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Josef Roith, bekannt als Loffer Sepp, kam am 6. Januar 1897 in Etzmannsried zur Welt. Ein wechselvolles Schicksal brachte ihn in den zwanziger Jahren nach Oberau, wo er in den ereignisreichen Jahren am Ende der Weimarer Demokratie Ortsvorsitzender der SPD war.
Am 20. August 1933 wurde er von Gendarmerie und SA in Schutzhaft genommen. Mit einem Postbus brachte man ihn, zusammen mit 17 weiteren Leidensgenossen, vom Amtsgerichtsgefängnis Garmisch in das KZ Dachau. In seiner Autobiographie mit dem Titel Ganterbaum. Das mutige Leben des ‚Loffer Sepp’, im Jahre 2001 im Buchendorfer Verlag herausgegeben von Josef Bader, beschreibt Roith seine ersten Erlebnisse in der Hölle von Dachau
Schon bei der Einfahrt ins Lager haben wir erlebt, was da für ein Wind weht. Bei der Fahrt durchs Tor hat der Spakn Toni, Anton Trist von Mittenwald, beim Busfenster zu den SS-Wachmännern hinausgegrinst ohne böse Absicht. Die sind dann neben dem Bus hergelaufen bis vor die Kommandantur, wo er anhielt. Sie stürzten auf uns zu mit den Worten: Wo ist der Kerl, der das alles lächerlich findet? Und schon ist der Spakn Toni zu Boden gegangen, weil ihn die beiden niedergeschlagen haben.
Nachdem wir verlesen und von den höheren SS-Schergen der Kommandantur genug besichtigt worden waren, trieben uns etliche SS-Schläger im Laufschritt in den sogenannten Schlageterraum. Sie waren mit umgehängten Pistolen und Ochsenziemern bewaffnet. Die Wände dieses Raumes waren mit Blut bespritzt und mit Kugellöchern gespickt. Ein Dutzend Schläger nahm sich unser an.
Der Spakn Toni und ich, wir waren die einzigen mit kurzen Lederhosen bei dem Transport. Wir sollten den Watschen-Tanz aufführen. Selbstverständlich hauten wir uns dabei nicht ins Gesicht, wie die Brüder wollten. Da nahmen zwei von ihnen sich unser an und schlugen uns von allen Seiten mit der Faust ins Gesicht und an den Kopf, bis uns das Blut aus Maul und Nase lief. Die anderen wurden in ähnlicher Weise fertiggemacht. Die ganze Prozedur dauerte eine gute halbe Stunde, dann wurden wir, wieder von den Schlägern begleitet, im Laufschritt an der Wache vorbei ins eigentliche Lager getrieben.
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