Provinzialheilanstalt Aplerbeck

Bezeichnung:
Heil- und Pflegeanstalt Dortmund-Aplerbeck (Euthanasie-Verbrechen)

Gebiet
Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreisfreie Stadt Dortmund

Eröffnung

Schließung

Opfergruppe

Transportliste vom 01. Juli 1941
Transportliste vom 24. Juli 1941

Geschlecht
Kinder, Frauen und Männer

Die Opfer (
Namensliste)

Zahl der Opfer
belegt ist, dass von 452 zwischen Oktober 1941 und Mai 1945 nach Aplerbeck gelangten Kindern im Alter bis zu 15 Jahren die Hälfte starb.

Die Täter
Stolze Heinrich Dr. Gutachter
Wernicke Fritz Dr. Anstaltsdirektor
Niebel Theo Dr. Stellvertreter Anstaltsdirektor (bekannt als Alkoholiker, leitet die Kinderfachabteilung und das Morden)

Rechtsgrundlage
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses

Bemerkungen
In Dortmund wird Dr. Paul Pohlmann im April 1935 zum Mitglied des Erbgesundheitsgerichts bestellt. Auch in der Aplerbecker Heilanstalt beginnt die systematische Sterilisation von psychisch Kranken. Im Laufe der folgenden Jahre werden etwa die Hälfte der Aplerbecker Patienten für sterilisationswürdig erklärt. In der Stadt Dortmund werden 3500 Erbkranke sterilisiert. Die Eingriffe an Männern werden überwiegend hier im Hause überwiegend, die an Frauen in den Städtischen Kliniken Dortmund durchgeführt.

Am 01.11.1941 beginnt die Kinderfachabteilung in Aplerbeck ihre Arbeit. Als in Niedermarsberg die Öffentlichkeit von den Kindestötung in der dort angesiedelten Abteilung erfährt, wird diese Abteilung kurzerhand nach Aplerbeck verlegt. Paul Pohlmann verweigert seine Zusammenarbeit, kann die Tötung von Kindern offensichtlich nicht mit seiner christlichen Weltanschauung vereinbaren. Er lässt sich umgehend und vorzeitig pensionieren, bleibt jedoch Arzt in der Anstalt. An seine Stelle tritt Dr. Fritz Wernicke, der ab Frühjahr 1940 sein Tötungshandwerk als Direktor in der polnischen Anstalt Gostynin erlernt hatte. Gemeinsam mit seinem Oberarzt Dr. Theo Niebel ist er für die Tötung von 229 Kindern in Aplerbeck verantwortlich.

Es wurden ca. 340 Zwangssterilisationen durchgeführt.
Noch grausamer ist das Schicksal der Euthanasieopfer.
Am 01. Juli 1941 wurden 95 Patienten zuerst nach Herborn transportiert, dann nach Hadamar verlegt und innerhalb weniger Tage dort getötet.
Eine zweite Deportation von 77 Kranken wurde am 24. Juli 1941 von Aplerbeck nach Eichberg durchgeführt.
Vor dem Weitertransport nach Hadamar wurde ein vorübergehender Euthanasiestop ausgesprochen. Dieser geht auf die im Juli und August gehaltenen Predigten des münsterschen Bischofs und Kardinals Clemens August Graf von Galen zurück. Dies verschonte nur vorübergehend das Leben der Kranken.

Die meisten starben in den folgenden Jahren an Hunger und Krankheit. (Reichsweit kam es ähnlich wie übrigens schon im Ersten Weltkrieg zu einem massenhaften Hungersterben hinter Anstaltsmauern, zumal Nahrungsentzug kombiniert mit Medikamenten jetzt in einigen Regionen und Kliniken gleichzeitig auch als eine mehr indirekte Tötungsstrategie eingesetzt wurde. Insgesamt fielen der Mangelversorgung, der Unterernährung und dem Medikamentenmord schließlich mit rund 96.000 Menschen mehr psychisch Kranke zum Opfer als der Gasmord-Aktion T4. Nur zwei der zuvor deportierten Patienten überlebten den Krieg. In der 1941 von Marsberg nach Aplerbeck verlegten Kinderfachabteilung wurden außerdem 229 Kinder getötet.

Die Ärzte, müssen nach 1945 nicht büßen. Der Gutachter Dr. Stolze wird in einem Prozess freigesprochen. Obwohl er erwiesenermaßen an der Verlegung von Kranken in die Tötungsanstalten beteiligt war, geht man von einer Unschuldsvermutung aus. Er sei sich zum Zeitpunkt des Verbrechens nicht über die Unrechtmäßigkeit seines Tuns im Klaren gewesen. Ein Persilschein, mit dem sich in der Nachkriegszeit zahlreiche Ärzte reinwaschen konnten. Dr. Niebel und Dr. Wernicke, die in Dortmund-Aplerbeck für die Kindermorde verantwortlich waren, praktizieren unbehelligt weiter. Dr. Niebel bleibt einer der verantwortlichen Ärzte in der Anstalt Dortmund-Aplerbeck.

Heute erinnert ein Mahnmal, geschaffen von der Dortmunder Künstlerin Antje Kietzmann, im Park der Klinik an die Opfer.

Quellen
LWL-Klinik Dortmund
Archiv T4
Polnisches Staatsarchiv


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