Das Lied von Rumbula

Dicht vor den Augen des Waldes geh ich,
Die Wimpern der Kiefern streifen die Schulter.
Es seufzt ein weicher Erdhöcker unter dem Schritt
Dies sind die einzigen Geräusche,
Und ich bleibe stehen,
Daß kein einziges mehr bleibt.
Und kann den Damm nicht mehr Halten,
Den der Blick gebrochen.

Schreierfüllter Wald,
Schreierfüllter Wald.
Es schreien die auf den Kiefernstämmen erstarrten Schauer
Die vor Entsetzen rauh gewordene Borke.
Es schreien die über den lebendig Begrabenen aufgehäuften Hügel
Die noch bis zum Morgengrauen sich regenden Erdhöcker.

Mein Puls hämmert
Und diesen Wald zu schlagen

im Namen der Birken, die übermorgen wachsen,
im Namen der Kinder, die übermorgen kommen,
im Namen der Lippen, die nicht schreien wollen,
im Namen der Namen, die nicht sterben wollen.

Und dem Wald ins Angesicht
Schreie ich es selber nun:
So einen Wald wie dich darf es heute nicht geben!
Wie ein grüner Krater umschließt mich der Wald,
Eine grüne, zornige Stimme Durchfährt mich wie ein Stromschlag

Du sollst nicht vor meinen Augen Promenieren!
Du sollst dich nicht an meinen Wimpern Ergötzen!
Du sollst dich nicht mit meinen Höckern Begnügen!
Damit nicht alle Wälder der Erde so sind wie ich,
Stehe ich hier in Rumbula als ein Schrei,
Ein grünlicher Krater des Grauens zwischen den Feldern.

Ein jeder, der in mich einen Fuß gesetzt
Wird zu meiner Zunge,
Meiner Flamme.
Sei in mir gewesen – Und schrei!


Ojars Vacietis