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Seine persönlichen Verhältnisse
Der am 7.Dezember 1909 in Schildow, Kreis Niederbarnim, als Sohn der Eheleute Hermann und Minna Lambert geborene Angeklagte Erwin Hermann Lambert hat noch eine in Schildow lebende verwitwete Schwester. Nach dem Tode seines Vaters, der 1915 als Soldat im Weltkrieg fiel, heiratete seine Mutter den Schildower Bauunternehmer Bee. Lambert wuchs in Schildow auf und besuchte dort die Volksschule. Zunächst war er ein Jahr in einer Schlosserlehre, dann machte er in drei Jahren eine vollständige Maurerlehre durch und schloss sie mit der Gesellenprüfung ab. Mitte der zwanziger Jahre besuchte er drei Semester lang die Baugewerkschule auf der Kurfürstenstrasse in Berlin. Die Maurermeisterprüfung bestand er entweder 1936 oder 1937 in Bernau bei Berlin. Inzwischen hatte Lambert bei verschiedenen Baufirmen in Schildow und Berlin gearbeitet. Zuletzt war er im Jahre 1939 als Maurerpolier bei der Baufirma Vollmann und Schmidt in Berlin tätig.
Anfang 1940 wurde er von der Gemeinnützigen Stiftung für Anstaltspflege, deren Büros sich damals noch im Columbushaus am Potsdamer Platz befanden, dienstverpflichtet. Der Sachbearbeiter Schneider klärte ihn über die von dieser Stiftung vorzubereitende Euthanasieaktion auf, sagte ihm, dass es sich um eine Geheime Reichssache handele und ließ sich von ihm ein Formular über die Verpflichtung zur Geheimhaltung dieses Vorhabens unterschreiben. Seine erste Tätigkeit bestand darin, die Villa auf der Tiergartenstrasse 4 in Berlin, die dem jüdischen Maler Max Liebermann gehört hatte, für Bürozwecke umzubauen. Er erfüllte diesen Auftrag, so dass die Stiftung bald in die umgebaute Liebermannvilla auf der Tiergartenstrasse 4 umziehen konnte. Man nannte die Stiftung fortan abgekürzt nur noch die Dienststelle T4 (Tiergartenstrasse 4). Von dieser Dienststelle aus wurde Lambert dann in die Heil- und Pflegeanstalten Hartheim bei Linz, Sonnenstein bei Pirna, Bernburg und Hadamar entsandt. In den Gebäuden aller dieser vier Anstalten baute er je eine Gaskammer zur Vergasung von Geisteskranken ein. Er war hierdurch bei der Dienststelle T4 zum Spezialisten für den Bau von Gaskammern geworden. Von der Anstalt in Hadamar aus, wo er zuletzt tätig war, bekam er Ende 1940 Weihnachtsurlaub.
Nach dem Urlaub wurde er von T4 zum Erholungsheim dieser Dienststelle am Attersee in Österreich geschickt, das er baulich überholen musste.
Zusammen mit dem Koch Hengst, den er in der Bernburger Anstalt kennengelernt hatte, hatte er sich im Frühling 1942 erneut bei T4 zu melden. Ende Mai / Anfang Juni 1942 wurden er und Hengst von Berlin aus nach Lublin in Marsch gesetzt. Er wurde hier als SS-Unterscharführer in Feldgrau eingekleidet und noch am Ankunftstag zusammen mit Hengst von dem SS-Hauptsturmführer Thomalla mit einem Kraftwagen zum Vernichtungslager Treblinka gefahren. In Treblinka, wo das kleine Gashaus bereits fertig gestellt war, leitete er den Bau von Baracken, Zäunen und anderen Lagereinrichtungen durch Ukrainer, Juden und freie polnische Handwerker. Eines Tages erschien der zum ersten Kommandanten des Lagers ernannte Dr.med. Irmfried Eberl im Lager.
Es kamen auch die ersten Transporte an, deren Vergasung Lambert miterlebte, ohne hierbei selbst mit Hand anzulegen, da er seinen baulichen Sonderauftrag zu erledigen hatte. Etwa zwei Wochen nach der Ankunft Dr. Eberls im Lager wurde Lambert krank.
Wegen seiner Erkrankung konnte er mit Genehmigung von T4 mehrere Wochen lang zu Haus in Schildow bleiben. Hier besuchte ihn auch der stellvertretende Personalchef von T4, der Zeuge O.
Nach seiner Gesundung wurde Lambert zur Anstalt Hartheim bei Linz abkommandiert, wo er eine Filmkammer bauen musste, etwas, was ebenfalls mit der Euthanasie zusammenhing. Anschließend führte er erneut Erneuerungsarbeiten am Erholungsheim der Dienststelle T4 am Attersee aus.
Im August 1942 fuhr er zum zweiten Mal zum Vernichtungslager Treblinka, wo bereits mit dem Bau der neuen Gaskammer begonnen worden war. Mit Unterstützung von Juden und Ukrainern gelang es Lambert, aufgrund seiner Spezialkenntnisse im Bau von Vergasungsanlagen das große Gashaus rasch fertig zu stellen.
Im September oder Oktober 1942 kam er zum Gaskammerbau in das Vernichtungslager in Sobibor.
Anschließend wirkte er am Aufbau der Arbeitslager Dorohucza bei Lublin und Poniatowo bei Opole mit. Die Befehle hierzu hatte er ebenfalls von der Zentralstelle der Aktion Reinhard in Lublin bekommen.
Nach der Erledigung aller dieser Aufträge wurde er nach Berlin zurückbeordert und von hier aus erneut zur Durchführung von Bauarbeiten in der Heil- und Pflegeanstalt in Bernburg geschickt. Von Bernburg fuhr er im Frühjahr 1943 zum dritten Male zum Vernichtungslager Treblinka, um dort Umbauten und Reparaturen an Gebäuden auszuführen. über Lublin gelangte er wieder nach Berlin. Man schickte ihn von hier aus zum Erholungsheim der T4 am Attersee, weil dort erneut Reparaturarbeiten zu erledigen waren. Anschließend leitete er verschiedene Bauarbeiten in der Anstalt Hartheim bei Linz und war bei der Verlegung der Dienststelle T4 von Berlin nach Gut Steineck bei Schönfließ, Kreis Königsberg in der Neumark, tätig.
Im Dezember 1943 hatte Lambert einen mehrwöchigen Weihnachtsurlaub, den er zu Hause in Schildow verbrachte.
Anfang Januar 1944 wurde er von Berlin aus nach Triest in Marsch gesetzt und dort als Polizeioberwachtmeister eingekleidet. Er wurde im Raume zwischen Triest und Fiume mit Maurerarbeiten beschäftigt und bei der Straßensicherung eingesetzt.
Am 15.Mai 1945 geriet er in englische Kriegsgefangenschaft. Die Engländer übergaben ihn den Amerikanern, die ihn in ein Lager nach Aalen in Württemberg brachten.
Er wurde nach Waiblingen entlassen, zog von dort zunächst nach Schwaikheim und wurde schließlich in Stuttgart sesshaft. Im Jahre 1949 machte er sich hier selbständig, und zwar nicht als Bauunternehmer, sondern als Fliesenleger. In seinem gut florierenden Geschäft beschäftigte er mehrere Fliesenleger.
Er ist seit dem 3. Juni 1944 mit Brand. verheiratet. Aus seiner Ehe sind zwei Töchter hervorgegangen.
Er trat am 1.Mrz 1933 der NSDAP bei, jedoch nicht einer Gliederung dieser Partei. In den Jahren 1938 und 1939 war er Blockleiter der NSDAP in Schildow.
Als er noch in Schwaikheim wohnte, wurde er dort entnazifiziert und als Mitläufer eingestuft. Lambert gehört der evangelischen Kirche an.
Diese Feststellungen beruhen auf der insoweit glaubhaften Einlassung des Angeklagten Lambert.
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