NS Oberbürgermeister von Koblenz

* 11.11.1902 in Besch an der Obermosel (Kreis Saarburg)
† 17.03.1986 in
Besch an der Obermosel (Kreis Saarburg)

Besch an der Obermosel heute (2015) Ortsteil von Perl (Mosel)

Vater:
Simmer Johann gebürtiger Luxemburger (Beruf: Landwirt)
(Nach seinem Tod 1917 erhielt Nikolaus der wie seine beiden Brüder studieren sollte, sein Erbteil ausgezahlt, das er später durch die Inflation verlor.)
(Simmer N. nennt als Todesjahr 1916, Johann Simmer starb aber am 24.2.1917 in Besch/Mosel; Standesamt Perl, Sterbeurkunde Nr. 10/1917

Mutter:
Simmer Anna geb. Jochem (* 1867)

Bruder:
Simmer Peter * 18.09.1905
(studierte nach dem Lehrerexamen in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1933. In der NSDAP bekleidete er die Ämter eines Ortgruppen- und Kreisleiters, von 1934 bis 1945 war er Landrat von Ahrweiler.)

Besuch des Lehrerseminar in Wittlich
(1923 Lehrerexamen)

1923 -1925
kaufmännischer Angestellter in Saarbrücken

1925
Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Handelshochschule Berlin

1926
Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt am Main

12.02.1927
Eintritt in die NSDAP (das oft angegebene Datum November 1932 ist gefälscht)
(irrtümlich Mitglieds-Nr. 56310 statt 56307)

1929
Examina als Diplom-Kaufmann und Diplom-Handelslehrer sowie Promotion zum Doktor rer. pol.

1929 - 1930
Anstellung als Diplom-Handelslehrer an der Höheren Handelsschule der Stadt Frankfurt am Main.
(Die Universität wollte seine beachtlichen Studienleistungen honorieren und ihm eine wissenschaftliche Laufbahn ermöglichen. Unter 4.000 Studenten wurde Simmer für ein Auslandsstipendium an der Universität von Philadelphia vorgeschlagen, das er 1931/32 nach vorherigen Studienaufenthalten in London und Paris absolvierte.)

1932
Rückkehr nach Deutschland

Frühjahr 1932
Gauredner

August 1932
Gründungsmitglied des „Vereins zur Umschulung freiwilliger Arbeitskräfte Koblenz e.V.“, der später im Reichsarbeitsdienst (RAD) aufging und dessen Vorsitzender der spätere Koblenzer Oberbürgermeister Otto Wittgen wurde.

00.11.1932 - 00.05.1933
Kommissarischer Trierer Landrat

00.03.1933
Ein Trierer Alter Kämpfer beschrieb im März 1933 den „sehr jugendlichen Kreisleiter“ Simmer als „ein winziges Männlein mit typisch französischem Äußeren und somit geradezu eine groteske Illustration zu den Auseinandersetzungen unserer Führer über die Bedeutung von Blut und Rasse.“

00.03.1933
Bei den Wahlen im März 1933 errang Simmer sowohl im preußischen Provinziallandtag ein Mandat als auch in der Trierer Stadtverordnetenversammlung, wo er Vorsitzender der 14-köpfigen NSDAP-Fraktion wurde.

01.03.1933
Am 01.03.1933 drohte er dem Trierer Oberbürgermeister Dr. Heinrich Weitz, er werde 120 bewaffnete SA-Leute zum Schutz der Hakenkreuzflagge aufbieten, wenn dieser gegen die seit dem 28. Februar illegal auf dem Hauptmarkt aufgezogene Parteifahne vorgehe. Diese Drohung wiederholte Simmer am 7. März in ähnlicher Form anlässlich einer Massenkundgebung.

April 1933
Kommissarischer Trierer Landrat (im November erfolgte seine Bestätigung)

01.02.1935
Da Simmers neuer Dienstsitz näher an Koblenz lag, wurde der Sitz des Gauwirtschaftsberaters ab 01.02.1935 von Trier nach Koblenz verlegt.

30.03.1935
Hochzeit in Trier mit Dujardin Hedwig * 1913 (Tochter eines Rechtsberaters in Mayen)
(Dujardin Hedwig war zum Zeitpunkt der Eheschließung Jungmädelführerin in Trier, sie war kein NSDAP-Mitglied) Die beiden hatten drei Töchter

11.10.1935
Simmer schickt sein Arbeitsbeschaffungsprogramm an Reichsleiter Fiehler zur Kenntnis, nicht ohne auf die Vorteile und die laufende Durchführung in dem von ihm geleiteten Landkreis Trier zu
verweisen

26.10.1935
Simmer legt sein Parteiamt nieder
(Diese Behauptung ist zumindest für diesen frühen Zeitpunkt unglaubwürdig, denn Simmer stellte sich weiterhin in den Dienst der Partei)

23.11.1935
Simmer erlitt einen Nervenzusammenbruch, der laut ärztlichem Attest auf Überarbeitung zurückzuführen war. Er meldete sich mehrere Wochen dienstunfähig und fuhr in Genesungsurlaub

30.12.1935
unter dem Vorwurf des fahrlässigen Landesverrats in den einstweiligen Ruhestand versetzt, angeblich, weil er in einem Presseartikel und in einem Vortrag den Gau für den Kriegsfall als „Räumungsgebiet“ bezeichnet hatte.

00.01.1936
zunächst kommissarische Berufung zum Landrat von Kreuznach. Daneben nahm er sogar das auf Verlangen Terbovens niedergelegte Amt als Gauwirtschaftsberater wieder auf, eine Tatsache, die im Spruchkammerverfahren unerwähnt blieb, wobei Simmer verständlicherweise stets nur die Niederlegung des Parteiamtes betonte

1937
aus der katholischen Kirche ausgetreten

1940
Staatskommissar in Bad Mondorf u. kommissarischen Leiter des Staatsbades Mondorf

Oberbürgermeister in
Koblenz
(Amtseinführung in der Ratsherrensitzung am 06. Januar 1940)

13.01.1940
In seinem Begrüßungsschreiben an alle städtischen Dienststellen vom 13. Januar 1940 erklärte Simmer, dessen persönlicher Werdegang von Selbstdisziplin, Fleiß und Aufstiegswillen geprägt war, es sei gleichgültig, in welcher Stellung sich der Einzelne befinde: „Bestimmend ist nur Pflichttreue, Leistung und Erfolg.“

00.09.1940
Im September 1940 wandte sich Simmer an den Regierungspräsidenten. Der Mangel an technischen Kräften zwinge ihn, Rogg für die Kriegsdauer „mit besonderen Aufgaben des technischen Dienstes nach meiner persönlichen Anordnung“ zu beschäftigten. Beschönigend schrieb er, Roggs Entlassung sei damals aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung und zum Abbau einer Beigeordnetenstelle erfolgt. Noch bevor der Stellvertreter des Führers im Dezember 1940 die für Beamte des höheren Dienstes notwendige Genehmigung erteilte, trat Rogg am 26. August 1940 seinen Dienst als Beamter auf Widerruf an.

1941
Im Laufe des Jahres 1941 änderte sich der Briefkopf der Stadtverwaltung von „Der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz“ in „Der Oberbürgermeister der Gauhauptstadt Koblenz“.

00.01.1942
das Wehrbezirkskommando teilt Simmer mit, seine seit Juli 1940 bis auf weiteres genehmigte Uk-Stellung werde aufgehoben, Simmer informierte den Regierungspräsidenten am 6. März über ein Gespräch mit Simon: „Ich habe dem Gauleiter heute Morgen noch einmal meinen Wunsch vorgetragen, mich für die Wehrmacht freizugeben.“ Simon habe dies aber zumindest für die nächsten zwei Monate wegen kriegswichtiger Wirtschaftsprobleme abgelehnt. Auch Mischke wollte den Oberbürgermeister nicht freigeben. Sowohl er als auch sein Trierer Kollege Heinrich Siekmeier als Stellvertreter des CdZ beantragten Simmers erneute Uk-Stellung. Siekmeier begründete dies u. a. mit der Bedeutung Luxemburgs für die Rüstungsindustrie: „Würde Dr. Simmer auch noch Soldat werden, was wohl seinem persönlichen Wunsch entspricht, so wären hier schwerste Schädigungen deutscher Interessen nicht abzuwenden.“

30.03.1942
Simmer meldete sich am 30.03.1942 von seiner Dienstwohnung Rheinau 1 polizeilich nach Luxemburg, Großgasse, ab

Im „Personal-Blatt“ der NSDAP von 1943 wurde Simmer mit „Körperlich gesund und leistungsfähig. Intelligent, zielbewußt, aktiv und fleißig.“ charakterisiert

02.09.1943
Bei der erweiterten Dienstbesprechung am 2. September 1943 warnte Simmer vor defätistischen Äußerungen. Jede Tätigkeit müsse auf den Endsieg gerichtet sein und nichts dürfe den Abwehrwillen schwächen: „Für Defätisten gibt es keinen Raum.“ In diesem Zusammenhang ist die staatspolizeiliche Verwarnung von Simmers 22-jähriger Hausangestellten Therese („Resi“) Lambert zu sehen, die möglicherweise auf eine Denunziation von Simmer selbst zurückging. Simmer hatte sich bei der jungen Frau nach der Stimmung in der Bevölkerung erkundigt. Unter dem 3. April 1944 notierte die Gestapo: „Die L. hat sich gegenüber dem Oberbürgermeister Dr. Simmer geäußert, er sei wohl der einzige Mensch, der noch an den Sieg glaube.“ Den Haushalt in der Rheinau 1 hatte Lambert, die sich ihrerseits bei der DAF über ihren cholerischen Arbeitgeber beschwert hatte, schon im März 1944 verlassen.

ab 11.02.1945
Einberufung zum Kriegsdienst

23.03.1945
Simmer geriet am 23.3.1945 bei Oppenheim in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung im Oktober 1945 wurde er von November 1945 bis Februar 1946 interniert

00.02.1947
Februar 1947 erfolgte seine Auslieferung an Luxemburg als mutmaßlicher Kriegsverbrecher. Anfang Juli 1948 wurde er aus der Haft entlassen, ohne dass eine Anklage erfolgt war. Bei seiner anschließenden Entnazifizierung konnte Simmer viele Entlastungszeugen und gute Leumundszeugnisse vorweisen und mit seiner geschickten Vergangenheitspolitik gelang es ihm immer wieder, von seiner politischen Verantwortung abzulenken.

16.03.1950
Am 16.03.1950 kam der Untersuchungsausschuss Trier dann zu dem Ergebnis, es könne sich bei Simmer nur um die Einreihung in die Gruppe III der Minderbelasteten handeln und schlug der Spruchkammer die Einstellung des Verfahrens vor. Die Eröffnung eines Spruchkammerverfahrens war gemäß Landesgesetz über den Abschluß der politischen Säuberung in Rheinland-Pfalz vom 19.01.1950 nur noch solchen Fällen vorbehalten, in denen der Betroffene voraussichtlich in die Gruppe I oder II eingereiht werden sollte. Noch am selben Tag erging der entsprechende Beschluss der Spruchkammer Trier, die gemäß Landesgesetz einer Einstufung als Mitläufer gleichkam

vorübergehend Steuerberater in Gerolstein und Kobern.
(Die Stadt Koblenz zahlte ihm zunächst einen Unterhaltsbeitrag.)

1952
Einen ersten Antrag auf Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen lehnte sie 1952 ab. Simmers rechtliche Situation änderte sich aber zu seinen Gunsten, als er ab 1.4.1951 im Sinne des Artikels 131 Grundgesetz als Beamter zur Wiederverwendung galt. Jetzt stand ihm ein Übergangsgehalt zu und er hatte Anspruch auf eine seiner früheren Stellung entsprechenden Wiederverwendung im Öffentlichen Dienst. Seine Bemühungen um einen entsprechenden Posten wurden zwar allein aus finanziellen Gründen von Seiten der Stadtverwaltung unterstützt, aber trotzdem konnte der glänzend ausgebildete und zweifellos befähigte Simmer beruflich nie wieder Fuß fassen. Schließlich beantragte er im Januar 1954 seine Pensionierung zum 1. Februar. Die Stadt entsprach dem Antrag wie gesetzlich vorgeschrieben und zahlte seitdem ein monatliches Ruhegehalt.

Nach 1945 behauptete er, er sei erst in den USA Nationalsozialist geworden, weil er dort über die Gefahren des Bolschewismus aufgeklärt worden sei und eine Synthese aus Liberalismus und Kollektivismus als eine geeignete Wirtschaftsform für Deutschland erkannt habe. Sein frühes Parteieintrittsdatum widerlegt das ebenso wie die Tatsache, dass Simmer bereits in den USA Propagandavorträge hielt.

Führer des NSFK Gruppe 17 Ostmark (Österreich)