Das Effektenlager Kanada in Birkenau zählte einschließlich der Räumlichkeiten in allen Lagerabschnitten 35 Baracken. Am 23. Januar 1945, fünf Tage vor der Befreiung des Lagers durch die Sowjetarmee, setzten SS-Leute 30 Magazinbaracken mit Sachen der ermordeten Häftlinge in Brand. Anscheinend hatte man es nicht mehr geschafft, diese Sachen rechtzeitig abzutransportieren. Die Baracken brannten mehrere Tage lang. In sechs nur zum Teil ausgebrannten Baracken hat man nach der Befreiung 1185345 vollständige Herrenanzüge und Damenkleider, 43255 Paar Herren- und Damenschuhe, 13694 Teppiche sowie eine riesige Zahl von Bürsten, Rasierpinseln und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs gefunden.

Fuks Arie

Häftlingnummer 81 454 (Rampensonderkommando)
* 07.02.1925 in Markow
Ankunft Auschwitz am 10.12.1942 aus dem Durchgangslager Malkinia. Von 2500 Deportierten werden 1976 sofort in der Gaskammer erstickt, darunter seine Mutter. Sein Vater (dem Sonderkommando Krematorien zugeteilt) stirbt im Lager.

Wir Angehörigen des Sonderkommandos Kanada begaben uns unterdessen in die Güterwagen und warfen das Gepäck heraus. Es kam häufig vor, daß wir in den Wagen noch Menschen antrafen. Entweder handelte es sich um Leichen oder um kranke Personen, die nicht mehr aufstehen konnten. Die Toten oder Kranken wurden auf die Rampe gelegt. Es wurde so lange gewartet, bis ein Kippfahrzeug frei war, um sie dort aufzuladen. Jeweils zwei Angehörige des Sonderkommandos warfen die Toten und Kranken auf die Kippfahrzeuge. Die SS zwang uns, in dieser Weise zu verfahren. Wir wurden ständig zur Eile angetrieben. Wir mußten alles im Laufschritt erledigen. Wir hörten nur: "Schneller, schneller." Wenn wir etwas zögerten, wurden wir sofort geschlagen. Ich bin einige Male mit den Kippfahrzeugen zu den Verbrennungsgruben gefahren. Diese waren hinter den Krematorien gelegen. Bei den Verbrennungsgruben angekommen, mußten wir die Leichen und Kranken auf einem Haufen zusammenlegen. Alsdann fuhren wir sofort zurück. Einmal habe ich allerdings erlebt, wie das Kippfahrzeug unmittelbar an die Verbrennungsgrube heranfuhr und seine Fracht von Toten und lebenden kranken Menschen auf das brennende Holz herabkippte. Es handelte sich um einen aus Lettland gekommenen Transport, in dem die Menschen stehend in den Güterwaggons zusammengepfercht waren, so daß während des Transports eine größere Anzahl schon verstorben war.