch verwalten und sich nach Kriegsende wieder auflösen sollten, war die Kontinentale Öl AG als dauerhaftes Unternehmen geplant.
Die ersten Erwerbungen waren die rumänischen Erdölgesellschaften Concordia und Columbia Oil aus französischem bzw. belgischem Eigentum.
Mit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion übernahm die Kontinentale Öl AG alle durch Deutschland eroberten russischen Erdölvorkommen. Die Konzession zur Ausbeutung wurde für die Dauer von 99 Jahren erteilt.
Zur Ausbeutung der Ölvorkommen in Ostgalizien, die bis Sommer 1941 noch unter russischem Zugriff standen übernahm die Kontinentale Öl AG im März 1942 die nach dem Überfall auf Polen zunächst zur Ausbeutung der Erdölvorkommen in West-Galizien im Herbst 1939 gegründeten Gesellschaften Beskiden-Erdöl-Verarbeitungsgesellschaft und Beskiden-Erdöl-Gewinnungs- gesellschaft. Die Gewinnungsgesellschaft mit Sitz in Lemberg firmierte nunmehr als Karpathen-Öl AG während aus der Verarbeitungsgesellschaft die Erdölraffinerei Trzebinia GmbH mit Sitz in Berlin entstand.

Tochtergesellschaften

Karpathen Öl AG, Celle
Gesellschaftsvertrag vom 28. Aug. 1942
Zweck: Aufsuchung, Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl, Erdgas und sonstigen bituminösen Stoffen im Generalgouvernement

Erdölraffinerei Trzebinia GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 13. März 1942
Zweck: Erwerb und Betrieb der Raffinerie Trzebinia in Oberschlesien und Verarbeitung und Verkauf von Erdölerzeugnissen
gelöscht: Okt. 1955

Baltische Öl GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 25. Juli 1941
Zweck: Gewinnung und Verwertung von Ölschiefer, Erdöl und Erdgas insb. im baltischen Steinölgebiet
gelöscht. Nov. 1955

Kontinentale Öl GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 1. Juli 1943
Zweck: Geschäftliche Betätigung (Geländeerwerb, Verarbeitung, Raffination und Handel) auf dem Erdölgebiet, namentlich im Ausland
gelöscht: Feb. 1952

Ostland-Öl Vertriebs GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 2. Okt. 1941
Zweck: Vertrieb von Mineralölerzeugnissen aller Art und von verwandten Stoffen im Ostland
Aug. 1948: Übertragung des Vermögens unter Ausschluss der Liquidation auf die Kontinentale Öl AG

Ostöl GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 28. Juli 1941
Zweck: Gewinnung und Verwaltung von Erdöl und Erdgas in Osteuropa, insb. im Kaukasus
Aug. 1948: Übertragung des Vermögens unter Ausschluss der Liquidation auf die Kontinentale ÖL AG

Ukraine Öl Vertriebs GmbH, Berlin
Gesellschaftsvertrag vom 2. Okt. 1941
Zweck: Vertrieb von Mineralölerzeugnissen aller Art und von verwandten Stoffen in der Ukraine
Aug. 1948: Übertragung des Vermögens unter Ausschluss der Liquidation auf die Kontinentale Öl AG

deutsche Unternehmen

Neben verschiedenen Gesellschaften in den besetzten Gebieten bestanden als deutsche Unternehmen darüber hinaus:

Albanien Öl GmbH, Berlin
gegründet: 17. Mai 1944, gelöscht: 1955

Kontinentale Betonschiffbau GmbH, Berlin
gegründet: 20. April 1942, aufgelöst zum 31. März 1950

Kontinentale Öl Transport AG, Berlin
gegründet: 1. Sept. 1941, gelöscht: Mai 1997

Mineralöl GmbH Südost, Berlin
gegründet: 1. Juli 1943, gelöscht: Nov. 1950

Sapropel GmbH, Berlin
gegründet: 10. Aug. 1944, gelöscht: Aug. 1951

Süddeutsche Bau GmbH, Berlin
gegründet: 18. Okt. 1944, gelöscht: Okt. 1953

Südostchemie Handels-GmbH, Berlin
gegründet: 8. Juli 1939, gelöscht: Apr. 1951

Für die Inbesitznahme der Erdölanlagen wurden spezielle Wehrmachtseinheiten als Beuteerfassungstrupps gebildet, so das Mineralölkommando Nord, das die baltischen Ölschiefergruben in Estland einnahm, das Mineralölkommando Süd für die ostgalizischen Ölfelder und das Mineralölkommando K für den Kaukasus. Trotz größter Anstrengungen gelang es jedoch nicht, die Ölfelder des Kaukasus für die deutsche Wirtschaft auszubeuten. Die sowjetische Gegenoffensive Anfang 1943 beendete schließlich den Versuch, mithilfe des sowjetischen Erdöls die Kontinentale Öl AG zum beherrschenden Ölkonzern in Europa auszubauen.
Das Unternehmen existierte auch noch nach Kriegsende. Im April 1948 wurde der Kaufmann Adalbert Schnaus, Vorstandsmitglied der Kontinentalen Öl Transport AG durch den Custodian der amerikanischen Militärregierung als Treuhänder eingesetzt und schließlich 1950 zum Liquidator bestellt. Laut Beschluss der Hauptversammlung der Kontinentelan Öl AG vom 26. Okt. 1950 war die Gesellschaft zum 31. Okt. 1950 aufgelöst. Die Liquidation abgeschlossen wurde jedoch erst 1966.