Judenhaus
Übersicht
Gütersloh
Deutschland, Bundesland Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, Kreis Gütersloh
Judenhäuser
Opfer
An dieser Stelle befand sich das Wohnhaus des jüdischen Fabrikanten Nathan (Karl) Steinberg aus Rheda, der mit seinem Bruder Josef an der Mauerstraße 13 eine Rosshaarspinnerei betrieb. Am 9. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten die 1922 bezogene Wohnung. Karl Steinberg und seiner Frau Paula gelang 1939 die Auswanderung über Kuba in die USA. Die Tochter Gerda, später verheiratete Marx, war bereits nach Hannover gezogen und konnte ebenfalls in die USA emigrieren.
1940 wurde das Wohnhaus in eines der beiden Gütersloher Juden- oder Ghettohäuser umfunktioniert.
Opfer
Selma Katz, geb. Hamlet
Kaufmann Max Katz wurde am 8. Juni 1878 als Sohn des Händlers David Katz und Sophie, geb. Mendel, in Meppen geboren. 1903 zog er von Köln nach Minden, wo er Selma Hamlet (geb. 1885) aus Schötmar (Lippe) heiratete. 1917 kam die Familie nach Gütersloh, wo Max Katz von 1923 bis 1932 im Haus Feldstraße 15, anschließend an der Hohenzollernstraße 1 eine Großhandlung für Polsterwarenbetrieb. Im November 1938 wurde Max Katz für eine Woche in Buchenwald inhaftiert. 1939 mußte er mit seiner Frau in das frei gewordene Haus an der Bismarckstraße 16 umziehen. Ende März 1942 wurde das Ehepaar Katz ins Ghetto nach Warschau transportiert.
1950 wurde Max Katz durch Beschluss des Amtsgerichts Gütersloh für tot erklärt.
Opfer
Die Ehefrau von Julius Daltrop, Jenny geb. Buchheim, wohnte von 1937 bis 1940 im Haus Vogt, Emilienstraße 4, das Ehepaar hatte keine Kinder. 1940 musste sie in das Ghettohaus Bismarckstraße 16 umziehen. Von dort erfolgte 1942 der Abtransport
nach Bielefeld, anschließend in das Konzentrationslager Riga. Sie gilt als „vermisst im Osten“.
Opfer
Paula geb. Löwenstein war seit 1908 mit Bernhard Daltrop verheiratet. Sie hatten drei Kinder: Max (starb als Kind), Lotte (geb. 1910) und Herbert (geb. 1913). Nach dem Novemberpogrom 1938 zog sie zu ihrer Schwägerin Jenny in das Haus Emilienstraße 4. Nach der erzwungenen Umsiedlung in das ‚Judenhaus’ Bismarckstraße 16 im Mai 1941 wurde sie mit der Schwägerin am 8. Juli 1942 der Gestapo in Bielefeld überstellt und einen Tag später über Berlin nach in das KZ Riga deportiert. Im März 1957 wurde sie auf Beschluß des Amtsgerichts Gütersloh für tot erklärt.
Opfer
Klara Herzberg, geb. Levi
geb. 22. Juni 1886 in Lünen
1910 heiratete sie den Fleischermeister Salomon Herzberg (1879-1931) aus Gütersloh, der an der Königstraße 12 eine Metzgerei betrieb und 15 Jahre lang Obermeister der Fleischerinnung war. 1938 musste das Geschäft schließen. Sie hatten drei Kinder: Kurt, Werner und Anne Lore (1921-1935). Der Sohn Werner emigrierte in die USA, der älteste Sohn Kurt (1911-1996) wanderte nach Palästina aus und lebte seit 1956 in Köln. Nach seiner Namensänderung in Jehuda Barlev verfasste er mehrere Veröffentlichungen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Gütersloh. In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde die Einrichtung des Hauses zerstört, in dem sich ein von Verwandten betriebenes Eisen- und Haushaltswarengeschäft befand. Klara Herzberg zog in das Haus Steinberg an der Bismarckstraße 16, das nach dem Auszug der Eigentümer zu einem der beiden
Judenhäuser umfunktioniert wurde.
Mit ihren Verwandten, Bernhard und Hannchen Levy, erfolgte im Dezember 1941 der Abtransport in das „Reichsjudenghetto“ nach Riga-Jungfernhof, wo sie Ende 1943 umkam. Das Haus wurde 1945 durch Bomben zerstört und das Grundstück 1949 neu
bebaut.