SS-Gruppenführer, Generalmajor der Waffen-SS

Grabstelle Friedhof Sylt-Keitum (Nordfriesische Insel) Auf dieser Grabstelle sind verzeichnet: Reichelt, Wilhelmine E. (geb. Junigk) * 1882, + 1967 Reinefarth, Adelheid (geb. Reichelt) * 1905, + 1986 Reinefarth, Heinz-Friedrich * 1903, + 1979

* 26. 12.1903 Gnesen als Sohn des Gerichtsbeamten Fritz Reinefarth
verheiratet, ein Sohn und eine Tochter
+ 07. 05.1979 Westerland auf Sylt

Jurist, SS-Gruppenführer, Generalmajor der Waffen-SS und Polizei
SS-Gruppenführer Heinz Reinefarth war einer der Befehlshaber bei der Niederschlagung des
Warschauer Aufstandes. Hier erhielt er den Beinahmen: "Mörder von Warschau" bzw. "Der Schlächter von Warschau" oder auch "Henker von Warschau"

nach 1945
Kreistagsabgeordneter und Mitglied des Kreisausschusses Südtondern
Mitglied des Landesvorstandes des GB/BHE
Mitglied im Vorstand der Arbeitsrechtlichen Vereinigung und des Fremdenverkehrsverbandes Nordmark
Vorsitzender des Ortsausschusses Sylt der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und der DLRG Westerland
Landtagsabgeordneter (Als Abgeordneter des GB/BHE zog Reinefarth in den Kieler Landtag ein. Zeitweilig war er als Amtschef im Innenministerium im Gespräch).
Bürgermeister von Westerland auf Sylt

Nach Besuch der Schulen in Gnesen und Cottbus legte er Ostern 1922 sein Abitur ab und schrieb sich dann an der Universität
Jena zum Jurastudium ein. Nach Bestehen des Studiums der Rechtswissenschaft, arbeitete er zunächst als Beisitzer und trat im November 1923 dem Freikorps Oberland bei. Im August wurde er zum Wehrdienst in die 5. Batterie des Artillerie-Regiments 3 eingezogen und trat im Jahre 1925 dem Freikorps Bamberg bei.

1931 bis 1939
Rechtsanwalt in Cottbus

Am 01.08.1932
Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 1.268.933)

vom 01.09.1932 bis zum 10.12.1932
Angehriger der SA

Am 19.12.1932
wechselte Reinefarth angeworben durch Kurt Daluege in die SS Niederlausitz, wo er zunächst den Dienstrang eines SS-Scharführers bekleidete.

1933
Eintritt in die SS (Mitgliedsnummer 56.634)

Am 20.04.1934
zum SS-Untersturmführer befördert (beim SS-Sturm Niederlausitz)
als Rechtsratgeber in den Stab des SS-Abschnittes XII nach Frankfurt/Oder versetzt. Mitglied dieses Stabes blieb er formell bis Januar 1942. Während seiner dortigen Arbeit verteidigte er vornehmlich SS-Angehörige.

15.09.1935
Beförderung zum SS-Obersturmführer

20.04.1937
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

Einsatz im Polen und Frankreichfeldzug
Nach einer Reserveübung bei der Artillerie im Jahre 1937, wurde er im September 1939 mobilgemacht und zum Infanterie-Regiment 337, der 208. Infanterie-Division eingezogen. Während des Krieges zum Feldwebel befördert und zum Zugführer ernannt, steigt bis zu seiner Verabschiedung aus der Wehrmacht im Jahre 1942 bis zum Leutnant der Reserve auf. In seiner Zeit als Wehrmachtssoldat verdiente er sich im Polen-Feldzug das Eiserne Kreuz II. Klasse und im Frankreich-Feldzug das Eiserne Kreuz I. Klasse, sowie das Ritterkreuz am 25.06.1940 als Feldwebel und Zugführer in der 14. Kompanie des Infanterie-Regiment 337. Die Kompanie hatte seit Beginn des Krieges den Panzerschutz des II. Bataillons des Regiments übernommen. Nachdem am 19.05.1940 das Tagesziel erreicht war, suchte Reinefarth ich in einem Dorf Quartier für die Nacht, als Reinefarth durch den Chef der 6. Kompanie auf das Dach eines Hauses gerufen wurde. Dort beobachtete man zahlreiche Feindbatterien, nebst langer Munitionskolonne, die augenscheinlich dabei waren einen Stellungswechsel vorzunehmen. Da die Deutschen in den letzten Tagen immer wieder Störungsfeuer aus Richtung Nieuport erhalten hatten, konnte es sich augenscheinlich nur um diese Batterien handeln. Reinefarth erhielt den Befehl aufzuklären wohin sich der Gegner zurückzog. Reinefarth entschließt sich, zusammen mit seinem Fahrer Ruhle und weiter hinten folgenden zwei Pak-Geschützen, eine Parallelstrasse zur Feindkolonne zu nutzen, um vor dieser in der Ortschaft Avecapelle anzukommen. Reinefarth und sein Fahrer erreichen den Ort und durchfahren ihn vorsichtig, nachdem sie das letzte Haus passiert hatten, tauchte hinter der nächsten Kurve ein französischer Oberst auf seinem Pferd auf, der abrupt stehen blieb und ein MG in Stellung brachte, nachdem er die beiden deutschen Soldaten sah. Die Deutschen forderten die Kolonne auf, sich zu ergeben, da sie umzingelt sei, woraufhin der Oberst antwortete das die Kolonne aus ca. 3000 Mann bestünde. In diesem Moment bog eine der beiden deutschen Pak-Geschütze um die Kurve und der Oberst stieg von seinem Pferd und ergab sich. Da die Offiziere der frz. Kolonne ihre Magazine im Strassengraben entluden, bevor sie ihre Waffen übergaben, kam es weiter hinten in der Kolonne zu Unruhe, da die Soldaten nur die Schüsse hörten und nicht wussten weshalb geschossen wurde. Reinefarth fuhr daraufhin mit dem Oberst die Kolonne ab. Da erst wurde Reinefarth bewusst was ihm hier gelungen war. Die Kolonne, mehr als 5 Kilometer lang, bestand aus zwei Infanterie-Bataillonen, vier Artillerie-Batterien und einer bespannten Munitionskolonne. Reinefarth war damit der erste Angehörige der Allgemeinen SS mit dem Ritterkreuz.

20.04.1940
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

20.04.1941
Beförderung zum SS-Standartenführer

30.01.1942
Beförderung zum SS-Brigadeführer

00.06.1942
Generalinspekteur der Verwaltung beim stellvertretenden Protektor von Böhmen und Mähren.

00.06.1943
Reinefarth übernimmt das Amt "Verwaltung und Recht II" im Hauptamt der Ordnungspolizei.

00.10.1943 - 00.12.1943
Führung einer neu gebildeten Gruppe im Hauptamt Ordnungspolizei.

ab 29.01.1944
Nach einer Versetzung zu Wilhelm Koppe nach Polen, wo Reinefarth eingearbeitet wurde, übernahm er am 29. Januar 1944 den Posten des Höheren SS- und Polizei-Führers "Warthe" und wurde damit Nachfolger von SS-Obergruppenführer und General der Polizei Theodor Berkelmann, der Ende 1943 verstorben war. Aufgrund der Kommandierung zur Waffen-SS, übernahm sein Stellvertreter Friedrich Gebhardt die Geschäfte Reinefarths.

01.08.1944
Beförderung zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS

Einsatz bei der Niederschlagung des
Warschauer Aufstandes
Hier erhielt er den Beinahmen: "Mörder von Warschau" bzw. "Der Schlächter von Warschau" oder auch "Henker von Warschau"

Die Stunde "W" schlug am 1. August 1944 um 17 Uhr. Mit dieser Tarnbezeichnung löste die Führung der konspirativen nationalpolnischen Heimatarmee den Aufstand in Warschau aus. Militärisch richtete er sich gegen die deutschen Besatzer, politisch gegen die Sowjetunion. Die Zeit drängte: Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte befand sich die Wehrmacht auf einem überstürzten Rückzug, und im ostpolnischen Lublin war auf Stalins Geheiß ein kommunistisches "Befreiungskomitee" gegründet worden. Der Kampf um die polnische Hauptstadt dauerte 63 Tage. Da die erhoffte militärische Hilfe von der Roten Armee ausblieb, mussten die Aufständischen kapitulieren. Der Preis für die versuchte Selbstbefreiung war hoch: Mehr als 150.000 Menschen fielen ihr zum Opfer. Die überlebenden Einwohner Warschaus wurden zur Zwangsarbeit deportiert und die Stadt von den Deutschen systematisch zerstört.

Herangezogen zu Kampfkomamndos übernahm Reinefarth im August 1944 eine Kampfgruppe der Korpsgruppe "Von dem Bach" unter SS-Obergruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski, während der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes, wofür Reinefarth am 30.09.1944 als 608. Soldat der Wehrmacht mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz dekoriert. Reinefarth seinerseits ließ dem SS -Oberführer Oskar Dirlewanger das Ritterkreuz zukommen. (Überreicht wurde ihm die militärische Auszeichnung von Generalgouverneur Hans Frank, der als "Kronjurist Hitlers" und "Schlächter von Polen" in die Geschichte eingegangen ist).
Reinefarth erhielt den Befehl zur Niederschlagung des Warschauer Aufstandes, wobei ihm zunächst die sogenannte "Posener Gruppe" unterstellt wurde.
Am 3. August um 22.55 Uhr meldete sich Reinefarth auf dem Gefechtsstand der 9. Armee.
Am 4. August machte er sich mit der Lage in Warschau voll vertraut. Im Bericht der 9. Armee heißt es dazu: : "Es sind eingetroffen: 1700 Mann SS 'Roa' (Kaminski), 1. Btl. SS-Rgt. Dirlewanger, 1 Btl. SS und Wehrmacht aus Posen*. Gesamtführung dieser Kräfte liegt in Händen des Generalmajors der Polizei Reinefarth..."

Andere Quellen geben an:
Diese Gruppe, 16 Kompanien, bestand zunächst nur aus Gendarmerie-Einheiten aus Posen, dem Warthelager, Gnesen, Rawitsch, Pabianice, Lodz, Alexandrowo und anderen Orten. Später wurden die Kompanien, aufgrund der Verluste und der niedrigen Mannschaftsstärken, auf 12 Kompanien und so auf zwei Polizei-Regimenter reduziert. Ihr Manko war die geringe Ausstattung mit schweren Waffen. Am 05.08.1944 hatten diese beiden Regimenter eine Stärke von 2.750 Mann. Die sich an der Strasse Ulitza Wolska, die Hauptstrasse des Stadtteils Wola, sammelnden Einheiten bildeten ab dem 05.08.1944 die Kampfgruppe Reinefarth. Zur Kampfgruppe gehörten dabei bspw. das I. Bataillon Dirlewanger und die Brigade Kaminski, wobei letztere kaum Munition besaß und schon im Vorfeld der Kämpfe durch Plünderungen auffiel. Der am 05.08.1944 beginnende deutsche Angriff war schlecht geplant und basierte auf grober Fehleinschätzung des polnischen Gegners. Der Angriff der Brigade Kaminski, in Ochota, wurde von Reinefarth über Funk geführt. Sicherlich ein Versuch die Brigade auf eine gewisse Art zu lenken und somit zu verhindern, daß die Angehörigen dieser Truppe ihrem Ruf gerecht wurden. Mit Ende des 05.08. verbuchten die dt. Truppen einen Geländegewinn von nur einigen 100 Metern.
Der 05.08.1944 jedoch ging als grausiges Fanal in den Warschauer Aufstand, ja auch des 2. Weltkriegs ein. Denn durch die Quälereinen und Morde der Brigade Dirlewanger und Kaminski, sowie anderer bisher nicht festgestellter Einheiten, versteifte sich der Widerstand der polnischen Aufständischen. Man ging deutscherseits dazu über sämtliche Bewohner eines jeweiligen Hauses, auch außerhalb des Kampfraumes, aus den Wohnungen zu treiben und diese nach "hinten" zu schicken. Nach wenigen 100 Metern befanden sich die Menschen jedoch nicht in erwarteten Sammellagern, sondern auf Massenexekutionsplätzen. Dort wurde jeder durch Genickschuss oder MG, erschossen, ohne Rücksicht auf Kinder, Frauen oder Greise. Besonders abscheulich handelte dabei die Brigade Kaminski bspw. im Radium-Institut Curie-Sklodowska in Ochota. Gegen 11.00 Uhr besetzten Kaminski-Leute die Stationen mit vorwiegend krebskranken Frauen. Die Mehrzahl von ihnen wurden zusammen mit ihren Pflegerinnen vergewaltigt und dann in ihren Betten erschossen. Durch diese Aktionen flüchteten die Warschauer in die Innenstadt, zu den Aufständischen und wussten das es jetzt nur noch eine Entscheidung zwischen einem siegreichen Aufstand oder den Tod geben konnte. Dadurch begann sich der Aufstand auch auf die Zivilbevölkerung zu übertragen, was vorher nicht so war. Eine weitere Folge dieser Exekutionen war auch die Erschießung vom fremdländischen deutschen Soldaten. Sahen sie aus wie Ukrainer der Brigade Kaminski wurde kurzer Prozess gemacht. Dabei gerieten bsw. auch Hilfswillige Russen, anderer Einheiten, die nicht an Erschießungen teilgenommen hatten, in die Hände der Aufständischen und wurden erschossen. Außerdem ging man auch dazu über sämtliche SS- und Polizei-Angehörige zu erschießen und behielt nur Wehrmachtsangehörige zum Zweck der Auslieferung.



Reinefarth unterrichtete Nikolaus von Vormann, Oberbefehlshaber der bei Warschau stationierten 9. Armee, dass seine Kampfgruppe mehr als 10 000 Menschen erschossen habe.
In der Telephonkladde der 9. Armee verzeichnete ein Leutnant Weller am 5. August 1944 um 0.00 Uhr ein Gespräch zwischen dem Oberbefehlshaber der 9. Armee, General der Panzertruppen von Vormann, und dem SS-Gruppenführer Reinefarth:

OBERBEFEHLSHABER:
Lage?

REINEFARTH:
Langsam; was soll ich mit den Zivilisten machen? Habe weniger Munition als Gefangene.

OBERBEFEHLSHABER:
Vorschlag: Bekanntmachung: Alles aus Warschau abziehen. Warschau wird vernichtet, (Obergruppenführer von dem Bach-Zelewski) hat doch Auftrag.

REINEFARTH:
Ja.

OBERBEFEHLSHABER:
Der Führer hat mir gesagt, er kann noch eine Million Menschen brauchen.

REINEFARTH:
Eigene Verluste: 6 Tote, 24 schwer, 12 leicht (Verwundete).

OBERBEFEHLSHABER:
Feind?

REINEFARTH:
Mit Erschossenen über 10 000.

Diese Punkte erkennend befahl Bach-Zelewski am Abend des 05.08. das Einstellen der Massenerschießungen. Erst viel später erließ Reinefarth ein Plünderungsverbot in der Innenstadt.
Am 06.08. erfolgte der zweite Angriff der dt. Einheiten, die mittlerweile weiter verstärkt wurden. Die südliche Angriffsgruppe bestand aus einem Kosaken-Regiment der Brigade Kaminski, mit vier T-34 und 1 sowjet. Sturmgeschütz. Die mittlere Gruppe, Reinefarth persönlich unterstellt, bestand aus zwei Bataillonen Dirlewanger, Teilen des Aserbaidschanischen Bataillon Bergmann, jeweils einer Polizei-Kompanie aus Posen und Litzmannstadt, sowie aus jeweils einer Kompanie Feldgendarmerie aus Weichselstädt, Pabianice, sowie aus der Gendarmerieschule Weichselstädt. Die nördliche Gruppe bestand aus 3 Schützen-Kompanien und einer Kompanie der SS-Führerschule Braunschweig. An Reserven standen bereit das Sicherungs-Regiment 608, das Feldersatz-Bataillon "Herman Göring" und 6 Feldgendarmerie-Kompanien. In Zuführung befand sich die SS-Brigade "Siegling". Im Zuge des Angriffs stieß Reinefarth persönlich, mit zwei Panzerspähwagen, bis zum Palais Brühl vor, wo der Wehrmachtsbefehlshaber Warschau Stahel seit Tagen eingeschlossen war. Doch galt dieser Vorstoß zunächst nur der Verbindungsaufnahme und dem Austausch von Vorgehensmaßnahmen. Eine dauerhafte Verbindung erfolgte erst mit dem Vorstoß der Brigade Dirlewanger in den Sächsischen Garten am 08.08.1944. Weiterhin hatte dieser Vorstoß zur Folge, das die Aufständischen nun in mehrere Gebiete aufgesplittert wurden. Die Gruppen Mitte und Nord verbuchten, wenn auch unter hohen Verlusten, erste Erfolge. Die Gruppe Süd hingegen scheiterte fast total. Die 9. Armee konstatierte am 05.08.1944 das sich die Brigade bis zur Machorka-Fabrik "durchgesoffen" habe. Auch in den nächsten Tagen brachte der Einsatz der Brigade keine Erfolge. Da diese Einheit der 9. Armee suspekt vorkam, hörte sie den Funkverkehr zwischen der Brigade und Reinefarth ab. Darin zeigte sich das die Kaminski-Leute ständig nach Ausflüchten suchten, um das Misslingen zu erklären. Weiterhin kam es zu Vergewaltigungen deutscher KdF-Mädchen durch Angehörige dieser Brigade.
Unter Reinefarths Kommando wurden innerhalb von zwei Tagen im Stadtteil Wola 50.000 Menschen erschossen. Ihm waren dabei die berüchtigten Einheiten Kaminski und Dirlewanger unterstellt.
Bis zum 3. Oktober war der Aufstand unterdrückt. Als Strafe ließ Adolf Hitler die Warschauer Innenstadt sprengen. In diesen Wochen und in Folge von Hunger und Zerstörung starben bis zu 200.000 Menschen in der Stadt. Reinefarth ließ sogar Krankenhäuser stürmen und Patienten, Frauen und Kinder erschießen.

Heinz Reinefarth gilt in Polen seither als "Henker von Warschau".

Vor einem bundesdeutschen Gericht musste er sich niemals für seine Taten verantworten. Gleichwohl hier zwei Ermittlungsverfahren gegen ihn liefen. Der pensionierte Kriminalbeamte Bernhard Daenekas vernahm nach dem Krieg etliche Verdächtige von NS-Verbrechen. Darunter den Bürgermeister von Westerland: "Ich erinnere mich aber nur noch an diese stattliche Person, der man den General sofort abnahm", sagt Daenekas heute. Für Details seien es einfach zu viele Verdächtige und zu viele Verhöre gewesen.

05.11.1944
Seine Bravour-Taten schilderte der SS-General Reinefarth am 5. November 1944 unter der Schlagzeile "Um die Freiheit des Warthegaus" im Posener "Ostdeutschen Beobachter" selbst mit den Worten: "Ob Soldat, ob SS-Mann, ob Polizist, ob SD-Mann ... sie alle haben dafür gesorgt, daß Polens Metropole, von der uns Deutschen in den Jahrhunderten soviel Unheil gekommen ist, als Gefahrenherd endgültig beseitigt wurde... Wir haben auch diesen Feind bezwungen und ihm Verluste von etwa 1/4 Million Menschen beigebracht." Kurz vorher hatte der Held von Warschau seinem Chef Himmler "aus unserer Warschauer Beute ... zwei Päckchen Tee mit den besten Grüßen" übersandt.

00.01.1945 - 00.03.1945
Reinefarth übernahm Ende Januar 1945 das Kommando über die Festung Küstrin bis März 1945, als Nachfolger des Generals Adolf Raegener, um dann der Nachfolger Bach-Zelewskis, als Kommandierender General des XIV. SS-Armee-Korps zu werden. Reinefarth verweigerte jedoch den unsinnigen Befehl, die Stadt an der Oder gegen die Übermacht der Roten Armee zu verteidigen. Für die Übergabe der Festung Küstrin wurde Reinefarth auf Befehl Hitlers arrestiert und verurteilt, doch gab es keinen Richterspruch. Letztendlich brach er mit 800 Mann aus der Festung aus und rettete diese so für weitere Einsätze. Er war der Meinung das ohne ausreichenden Munitionsnachschub das Halten der Festung ein sinnloses Opfer gewesen wäre. Reinefarth selbst erhielt daraufhin dennoch kein Kommando mehr.

01.05.1945
Am 01.05.1945 wird Reinefarth durch die Alliierten gefangen genommen Er ließ sich vom Nachrichtendienst der US-Army anwerben, was ihn davor bewahrte, nach Polen ausgeliefert zu werden. Dort hätte ihm die Todesstrafe gedroht.

Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozeß
Aussage des SS-Obergruppenführers und General der Polizei von dem Bach-Zelewski, "Chef der Bandenkampf-Verbände".
Bei meiner Ankunft in Warschau habe ich festgestellt, daß man am Friedhof in Warschau die nicht kämpfende Bevölkerung sowie Frauen und Kinder zusammentrieb und daß die dem Reinefarth unterstellte Mannschaft diese wehrlose Zivilgruppe niedermachte. Als ich Reinefarth zur Rede stellte und sagte, daß diese Vorgänge gegen alle Vernunft und Menschenmoral verstoßen, hat sich Reinefarth auf den von Hitler und Himmler erteilten Befehl berufen."

Ein geheimes Fernschreiben, das die 9. Armee am 8. August 1944 um 12.10 Uhr an den Reinefarth-Vorgesetzten Bach-Zelewski abschickte, beweist, daß Bachs Angaben zumindest nicht gänzlich aus der Luft gegriffen waren. Nach den harten Kämpfen in der polnischen Hauptstadt verwechselten Reinefarths Krieger in ihrer Sieges-Euphorie nämlich polnische Frauen mit deutschen. Monierte das Fernschreiben:

"Durch einwandfreie Zeugenaussagen Ist festgestellt worden, daß sich unter den Gefangenen der Gruppe Kaminski auch deutsche Reichsangehörige, darunter deutsche Frauen befinden ..." Es ist weiterhin festgestellt worden, daß von den Angehörigen der Gruppe Kaminski auch reichsdeutsche Frauen vergewaltigt und nachher erschossen wurden."

1948
Reinefarth wird 1948 aus der Gefangenschaft entlassen

Nach seiner Freilassung
Die polnischen Behörden wollten den "Henker von Warschau" vor Gericht bringen, doch der beginnende Kalte Krieg bewahrte Reinefarth vor der Auslieferung. Im Gegensatz zu anderen hochrangigen SS-Führern suchte er seine zweite Chance nicht in der Wirtschaft, sondern in der Politik.

1951 - 1964
Mitglied der Stadtvertretung und des Magistrats von Westerland
1951 zum Bürgermeister der Stadt gewählt und 1957 für weitere zwölf Jahre in diesem Amt bestätigt. Der schleswig-holsteinische Landtag hob 1961 Reinefarths Immunität als Abgeordneter auf und 1963 trat er als Bürgermeister von Westerland zurück.
Mitglied des "Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (BHE).

1958
Die polnischen Behörden forderten erneut die Auslieferung des "Mörders von Warschau". Die Staatsanwaltschaft Flensburg nahm daraufhin Ermittlungen gegen Reinefarth auf, die jedoch noch vor der Landtagswahl 1958 eingestellt wurden. Reinefarth bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und schob die Schuld an den Verbrechen anderen zu. Volle Unterstützung erhielt er von Hans-Adolf Asbach, dem Landesvorsitzenden des GB/BHE und Arbeitsminister von Schleswig-Holstein. Asbach war während es Zweiten Weltkriegs Kreishauptmann im besetzten Polen gewesen. Als Abgeordneter des GB/BHE zog Reinefarth in den Kieler Landtag ein.

16.01.1961
Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel versicherte noch am 16. Januar 1961 vor dem Landtag: "Die Ermittlungen gegen Reinefarth haben keinen begründeten Verdacht dafür ergeben, daß der Beschuldigte an Kriegsverbrechen teilgenommen, solche befohlen oder gebilligt hat." Begründung: "In den ersten vier Tagen des Aufstandes ist er nachweisbar überhaupt noch nicht in Warschau gewesen, am 5. August 1944 hatte er noch nicht die Möglichkeit, auf das Kampfgeschehen einzuwirken."

18.01.1961
Unverdrossen stimmte er in Westerland am 18. Januar, 1961 durch geübtes heben des rechten Arms einer Entschließung zu, mit der Schleswig-Holsteins Parlament dem verbreiteten Glauben entgegentrat, ihr Feld- und Wiesenland sei ein beliebtes Refugium schlimmer Nazis, nur weil sich die Schlegelberger, Lautz und Reinefarth - zufällig - dort niedergelassen hätten.Dekretierten die Parlamentarier mit Einschluß des Reinefarth: "Der Schleswig-Holsteinische Landtag verurteilt erneut den nationalsozialistischen Unrechtsstaat, die Verfolgung und Vernichtung unschuldiger Menschen, die brutale Unterdrückung der persönlichen Freiheit, den Rassendünkel und den Rassenhaß, die totalitäre Herrschaft des Staates über seine Bürger."


28.08.1961
Der für politische Straftaten in Schleswig-Holstein zuständige Flensburger Oberstaatsanwalt Erich Biermann verlangt von Landtag am 28. August 1961 die "Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Heinz Reinefarth", um anhand neuentdeckter Dokumente das nunmehr fünfte Verfahren gegen ihn einleiten zu können. Bereits am 19. September mußte der Verfassungsausschuß - und sechs Tage später das Plenum - über die von Biermann verlangte Aufhebung der Immunität Reinefarths befinden. Die aus den Ferien aufgescheuchten Volksvertreter mußten sich wieder einmal mit der Tatsache auseinandersetzen, daß ihr Kollege Reinefarth seit Jahren beschuldigt wird, er habe bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands im August 1944 einige Hundert polnische Gefangene, darunter auch Frauen und Kinder, liquidieren lassen.


1961
Der Landtag hob 1961 Reinefarths Immunität als Abgeordneter auf; zwei Jahre später trat er als Bürgermeister von Westerland zurück.

Entstehung und Hintergründe zum Film
Ende der 50-Jahre geriet Reinefarth ins Visier der antifaschistischen Kampagnen der SED. In der DEFA-Dokumentation "Urlaub auf Sylt" klagten ihn die Filmemacher Annelie und Andrew Thorndike 1957 als einen der "übelsten Nazi-Kriegsverbrecher in der Bundesrepublik" an.

Urlaub auf Sylt
Ein grauer Volkswagen mit Münchner Kennzeichen und einem grellbunten Plakat "Süddeutsche Kulturfilm München -Augsburg" fährt im Mai des Jahres 1957 mehrere Tage lang kreuz und quer über die Nordsee-Insel Sylt. Die Insassen, zwei jüngere, modisch gekleidete Herren, hantierten eifrig mit ihren Filmkameras; sie waren offensichtlich bestrebt, die Schönheiten der Insel und des Modebades Westerland filmisch einzufangen. Die Urlauber spielten als Statisten freudig mit.
Als es schließlich nichts mehr zu filmen gab, ließen sich die Kameraleute beim Bürgermeister von Westerland, Heinz Reinefarth, melden. Ihm sollten die letzten Filmmeter gewidmet werden, sagten die beiden bayrischen Kulturfilmer, denn es runde ihren Film ab, wenn der Kinobesucher zum Schluß sehen könne, wer die Traditionen dieses reizenden Badestädtchens pflege.
Bürgermeister Reinefarth stellte sich daraufhin bereitwillig der Kamera und ließ sich in seinem Dienstzimmer und auf der Freitreppe vor dem Rathaus filmen. Willig befolgte er ebenso wie vorher die Badegäste jede Regieanweisung.



Später wird Bürgermeister Heinz Reinefarth wieder an den Besuch der beiden Kameraleute von der "Süddeutschen Kulturfilm München-Augsburg" erinnert. Er erfuhr, daß in den Lichtspielhäusern der Sowjetzone ein Film mit dem Titel "Urlaub auf Sylt" gezeigt wird, der außer einigen langweiligen Aufnahmen im Postkartenstil - das Kurhaus, planschende Badegäste, die Inselbahn - nichts anderes enthält als eine anklagende Darstellung der NS-Vergangenheit des Westerländer Bürgermeisters.

Er hieß "Sepp"
Heinz Reinefarth hat nämlich, ehe er zum Bürgermeister avancierte, nicht nur das Ritterkreuz mit Eichenlaub, sondern auch Uniform und Rangabzeichen eines SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Polizei getragen. Diese Tatsache schien der staatlichen sowjetzonalen Filmgesellschaft Defa der rechte Anlaß, einen Kurzfilm zu drehen, in dem am Beispiel Reinefarths demonstriert wird, daß "in Westdeutschland Militaristen und SS-Generale herrschen". Als Bürgermeister Reinefarth diesen Tatbestand von Freunden aus der Sowjetzone erfuhr, begann er umgehend nach den beiden Kameramännern zu fahnden, die ihn im Auftrag der "Süddeutschen Kulturfilm" photographiert hatten.
Das Münchner Gewerbeamt teilte ihm jedoch mit, eine "Süddeutsche Kulturfilm München-Augsburg" sei im Gewerbe-, im Handelsregister und in der Kartei der Industrie- und Handelskammer nicht eingetragen, die Firma sei nicht im Fernsprechbuch verzeichnet, außerdem sei sie in der Filmbranche unbekannt. Auch die Bemühungen des Bürgermeisters, in Westerland nachträglich etwas über die Kameraleute zu erfahren, blieben erfolglos.
Die Kulturfilmer hatten sich nicht polizeilich angemeldet und waren auch sonst darauf bedacht gewesen, ihre Namen zu verschweigen. Nicht einmal der Westerländer Veranstaltungsleiter Krukow, der die Kameraleute drei Tage lang begleitet hatte, wußte mehr zu sagen, als daß einer der beiden "Sepp" heiße, 26 Jahre alt und zweifellos ein echter Bayer gewesen sei.
Das alles läßt nach Reinefarths Auffassung nur einen Schluß zu: Die beiden Gäste vom Film müssen Kameramänner der Defa gewesen sein, deren Auftrag es war, den Bürgermeister und ehemaligen "Höheren SS- und Polizeiführer und Führer des SS-Oberabschnitts Warthe" Reinefarth unter dem Vorwand der Kulturfilmerei auf Zelluloid zu bannen. Seiner zivilen Arglosigkeit hat es Reinefarth zuzuschreiben, daß er jetzt in sowjetzonalen Kinos und im Fernsehen der sogenannten DDR als "Henker Tausender von Polen" und als "Mörder, der Karriere machte", vorgestellt wird.
Der 22 Minuten dauernde Reinefarth-Film war indes nicht das Ergebnis eines einmaligen Sonderauftrages, sondern nur der erste einer Serie ähnlicher "Filmdokumentationen", die von der Defa vorbereitet wurde.
Die Defa verfügte für diese Arbeit über beträchtliches Rohmaterial: über die Filmarchive, die 1945 in der Sowjetzone von der Roten Armee gefunden, beschlagnahmt und dann der "DDR"-Regierung zurückgegeben wurden. Es handelte sich um rund sechs Millionen Meter Wochenschau- und Dokumentaraufnahmen, darunter "geheime Kommandosachen" der obersten SS-Führung, Bestände des ehemaligen Reichsfilmarchivs und Material der Wehrmacht. Die Defa hatte diese Archivschätze zusammen mit einem 50köpfigen Defa-Arbeitsstab in jahrelanger Arbeit sortiert und archiviert sowie alte, fast unbrauchbare Aufnahmen mit Hilfe eines eigens dafür entwickelten Verfahrens restauriert. Die Kinobesucher in der Sowjetzone konnten einen ersten Dokumentarfilm, den die Defa aus diesem Material zusammengeklebt haben, 1955 (1956) sehen. Es war eine Darstellung der letzten fünfzig Jahre deutscher Geschichte unter dem Titel "Du und mancher Kamerad", eine Leinwand-Lektion in dialektisch materialistischer Geschichtsdeutung. Die Ostberliner Regierung honorierte diese Arbeit mit einem "National-Preis".
Gestützt auf das teilweise einmalige Archiv-Material und auf ihre Erfahrungen mit dem abendfüllenden Werk "Du und mancher Kamerad", fiel es nicht übermäßig schwer, den Film "Urlaub auf Sylt" zusammenzustellen. Die Beschaffung von Reinefarth-Bildern neueren Datums war das einzige Problem, das die Defa jedoch mit Hilfe der als Kulturfilmer getarnten Bayern elegant zu lösen verstand. "Urlaub auf Sylt" beginnt in der typischen Art: Die Kamera fährt durch die riesigen Defa-Filmlager, zur akustischen Untermalung dienen schlagwortartige Bruchstücke aus Kriegsberichter - Reportagen, die kreischende Stimme von Goebbels ("Wollt ihr den totalen Krieg?") und eine Originaltonaufnahme Freislers aus der 20. Juli-Verhandlung des "Volksgerichtshofes". Dann erscheinen die Bilder auf der Leinwand, die von den Defa-Leuten im Frühjahr 1957 auf Sylt aufgenommen wurden: Zuerst Badestrand, Kurleben und die Insellandschaft, dann Bürgermeister Reinefarth ab Schreibtisch und vor dem Rathaus. Es folgt eine Großaufnahme des Westerländer Ortsoberen, schließlich erstarrt dieses Bild und blendet langsam in ein Ritterkreuzphoto des SS-Gruppenführers Reinefarth über. Ein Sprecher kommentiert: "Besuch bei Herrn Reinefarth, dem Bürgermeister (von Westerland). Er versieht dieses Amt schon seit 1951, als er von der Christlich-Demokratischen Union und dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten gewählt wurde. Weitab von der großen Welt und unbeachtet von ihr versieht Herr Reinefarth sein Amt ... Aber wer Herrn Reinefarth kennt, weiß, der Bürgermeister von Westerland ist zu Unrecht unbeachtet von der Welt, denn nicht immer war Herr Reinefarth Bürgermeister. Fast zwei Jahrzehnte seines Lebens - bis zum 8. Mai 1945 - war er die SS-Nummer 56 634." Dann erscheinen Photos von Judendeportationen, Galgen mit Gehenkten und immer wieder Erschießungen. Ein Bild zeigt einen SS-Mann, der einem Polen die Pistole ins Genick hält, auf einem anderen ist eine Reihe Erschossener zu sehen; im Vordergrund liegt ein junges Paar, das sich im Tode umschlossen hält. Dazwischen sind Wochenschauaufnahmen vom Abtransport polnischer Zivilisten eingeblendet.
Dann folgen Szenen von der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im Jahre 1944. Sie sind das Kernstück des Defa -Films: Die "Filmdokumentation" stellt Reinefarth als "Henker von Warschau" dar, weil er, wie eingeblendete Photokopien ausweisen, zu jener Zeit "Führer des SS-Oberabschnitts Warthe" war und "die Gesamtführung der in Warschau eingesetzten SS-Verbände" innehatte.
Obwohl zahlreiche Randbemerkungen des Film-Sprechers durch photokopierte Dokumente wie auch durch schriftliche Befehle untermauert wurden, die von Reinefarth unterzeichnet waren, stellte der Kommentar doch nur eine sehr pauschale Beziehung zwischen den Erschießungs- und Deportationsbildern und dem höheren SS-Führer Reinefarth her.
Bürgermeister Reinefarth bestritt entschieden, das gewesen zu sein, was die Defa "Henker von Warschau" nennt. Er behauptete zu seiner Entlastung, die Defa hätte, indem sie alles, was nicht in ihren Streifen gepaßt habe, einfach weggelassen, ein geklittertes Bild der Reinefarth -Geschichte zusammengeflickt. Seine Entnazifizierungs-Verhandlung vor dem Spruchkammer-Hauptausschuß beispielsweise, meinte der Bürgermeister, sei in dem Film überhaupt nicht erwähnt. Vor der Spruchkammer aber sei er "von der Schuld an jeglichem Verbrechen" freigesprochen worden.

Besonders verärgert war Bürgermeister Reinefarth über die Schlußszene von "Urlaub auf Sylt". Sie zeigt ihn, wie er von der Rathaustreppe aus einem Besucher mit weit ausholender Geste die Insel zeigt. Dabei sucht der Text des Kommentars die Assoziation Feldherrngeste - Bürgermeister - Kommandostelle durch das Fazit zu beschwören: "Die alten Nazis sitzen wieder auf den Kommandostellen."

1967
Nach 1967 ging mit einer Generals-Rente in die Pension und lebte noch als niedergelassener Rechtsanwalt 15 Jahre lang unbehelligt in seinem Friesenhaus, bis zu seinem Tode. Die Ausübung des öffentlichen Amts eines Notars war ihm von den Behörden nicht zugestanden worden. Das Haus gehört nun seinen Kindern, die sich zu ihrem Vater – dem "Henker von Warschau" – nicht äußern wollen.
Für die selbsternannte Interessenvertretung der Kriegsverlierer, die ab 1952 unter dem Namen "Gesamtdeutscher Block / Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (GB/BHE) firmierte, war er auch im Landesverband von Schleswig-Holstein aktiv.


Wie konnte dieser Kriegsverbrecher in der neuen demokratisch legitimierten Bundesrepublik zum Bürgermeister gewählt werden? Sein Rathaus von einst steht noch immer. Ein repräsentativer historischer Bau, der auch als Kurhaus dient. Aber dort will seine späte Nachfolgerin im Amt, Petra Reiber (parteilos), nicht über die Angelegenheit Reinefarth sprechen: "Leider kann ich Ihnen über die Amtszeit von Heinz Reinefarth nichts sagen", ist ihre Antwort.


Professor Dr. Hans Thieme (Freiburger Jurist, und seinerzeit Adjutant des später verstorbenen Kommandeurs einer Artillerie-Abteilung), erinnerte sich:
Reinefarth habe zugesehen, als polnische Zivilisten "in einer endlosen Kolonne" von deutschen Polizisten aus der Stadt getrieben wurden.
Thieme: "Es war ein Bild des Jammers, bei dem uns die Tränen kamen. Herr Reinefarth aber äußerte zu meinem Kommandeur: ,Sehen Sie, das ist unser Problem: So viel Munition haben wir gar nicht, um die alle umzulegen.'" Reinefarth stellte nach Veröffentlichung des Leserbriefs gegen Thieme Strafanzeige wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung. Es kam zwar nicht zu einer Verurteilung von Thieme, aber seine - Reinefarth belastende - Mitteilung reichte dem Oberstaatsanwalt Biermann auch nicht aus, gegen den Modebad-Stadtvater Anklage zu erheben.

Die Stadt widmete Reinefarth einen Nachruf, in dem sie hervorhob:
"Sein erfolgreiches Wirken für die Stadt Westerland wird unvergessen bleiben."

Dies ist kein Einzelfall, sondern der Normalfall in Deutschland nach 1945.