Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen

Bezeichnung
Marmor

Gebiet
Österreich, Bundesland Steiermark, Bezirk Graz-Umgebung

Die Marktgemeinde Peggau liegt ca. 15 km nördlich der Landeshauptstadt Graz.

Eröffnung
17.08.1944 im Ortsteil Hinterberg der Gemeinde Peggau, auf dem Grund des schon Jahre zuvor beschlagnahmten Chorherrenstiftes Vorau. Dazu wurde auch eigens die Straße, die am Lager vorbei in Richtung Semriach führte verlegt.

Lager
das Lager bestand aus zehn Holzbaracken.
Das Lagergelände war durch einen drei Meter hohen elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun gesichert und an den Ecken von vier Wachtürmen flankiert.

Geschlecht
Männer

Belegung
etwa 700 Häftlinge
Höchststand 885 Häftlinge
Die meisten Häftlinge waren Russen, einige Polen und ein paar wenige stammten aus
Frankreich, Italien und Jugoslawien.

Einsatz der Häftlinge bei
DESt; Florians AG; Steyr-Daimler-Puch AG; Werk II Thondorf

Arbeitseinsatz
Etwa zwei Kilometer vom Lagergelände entfernt, gut geschützt vor den Blicken der Zivilbevölkerung befanden sich die Stollen, in denen die Häftlinge arbeiten mussten. Um zu den neun Höhlen zu gelangen mussten die Häftlinge den Weg entlang des Baches durch den Ort zurücklegen

Art der Arbeit
Herstellung von Flugzeug-, LKW- Panzerteile und Ausbau der Stollen

Schließung
am 07.04.1945 Evakuierung nach Mauthausen (820 Häftlinge)
Fünfzehn marschunfähige Häftlinge wurden vor dem Abmarsch nach Bruck a. d. Mur in einem Stollen erschossen. Dieser liegt, heute durch die Straße, welche nach Semriach führt, vom Bereich des ehemaligen Lagergeländes getrennt, in unmittelbarer Nähe zum damaligen Standort der Baracken.
am 14.04.1945 wird das Außenlager noch mit 2 Häftlingen erwähnt

Der erste Transport von 400 Häftlingen kam am 17. August 1944 aus dem Hauptlager Mauthausen. Weitere Transporte aus Mauthausen und dem Außenlager Leibnitz-Graz folgten, und die Häftlingszahl erhöhte sich bald auf 700-800. Die Häftlinge waren ihrer Nationalität nach zum größten Teil Polen, Sowjetbürger, Franzosen, Italiener und Jugoslawien.
Insgesamt wurden in Peggau 9 Stollenanlagen mit insgesamt 9400 m2 Fläche in den Berg getrieben. Die Arbeit erfolgte in Tag- und Nachtschichten zu je 12 Stunden.
Das insgesamt 20 Baracken umfassende Lager befand sich in ca. einem Kilometer Entfernung von den Stollenanlagen auf einem enteigneten Grundstück des Stifts Vorau. Die Bewachung erfolgte unter anderem durch 15 Angehörige der Schutzpolizei und rund 80 ukrainische Polizisten. Lagerkommandant war der in einem Militärprozess in Dachau im Jahr 1947 zum Tod verurteilte Fritz Miroff. Der Kommandant der Wachmannschaften, der Revier-Leutnant der Schutzpolizei Franz Weber, wurde nach Kriegsende in einem Volksgerichtsprozess in Graz zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.
Es existieren Berichte von einer Vielzahl vorsätzlicher Tötungen und schwerster Misshandlungen durch die Lagerwachen in Peggau. Eine genaue Zahl der Toten des Lagers lässt sich jedoch nicht rekonstruieren. Die Leichen der Toten wurden bis Ende 1944 im Krematorium in Graz eingeäschert. Danach wurden in der Nähe des Lagers Massengräber angelegt.
Vor Auflösung des Lagers wurden aus dem Außenkommando Eisenerz am 14. März neun Häftlinge nach Peggau überstellt. Die endgültige Liquidierung des Lagers Peggau erfolgte am 2. April 1945. Vor dem Abmarsch der Häftlingskolonnen wurden noch mindestens 15 marschunfähige Häftlinge in den Stollen ermordet. Die restlichen Häftlinge wurden in Fußmärschen nach Bruck getrieben und von dort in offenen Güterwaggons nach Mauthausen transportiert. Mehr als 20 Häftlinge kamen auf diesem Evakuierungstransport ums Leben. Laut AMM B/60/11 trafen am 7. April 1945 820 Häftlinge aus Peggau in Mauthausen ein.
138 Leichen wurden nach Kriegsende aus dem Massengrab in der Nähe des Lagergeländes exhumiert und in ihre Heimatländer überstellt. 82 Tote blieben in einem gemeinsamen Massengrab in der Nähe des ehemaligen Lagers beerdigt.

Die genaue Anzahl der Toten lässt sich nicht mehr erruieren, da diese bis Ende 1944 im Krematorium in Graz eingeäschert und dannach in Massengräbern beigesetzt wurden. Von den bekannten Massegräbern wurden 138 Leichen exhumiert und in ihre Heimatländer überstellt, 82 namenlose Opfer verblieben in der Nähe des ehemaligen Lagers beerdigt. Mittlerweile konnten davon 44 Opfer durch umfangreiche Nachforschungen im Landesarchiv, im Archiv des gerichtsmedizinischen Instituts Graz sowie im Archiv der Gedenkstätte Mauthausen identifizieren werden.

Date: 470804
Case Number: 000-Mauthausen-20 (US vs. Eugen Hermann Noky)
Crime Category: War Crimes, NS-Crimes in Detainment Centers
Accused:
Noky, Eugen Hermann – Death Sentence
Court: General Military Government Court at Dachau, Germany 470424
Country where the crime had been committed: Austria
Crime Location: KL Peggau (Satellite camp of KL Mauthausen)
Crime Date: 450402/03
Victim: Prisoners
Nationality: Russian and Polish
Agency: Detainment Center Staff KL Peggau
Subject of the proceeding: Shooting of four sick inmates, who were unfit to join the evacuation transport from KL Peggau before the advance of the Russian armies. Shooting of a ‘completely insane’ Polish inmate – the ‘Millionendieb’ – in response to pleas from the Capos and the camp eldest

24.12.1944

Ein Fluchtversuch von einigen Russen in der Nacht
des 24.12.1944 blieb erfolglos, die Häftlinge wurden bereits am nächsten Tag gefasst

nach 1945

Die Baracken, welche sich nach Kriegsende auf dem Grund der rechtmäßigen Besitzer – der Vorauer Chorherren – befanden, wurden nur zum Teil abgerissen. Eine Barackenzeile blieb bestehen und wurde nachgenutzt. Sie wurde 1956 von einer jungen Familie bezogen. 1960 wurden die Überreste der abgerissenen Baracken, sowie auch die letzte Baracke entfernt. Heute sind keine sichtbaren Spuren des ehemaligen Lagergeländes mehr vorhanden, der Bereich wird
heute landwirtschaftlich genutzt. An das Lager erinnert ein Denkmal am unmittelbar nach
Kriegsende angelegten Massengrab der ermordeten Häftlinge, das am 01.11.1955 im Rahmen einer Gedenkfeier eingeweiht wurde und im Volksmund „Judenfriedhof“ genannt wird.