SS-Hauptsturmführer und Hauptmann der Polizei
Wohlauf Julius
* 03.06.1913 in Dresden
+ 2004
letzter bekannter Wohnort: 22587 Hamburg Akazienweg 2
NSDAP-Mitglieds-Nu. 2 445 352
SS Mitglieds-Nu. 286 283
Im Frühjahr 1933, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, trat Wohlauf der NSDAP und SA bei. In den Vernehmungen (nach 1945) durch die bundesdeutsche Justiz gab er an, aus Überzeugung in die Partei eingetreten zu sein.
1934 meldet sich Wohlauf zur Reichswehr
Da die gewünschte Übernahme ins Offizierskorps nicht gelang, bewarb sich Wohlauf 1936 bei Polizei. Der Polizeidienst war für ihn ein gleichrangiger Ersatz für die angestrebte militärische Karriere.
In dem Bewerbungsschreiben von 1936 begründete Wohlauf seine Entscheidung: Ich bitte um meine Einstellung als Polizei-Offiziersanwärter. Durch die Schule der Partei und des Heeres gegangen, erscheint mir der Beruf, der soldatische Tugend und rückhaltloses Bekennen vom nationalsozialistischen Staat verlangt, als der idealste Beruf.“
01. Juli 1936
Ernennung zum Wachtmeister der Schutzpolizei
am 29. Juni 1942 heiratet er Vera Wohlauf
Wohlauf hatte ursprünglich in Hamburg für den 22. Juni seine Hochzeit geplant, war dann jedoch von der plötzlichen Abreise des Bataillons nach Polen überrascht worden. Kaum im Distrikt Lublin angekommen, hatte er den Bataillonskommandeur, Wilhelm Trapp, gebeten, ihn für kurze Zeit nach Deutschland zurückkehren zu lassen, damit er seine schwangere Freundin heiraten könne. Trapp lehnte das zuerst ab, gewährte ihm dann aber doch einige Tage Sonderurlaub.
Nach den ersten großen Aktionen in der Stadt Józefów traf Frau Wohlauf ihren Mann für eine verspätete Hochzeitsreise.
Während der nächsten Wochen, Vera Wohlauf, war schwanger, wurde sie Zeuge mehrere Tötungs- Operationen ihres Mannes.
Begleitet von Frau Lucia Brandt, Frau des Leutnant Paul Brandt ebenfalls Angehöriger des Polizei-Bataillon 101, wurden sie am 25.08.1942 Zeugen der ganztägigen Massaker und Deportation der Juden in Miedzyrec.
Andere Ehefrauen der Offiziere sollen ebenfalls beteiligt gewesen sein, alle diese waren wie eine Gruppe von Rotkreuz-Schwestern gekleidet.
Nach den Morden, saßen die Frauen und ihre Männer im Freien vor ihren Quartieren, tranken, sangen und lachten und diskutieren die Aktivitäten des Tages.
Dies war, wie Frau Vera Wohlauf Flitterwochen verbrachten sie.
Einsatz
Als Kompaniechef befehligte er die Erschießungen von 1500 Jüdinnen und Juden in Jozefow im Juli 1942. Im August organisiert er die Deportation von 10000 Juden und Jüdinnen aus Mierdzyrzec nach Treblinka. Dabei werden 1000 Menschen massakriert. Im September befehligt Wohlauf das Massaker in Serokomla, 200 Juden und Jüdinnen werden erschossen.
Das Reserve-Polizeibataillon 101 beteiligte sich in dem Zeitraum zwischen Juli 1942 und November 1943 an der direkten Ermordung von mindestens 38.000 Menschen
nach 1945
Polizeihauptkommissar in Hamburg
Julius Wohlauf, wird im Oktober 1968 in Hamburg wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 8 200 Menschen zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Julius Wohlauf saß nur einen Bruchteil seiner Strafe ab.
Bemerkungen
Da die Mörder durch die strengen Datenschutzreglungen in der BRD geschützt sind, durften die Namen der Täter lediglich in Dokumente außerhalb der BRD veröffentlicht werden. Der Schutz der Täter ging in Hamburg so weit daß eine Ausstellung der Hamburger Polizei über die Verbrechen der Hamburger Polizeibataillone zuerst ausschließlich für Polizisten zugänglich war, angebl. aus datenschutzrechtlichen Gründen. Erst auf Druck hin wurde erreicht, daß die Ausstellung, ein wenig entschärft, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
21.06.1942 101 Reserve-Polizeibataillon Hamburg
Batalionskommandeur: Major Wilhelm Trapp
1. Kompanie: Hauptmann Julius Wohlauf (Bis Oktober 1942) danach Hauptmann Steidtmann
1. Zug: Leutnant Boysen
2. Zug: Leutnant Bumann (Reserve)
3. Zug: Zugwachmeister Junge
2. Kompanie: Oberleutnant Hartwig Gnade (Bis Mai 1943 dann Leutnant Dreyer)
1. Zug: Leutnant Schürer
2. Zug: Lieutenant Kurt Dreyer (Reserve)
3. Zug: Hauptwachmeister Starke
3. Kompanie: Hauptmann Wolfgang Hoffmann (Bis November 1942)
1. Zug: Leutnant Pauly
2. Zug: Lieutenant Hachmeister
3. Zug: Hauptwachmeister Jückmann
Beschreibung des Massakers in der polnischen Stadt Miedzyrzecz am 25.08.1942
Die Razzia, bei der die Juden aus ihren Wohnungen zum Marktplatz getrieben wurden, war wohl die brutalste, die das Polizeibataillon durchführte.
Hunderte von toten Juden lagen danach auf den Straßen. Die Deutschen zwangen die Juden, stundenlang in der brennenden Sonne zu sitzen, so dass viele das Bewusstsein verloren. Jeden, der auch nur aufstand, erschossen sie sofort. Der Marktplatz war bald mit Leichen übersät, darunter viele Kinder, denen es naturgemäß schwer fiel, unter solchen Umständen stundenlang stillzuhalten. Nicht nur Frau Wohlauf (die Ehefrau des Hauptmanns Julius Wohlauf) war bei all dem dabei, anwesend waren auch die Ehefrauen einiger anderer am Ort stationierter Deutscher. So verbrachte die schwangere Frau Wohlauf ihre Flitterwochen.
Später zeigten sich einige deutsche Offiziere beunruhigt darüber, dass eine Schwangere bei dem Massaker anwesend war, es ging nicht um die Anwesenheit von Frauen im allgemeinen, sondern man äußerte die Sorge, die Empfindungsfähigkeit der zukünftigen Mutter könnte Schaden genommen haben. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Empfindungsfähigkeit dieser Frau längst gelitten hatte. Das heißt, es muss neben dem eingefrorenen Hass gleichsam doch eine emotionale Entleerung stattgefunden haben, um das Leiden anderer nicht mehr als Leid wahrnehmen, es sogar genießen zu können.
25.08.1942
Fünf Züge des Bataillons wurden am frühen Morgen des 25. August für die "Aktion" in Miedzyrzec in Marsch gesetzt. Ein Großteil der Polizisten sammelte sich in Radzyn.
Hauptmann Julius Wohlauf, der Kommandeur der 1. Kompanie und stellvertretende Bataillonskommandeur, war zunächst nicht dabei. Der Grund dafür wurde klar, als der Lastwagenkonvoi auf dem Weg aus der Stadt vor seiner Unterkunft anhielt. Begleitet von seiner jungen Frau, die im vierten Monat schwanger war und sich jetzt einen Uniformmantel über die Schultern gelegt und ein Käppi aufgesetzt hatte, trat Wohlauf aus dem Haus und setzte sich zusammen mit ihr in einen der Lastwagen.