Erholungsheim für Bedienstete der T4

Übersicht

Haus Schoberstein, Erholungsheim für Bedienstete der T4

Österreich, Bundesland Oberösterreich, Bezirk Vöcklabruck

1940 beschlagnahmt

Dieses Haus wurde hauptsächlich als Erholungseinrichtung für T4-Männer genutzt. Manchmal erhielten die Männer der Aktion Reinhard die Erlaubnis, sich dort von ihrer mörderischen Arbeit in den Vernichtungslagern in Polen zu erholen.
"Haus Schoberstein" war Treffpunkt des Personals von Belzec, Sobibor und Treblinka. Hier trafen sie andere T4-Männer, die noch in Deutschland für T4 tätig waren. Zusammen mit ihren Frauen oder Freundinnen verbrachten die Mörder ihren Urlaub inmitten der schönen österreichischen Berge während ihre Kameraden in Polen weiter ihrer blutigen Tätigkeit nachkamen.

Das Haus diente nicht nur als Erholungsheim. Als die alliierten Flugzeuge Berlin bombardierten, wurde 1944 die T4-Zentrale vorsorglich nach Weissenbach verlegt. Am 11. Oktober 1944 wurde die Zentrale nach Hartheim verlegt. So änderte sich die Funktion des Hauses vom Erholungsheim zur T4-Zentrale mit Archiv.

Villa Roth (Ischlerstr. 1 B)
auch Villa Aegidi, auf einer Anhöhe hinter dem Hotel Post
1878 von Konrad Aegidi erbaut. Er war aus Wien, nach andernen Quellen aber aus Hamburg. Nach dem Ersten Weltkrieg hießen die Besitzer Marcel und Andre Roth; später arisiert, in der NS-Zeit „Villa Schoberstein“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Villa zum Hotel Post in Weißenbach

In der Zeit zwischen den Weltkriegen kam es mehrfach zu Besitzerwechsel, schließlich erwarb die "Gutswirtschaft Weißenbach Josef Pollak" das Hotel sowie weitere Liegenschaften wie die Villa Roth (vormals Aegidi), den Maierhof und das Gebiet des heutigen Europacamps.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen amerikanische Offziere ins Hotel. Ein bemerkenswerter Vorfall ereignete sich 1945. Ein Felssturz vom Schoberstein bei der Villa Roth (auch Villa Ägidi genannt) zertrümmerte einen US Panzerwagen. Es hieß, die US-Offiziere verließen sofort das Hotel Post, da anfangs nicht klar war, ob es sich um Sabotage handle. Sie kehrten aber bald zurück.“
Einige Jahre nach dem Krieg erhielten Pollaks Kinder Gertrude von Webern und Dr. Ludwig Schrenzel ihren Besitz zurück.
1954 kaufte die Nationalbank des Hotel „mit 70.000 Quadratmeter großem Grundstück sowie einem dazugehörigen Wald und Park direkt am Südende des Attersees“ von der Erbin Pollaks. Sie kaufte die „Tafern zu Weißenbach samt dazugehörigen Gründen, Fischerei, Urfahr, Kalköfen und Fischwasser am Steinbach.“ Das alte Gebäude wurde bis zum Erdboden niedergerissen und neu aufgebaut

SA-Standartenführer
Adolf Gustav Kaufmann (Gustl Kaufmann)
Zeitweise war Kaufmann Leiter des Hauses „Schoberstein“, eines T4-Erholungsheimes in Weißenbach am Attersee.
Nach dem Krieg arbeitete Kaufmann als Kontrolleur bei BMW und als Vertreter für Laboreinrichtungen. Erst am 21. Juli 1965 wurde er verhaftet. Der Prozess gegen ihn sowie gegen Dietrich Allers, den ehemaligen Geschäftsführer der Zentraldienststelle-T4 und Reinhold Vorberg, den Leiter der „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH“ begann am 25. April 1967. Zwei Monate später, am 29. Juni 1967, dem 18. Verhandlungstag, wurde das Verfahren gegen Kaufmann aus gesundheitlichen Gründen vorläufig eingestellt, nachdem er am 25. Juni 1967 einen Herzinfarkt erlitten hatte. Zwei Gutachten vom 9. Juli 1968 und 8. September 1969 erklärten ihn schließlich endgültig für verhandlungsunfähig.
Gustav Adolf Kaufmann starb am 20. August 1974 in Freising.

Verlegung Tiergartenstraße 4
Im Sommer 1943 wurde das Haus Tiergartenstraße 4, Sitz der Zentraldienststelle in Berlin, durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. Etliche Büros wurden daraufhin in einer im Garten aufgestellten Baracke untergebracht. Wenig später entschloss sich die Leitung der Zentraldienststelle zu einer teilweisen örtlichen Verlagerung des Betriebes, und zwar nach Schloss Hartheim bzw Haus Schoberstein in Weissenbach am Attersee. Dem „Geschäftsverteilungsplan für die Zentraldienststelle und die Anstalt ́C ́, gültig ab 8. August 1943“ zufolge wurden in die „Dienststelle Attersee“ die Verwaltung der Personalakten, die Hauptabteilung I (medizinische Hauptabteilung) unter der Leitung von Paul Nitsche mit den Bereichen „Erfassung, Begutachtung, Oberbegutachtung, Auswertung (Archiv, Propaganda), Forschung (Görden, Heidelberg, Wiesloch) und Medizinalwesen (inklusive Desinfektionen)“ verlegt, sowie die technische Bearbeitungder Gutachten, die Kontrolle und die Z-Kartei. Anstalt „C“ war der interne Code für die Tötungsanstalt Hartheim; in der sogenannten „ZKartei“ der Zentraldienststelle waren alle jene PatientInnen von Heil-und Pflegeanstalten verzeichnet, die als „ungeklärte Fälle“ bei einer Wiederaufnahme der „Aktion“ nochmals überprüft werden sollten. Die Auflistung zeigt, dass nahezu alle Arbeitsbereiche der Zentraldienststelle, die auf die Euthanasiemorde, die zentralen Forschungsprojekte und zukünftige Planungen Bezug nahmen, aus Berlin ausgelagert wurden.
Außerdem waren die Personalakten der T4-MitarbeiterInnen nach Weißenbach gebracht worden, sodass die Lösung der Dienstverhältnisse, die im Herbst 1944 begann, auch von hier aus durchgeführt wurde