Leutnant

* 12.11.1919 Hattingen/Ruhr nach 1945 Bauunternehmer in Greven

Er diente 1944 in der Wehrmacht als Angehöriger der Stabskompanie der Schweren Heeres-Panzerjägerabteilung 525, und zwar im Rang eines Leutnants.

Die Schwere Heeres-Panzerjägerabteilung 525 (entspricht einem Bataillon) ging aus der 1940 als Spezialeinheit für den Kampf gegen Panzer aufgestellten Panzerjäger-Abteilung 525 hervor. Sie wurde im Vernichtungskrieg in der ehemaligen Sowjetunion eingesetzt. Die Abteilung bestand 1944/45 aus der Stabskompanie und drei operativen Kompanien. Mit dem Fall Achse, also dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten und der anschließenden Besetzung Italiens durch die Wehrmacht, kam die Truppe im September 1943 nach Italien und nahm dort an Rückzugskämpfen in Anzio-Nettuno, Monte Cassino, Florenz und Pisa teil.
Ende Juni, Anfang Juli 1944 wurde sie in der Umgebung von Forlì (südlich von Ravenna in der Emilia Romagna) einquartiert. Dort blieb sie bis Oktober 1944, um nach Ravenna verlegt zu werden. Die Abteilung blieb bis zur Befreiung Italiens im April 1945 in Italien.
Die Deutschen hatten die Kinderklinik von Forlì geräumt und in ein Gefängnis umgewandelt. Dort wurden Menschen aus unterschiedlichsten Gründen inhaftiert, nicht nur, weil sie als Partisanen galten. Wie unter deutscher Besatzung nicht nur in Italien üblich, betrachteten die Deutschen die Inhaftierten als Geiseln, die nach Angriffen von Partisanen als Vergeltungsmaßnahme hingerichtet werden konnten.

Kriegsverbrechen in Italien

Leutnant Nordhorn wurde in La Spezia verurteilt, weil er für die Ermordung von insgesamt zehn Menschen in den Dörfern Branzolino und San Tomè (nördlich von Forlì) verantwortlich ist.
Er kommandierte damals einen Pionierzug mit rund 30 Soldaten. In der Nacht vom 27. auf den 28. August 1944 wurde ein deutscher Soldat bei Branzolino durch eine Sprengsatz verletzt, wofür vermutlich Partisanen verantwortlich waren. Am Tag danach wurden vier Männer aus dem Gefängnis Forlì geholt, zum Ort der Tat gebracht und gehenkt.

Die Ermordeten waren:
Ivo Gamberini * 16 Jul 1911 in Forlìmpopoli
Secondo Cervetti * 07. Dezember 1907 in Forlì
Ferdinando Dell’Amore * 31 Mai 1906 in Forlì
Giovanni Golfarelli * 23 Juni 1911 in Forlì

Sie waren am 02. August 1944 von der faschistischen Miliz verhaftet, gefoltert und dann in das Gefängnis eingeliefert worden. Die Bevölkerung von Branzolino musste bei der Hinrichtung zusehen, einige Männer mussten sogar bei der Erhängung helfen.
Ein deutscher Soldat, möglicherweise Nordhorn, der die Exekution leitete, verkündete, diesmal seien die Geiseln noch aus dem Gefängnis Forlì geholt worden, beim nächsten Mal aber würden sie aus der Bevölkerung ausgewählt. Die Hinrichtung diente der Abschreckung und Einschüchterung, um die Bevölkerung von der Unterstützung der Partisanen abzuhalten.

Das zweite Verbrechen, für das Nordhorn verurteilt wurde, fand in San Tomè statt. In der Nacht vom 08. auf den 09. September 1944 wurde in der Nähe des Örtchens ein deutscher Soldat durch eine Mine verwundet. Am Nachmittag des folgenden Tages führten Soldaten von Nordhorns Abteilung gemeinsam mit italienische Faschisten, der Brigate Nera, eine Razzia in San Tomè durch.
Etwa 200 Einwohner mussten sich versammeln und gegen 17.30 Uhr der Erhängung zusehen, die am Ort der Minenexplosion stattfand.

Hingerichtet wurden:
Emilio Zamorani * 20 September 1890 in Ferrara
Massimo Zamorani * 22 April 1919 in Ferrara
Michele Mosconi * 11. September 1905 in Civitella di Romagna
Celso Foietta * 14 April 1907 in Santa Sofia
Antonio Gori (Natale) * 22 Dezember 1918 in Teodorano (heute Meldola)
Antonio Zaccarelli * 02 Oktober 1924 in Teodorano (heute Meldola)

Emilio und Massimo Zamorani, Vater und Sohn, waren Juden. Sie waren am 28. August 1944 in Villa Vezzano von 12 Männern der Brigata Nera verhaftet worden. Die Gattin von Emilio war katholisch und die Faschisten drohten, die gesamte Familie ins KZ zu bringen. Mosconi und Foietta waren am 26. August 1944 von italienischen Faschisten verhaftet worden. Von den Ermordeten war lediglich Zaccarelli ein Partisan.

Nach der Hinrichtung wurden 28 Personen aus der Menge von den Deutschen mitgenommen und zur Zwangsarbeit in Italien gezwungen oder nach Deutschland deportiert. Am 11. September zwangen die Deutschen einige Bewohner des Dorfes, die Leichen, die zur Abschreckung hängen gelassen worden waren, abzunehmen und sie auf dem Gemeindefriedhof zu bestatten.

Nach 1945
Nordhorn Heinrich machte nach dem Krieg eine Karriere als Bauunternehmer und Politiker. Seit 1955 baute er in Greven ein Bauunternehmen auf. Man sagt in Greven, er habe halb Greven nach dem Krieg wieder aufgebaut. Außer öffentlichen Gebäuden plante und baute Nordhorn auch Mietwohnungen, von denen er etwa 250 besitzt, die meisten davon in Greven.
Das Hoch- und Tiefbauunternehmen befindet sich mitten in Greven in der Martinistrasse 30.

Dem Bauen gilt die lebenslange Leidenschaft des Jubilars, lobhudelte die Grevener Lokalzeitung anlässlich Nordhorns 85. Geburtstages, und weiter
Mindestens ebenso leidenschaftlich frönt er der Jagd. Ein weiteres Markenzeichen des hoch angesehenen Kriegsverbrechers sei es, sich einzumischen. Weil der leidenschaftliche Jäger Nordhorn seine Passion zur Einmischung und seine Geschäfte außerdem als Mitglied des Kreistags förderte, gratulierte ihm sogar der Münsteraner Bürgermeister Tillmann. Seine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Münster/Osnabrück hat seinen Geschäften als Bauunternehmer vermutlich ebenfalls nicht geschadet.

Am 03. November 2006 verurteilte das Militärgericht im italienischen La Spezia den Grevener Bauunternehmer Heinrich Nordhorn zu lebenslanger Haft und Schadensersatzzahlungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Gegen ihn wurde wegen der Ermordung von 10 Zivilisten und Gefangenen in Italien verhandelt, die er als Offizier der Wehrmacht zu verantworten hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft Dortmund führt inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann und prüft, ob auch in der Bundesrepublik eine Anklage wegen Mordes gegen Nordhorn erhoben werden kann. Derweil genießt Nordhorn weiterhin seinen Lebensabend im Münsterland.