Zwangsarbeitslager/Kommando
Zwangsarbeitslager/Kommando Herz-Jesu-Einrichtungen
Dernbach
Deutschland, Bundesland Rheinland-Pfalz, Landkreis Westerwaldkreis, Verbandsgemeinde Wirges
Während des Zweiten Weltkriegs lebten und arbeiteten 20 Polen bzw. Ostarbeiter und ein Franzose in den Einrichtungen der Dernbacher Schwestern. Sie waren im Kloster Maria Hilf, im St. Josephshaus und im Herz-Jesu-Krankenhaus untergebracht. Der Pole Martin K. (*1910 in Przcima) ist im April 1940 als erster Zivilarbeiter in Dernbach eingesetzt worden, er arbeitete hier bis zum November 1944, Johann L. von Februar bis November 1941, Jan und Pavel B. kamen lt. Lohnkarten wenigstens von April bis Dezember 1942 nach Dernbach. Mehr ist von ihnen nicht bekannt. Im Dezember 1942 übernahm die Arbeit in der Landwirtschaft der Jugendliche Wasil L. (*1927), gebürtig in Stomnikowa/Ukraine, der bis April 1944 anwesend war. In den Jahren 1943 bis 1945 gehörte zu den Landarbeiterinnen auch noch Maria R. (*1906) aus Beroschki. Ein ganzer russisch-katholischer Familienverband aus Oszowo/Ukraine scheint am 27. März bzw. 2. April 1943 als Ostarbeiter nach Dernbach gekommen zu sein, um bis Kriegsende als Landarbeiter im Westerwald zu bleiben. Der verwitwete Philipp L. (*1879); der ledige Ilja L. (*1928); Mojschej (gen. Iwan) L. (*1908) mit seiner Ehefrau Hanna L. (*1917) und einem gemeinsamen Kind (*1944 wohl in Dernbach) sowie das Ehepaar Michael L. (*1924) und Stefanie L. (*1918), die ebenfalls ein gemeinsames Kind haben (* vor 1944). Den Eltern mit Kind stand eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 5,- RM zu, für die Kinderpflege wurden gleichzeitig monatlich 6,- RM von den Schwestern einbehalten. Als Hausgehilfinnen werden Anna B. (*1903) aus Proentsakoma und Maria D. (*1918) aus Hinka in der Lohnkartei benannt. Bei Antonia H. (*1904) aus Bukowska im Generalgouvernement Polen, die einige Monate im Jahr 1944 geführt wurde, und Stanislawa T. (*1923) aus Budzischewize/Polen, die von 1943 bis 1945 entlohnt wurde, ist die ausgeübte Tätigkeit nicht benannt. Letztgenannte scheint auch zeitweilig im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Montabaur ausgeholfen zu haben. Marija A. (*1920) aus Newel war nach Aussagen einer Zeitzeugin zunächst bei der Firma Osmose in Staudt dienstverpflichtet. Weil sie dort erkrankte und die Arbeit zu schwer für sie war, fragte die Firma im Mutterhaus um eine andere Beschäftigungsmöglichkeit für die junge Frau an. Marija A., verheiratet und Mutter eines Kindes, wechselte zu den Schwestern und arbeitete bis März 1945 als Büglerin. Gemeinsam nach Dernbach kamen im Dezember 1944 bis Kriegsende auch Nickolei T. (*1878) und Wawara T. (*1887) mit Anna T. (*1907), es könnte sich hier um ein Ehepaar mit Tochter gehandelt haben. Ihre Herkunft bleibt unklar. Jacques N. (*1923) aus Paris bildet eine Ausnahme, er war kein Pole oder Ostarbeiter und als einziger ab September 1944 als Krankenpfleger eingesetzt. Da im Provinzarchiv sämtliche Lohnunterlagen des Jahres 1943 fehlen, ist es möglich, daß dieser Liste nach Erfassung anderer Quellen noch weitere Namen hinzugefügt werden müssen.
In der Chronik des Mutterhauses wurde am 28. März 1945 eingetragen: „Heute hat Robert, unser französischer Kriegsgefangener, der beinahe 5 Jahre lang treu und fleißig auf der Ökonomie geschafft hat, uns verlassen, um in seine Heimat zu gehen“. Er kehrte zwei Tage später noch einmal über Wirges kommend zurück, da er keine Reisemöglichkeit fand. Weitere Angaben zu „Robert“ fehlen leider. Am 9. April 1945 berichtete die Chronistin: „Heute sind unsere russischen Arbeiter und Arbeiterinnen abgezogen und zwar zunächst nach Montabaur. Es verlautet, sie kämen zunächst nach Belgien, um später zur See nach Odessa befördert zu werden“. (BW)
Q.: PAADJC, Dernbach, Verzeichnis der Niederlassungen 1939-1945, Lohnunterlagen.
Lit.: SCHATZ 138-142; STAUDT.