Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück
Deutschland, Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Nordvorpommern, Amt Darß/Fischland
erste Erwähnung
Sommer 1943
letzte Erwähnung
Die Auflösung des Lagers begann im April 1945. Eine Gruppe von 35 Häftlingen aus der UdSSR, Polen und Slowenien wurde in das Außenlager Barth deportiert. Die verbliebenen Häftlinge trieb man später in Richtung Ribnitz. Bei Wustrow wurden sie von der Roten Armee befreit. Die Lagerleitung, Wilhelm P. und der Forstmeister Franz Müller, hatte sich abgesetzt.
Die sowjetischen Alliierten demontierten die Meilerei.
am 12.04.1945 treffen 35 Austausch-Häftlinge von der SS-Meilerei Born, im Kdo. AL Barth ein
Häftlinge
120 Häftlinge trafen Ende 1943 in Born ein
Arbeit
In der etwa einen Kilometer vom «Borner Hof» entfernt liegenden Meilerei mussten die Häftlinge Holz zur Betriebsstoffbeschaffung «verkohlen». Die Meilerei bestand aus sechs Meilern (Metall-Brennöfen). Als einen weiteren Nebenbetrieb kaufte die SS 1943 Teile eines privaten Bauernhofes vom staatlichen Forstamt an und richtete dort eine Hartholzbearbeitung in den Wirtschaftsgebäuden ein. Im Winter wurde zusätzlich am Saaler Bodden Reet geschnitten, das aber nur noch direkt vor Ort für Reetdächer gebraucht wurde. Verantwortlich für den Arbeitseinsatz war Forstmeister Franz Müller.
Drei sowjetischen Häftlingen gelang in der Nacht zum 12. Oktober 1944 die Flucht, worauf die Kriminalpolizeistelle Schwerin eine Fahndung veranlasste.
Es gibt Hinweise, dass fünf Männer im Oktober 1944 bei einem Fluchtversuch erschossen und am Rande des Borner Friedhofes begraben wurden.
Unterbringung
Gaststätte Borner Hof
(„Witt's Gasthaus" (später auch „Borner Hof") wurde um 1885 erbaut und entwickelte sich schon zehn Jahre später zum ersten Hotel am Platze. War Prinz Eitel Friedrich als Jagdgast auf dem Darß, wurde er von hier mit Rauchware und Getränken beliefert.)
Das Lager wurde von ca. 20 SS-Männern bewacht, die im zweiten Stock der Gaststätte untergebracht wurden. Dort wurde auch das Dienstzimmer des Kommandoführers Wilhelm P. eingerichtet. Die Häftlinge brachte man im großen Saal unter. Dort existierten dreistöckige Betten. Zum gleichen Zeitpunkt befanden sich vermutlich polnische Zwangsarbeiter im «Borner Hof». Unter den Häftlingen gab es jedoch keinen Kontakt.
Wachmannschaft
SS-Oberscharführer
Jauch Ewald
* 23.04.1902 in Schwenningen
† 11.10.1946 in Hameln
(1945 Lagerführer im Außenlager Bullenhuser Damm)
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
Mueller-Darß Franz
* 29.04.1890 in Lindau
† 18.06.1976 in Lenggries
vor 1945 Beauftragter für das Diensthundewesen beim Reichsführer-SS
Bemerkungen
Die Außenlager auf Darß waren die ersten des KZ Neuengamme.
Bis 1945 lebten im Darßwald in den 1930er Jahren angesiedelte Wisente. Hermann Göring und später Erich Honecker hielten hier Jagden ab. Bekannte Forstmänner, die auf dem Darß wirkten, waren Ferdinand von Raesfeld (von 1890 bis 1913) und Franz Mueller-Darß (1925 bis 1945).
Nach 1945 diente der «Borner Hof» als Freizeiteinrichtung. Die Geschichte des Lagers wurde in der DDR erstmalig durch Wilhelm Steinhauer und eine Schülergruppe «Die jungen Historiker» dokumentiert. Auf dem Friedhof in Born befindet sich ein Erinnerungsstein an die ermordeten Häftlinge mit der Inschrift: «Hier ruhen fünf unbekannte Opfer des Faschismus — ermordet 1944». Eine juristische Aufarbeitung fand nicht statt.
SS-Ogruf. u. Generalleutnant der Waffen-SS
Glücks Richard
(am 26. April 1945 zogen die Glücks nach Born a. Darß)
Opfer
Richard Rudolphr
Geboren am 11. Juni 1911
Verfolgungsgrund: Zeuge Jehovas (Bibelforscher), Wehrdienstverweigerer
Dauer des Freiheitsentzuges: 18 Jahre, 11 Monate
Land: Deutschland, Schleswig-Holstein, Oldenswort
Richard Rudolph erlebte als Kind den Ersten Weltkrieg, was in ihm eine große Abscheu gegen Krieg bewirkte. Er wurde am 2. Juli 1936 im Alter von 25 Jahren verhaftet und Anfang Mai 1945 befreit. Er kam in die Gefängnisse Hirschberg, Breslau und Alexanderplatz in Berlin sowie in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Neuengamme, dessen Außenlager Darß-Wieck, Darß-Zingst und Salzgitter-Watenstedt/Leinde und Ravensbrück.
Von 1950 bis 1960 musste er in der kommunistischen DDR wegen seines Glaubens zehn Jahre Haft in Gefängnissen verbüßen. In den knapp 19 Jahren Haft war Rudolph insgesamt in sechs Konzentrationslagern und Lagern sowie in neun Gefängnissen inhaftiert. Im Januar 1961 gelang ihm die Flucht nach West-Berlin in die Bundesrepublik Deutschland. Als einer der letzten lebenden so genannten „Doppelverfolgten“ unter zwei deutschen Diktaturen war er als Zeitzeuge tätig und eine Vorträge führten ihn 2004 sogar an Universitäten in Japan.
Grabstätte für fünf unbekannte KZ-Häftlinge, die Gestaltung der Anlage mit Sowjetstern spricht dafür, dass auch Opfer aus der UdSSR unter den Toten sind.
Ort: 18375 Born am Darß
Straße: Kirchweg