RAVENSBRÜCKLIED

Nicht weit von Berlin, von der Hauptstadt
ein Stück Erde, das Wasser umgibt
darauf leben wir hinter der Mauer
darauf steht das KZ Ravensbrück

Aus Holz zweiunddreißig Baracken
Bunker, Küche, Betrieb und Revier
Und die Mädchen, sie geh’n ohne Jacken
und wir haben noch März, und es friert.

Sie wecken uns lang, eh es hell ist
heißes Wasser, das ist unser Mahl
dann hinaus zum Appell, in die Kälte
danach geht’s in den Arbeitstag.

Wir fürchten uns nicht vor der Arbeit
doch für sie schuften wollen wir nicht
Lustig tanzen und singen wir, aber
unsere Herzen füllt Gramm bitterlich.

Macht die grimmige Kälte uns schluchzen
denn wir haben ja Kleider nur an
dann rufen wir uns ins Bewusstsein
dass die Welt ist voll Feuer und Kampf.

Dass jetzt weinen die Brüder und Schwestern
Vater, Mutter, die Liebsten daheim
doch der Kampf an den Fronten ist heftig
und das Ende naht unserer Pein.

Also Kopf hoch, bleibt stark, Kameradinnen
kühner singt, haltet durch bis zum Mai!
Nur noch zwei, drei Torturen ertragen
und die Nachtigall fliegt schon herbei.

Sie wird öffnen das Tor in die Freiheit
von uns nehmen das Streifenkleid
und die Wunden des Herzens uns heilen
und uns trösten und stillen das Leid.

Macht dem Herzen Mut, russische Frauen!
Denkt daran, dass ihr Russinnen seid!
Habt vor Augen, bald werden wir schauen
unsere russische Erde erneut!


Text: Zinaida (KZ Ravensbrück 1943)
Musik: ein russisches Volkslied aus der Zarenzeit